Dirk Heidolf: «Eigenes Team war die richtige Wahl»
Das SaxoPrint Racing Team Germany (RTG) hat mit den schnellen Werks-Honda NSF250RW 2014 einen Volltreffer gelandet. Efren Vazquez belegte Rang 4 des Gesamtklassements und fuhr zwei Siege ein. John McPhee erbeutete 77 Punkte und erreichte den 13. Gesamtrang.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com berichtete Teamchef Dirk Heidolf nun von den Anfängen und der Entwicklung seines Rennteams.
Bis 2007 war Heidolf selbst als Pilot in der 250-ccm-Weltmeisterschaft unterwegs. Nach WM-Rang 20 fehlten jedoch die finanziellen Mittel für die gewünschte Werksmaschine. Der Sachse entschloss sich, seine Karriere zu beenden. Er blieb der Weltmeisterschaft jedoch erhalten. Zusammen mit seinen Sponsoren gründete er ein Unternehmen. Die Racing Team Germany GmbH ist eine eingetragene Firma.
«Ende 2007 wollten wir Minimum das LE-Bike, aber eigentlich die Werksmaschine von Aprilia. Dafür reichten jedoch meine finanziellen Mittel einfach nicht aus. Daher stand ein Wechsel in die Supersport-WM zur Debatte, denn es gab ein gutes Angebot. Wir waren schon auf dem Weg zum Termin mit dem Team, doch in der Nähe von Dortmund hat mich dann Bernd Keller von der Spedition Glachau-Trans angerufen. Er sagte mir, dass wir umkehren sollen, denn ich sollte nicht weiter fahren und stattdessen etwas für den Nachwuchs tun. Unser Ziel war es, mit einem eigenen Team in den GP-Sport zurückzukommen. In diesem Moment war das wirklich schwer für mich», räumte Heidolf ein.
Doch der heute 38-Jährige bereut seine Entscheidung für ein eigenes Team nicht. «Im Nachhinein war es jedoch die richtige Entscheidung. Das Leasing für eine Werks-Aprilia lag damals bei 1,1 oder 1,2 Millionen Euro. Das Geld hatten wir nicht, also war klar, dass ich dem GP-Sport den Rücken kehre, um zumindest auf einem werksunterstützten Bike in der Supersport-WM zu fahren. Die Entscheidung für ein eigenes Team war jedoch die beste. Es ist viel Arbeit, aber es macht auch sehr viel Spaß.»
Heidolf: «Einige rieten uns von Miller ab»
«Schön war, dass wir nur ein Jahr brauchten, um in die Weltmeisterschaft zu kommen. 2008 traten wir mit Toni Wirsing in der Europameisterschaft an und absolvierten drei Wildcard-Einsätze. Danach konnten wir in die Weltmeisterschaft aufsteigen. In Misano sind wir auf Anhieb 14. geworden. Für 2009 haben wir dann bereits zwei Startplätze für die Weltmeisterschaft bekommen. Im selben Jahr feierten wir mit Tomoyoshi Koyama, der Bastien Chesaux ersetzte, die ersten Erfolge. 2010 waren wir mit Koyama das beste Privatteam. Er wurde auf dem Sachsenring sogar Zweiter. Mit Cortese und der Werks-Aprilia haben wir dann 2011 lange um den Weltmeistertitel mitgekämpft, zwei Siege und mehrere Podestplätze eingefahren. 2012 haben wir Louis Rossi nach vorne gebracht und 2013 Jack Miller», erinnert sich Heidolf.
«Jack bleibt nun allen im Gedächtnis, aber mit ihm konnten wir nie einen Podestplatz einfahren. Einige hatten uns sogar von seiner Verpflichtung abgeraten, aber er war Deutscher Meister und fuhr auch in der Spanischen Meisterschaft stark. Wir gehen an die Strecke und schauen uns dort die Fahrer an. Man sieht dann, wer wirklich ein Talent ist oder welches Talent gerade nur auf schlechtem Material sitzt. So lief es auch bei Jack Miller und John McPhee. Wir nehmen lieber einen ‹No-Name-Fahrer› ins Teams, da wir nicht das Budget für Top-Fahrer haben und meist passen erfahrene Top-Fahrer nicht zu unserem Arbeitsstil. Wir wollen mit jungen Leuten arbeiten und ihnen unsere Philosophie vermitteln.»
2015 kommt nach Efren Vazquez mit dem 27-jährigen Alexis Masbou jedoch wieder ein sehr erfahrener Fahrer ins Team. Mit Vazquez gab es Ende 2014 große Unstimmigkeiten, nachdem der Vertrag für 2015 bereits mit Handschlag besiegelt wurde und letztendlich doch nicht zustande kam. «Efren kam nach Gesprächen mit Honda zu uns, denn sie wollten einen erfahrenen Fahrer, der bei der Entwicklung der Werks-Honda helfen kann. Alexis wird gut zu uns passen, denn er ist ein lustiger Typ. Das wird uns gut tun», ist Heidolf überzeugt.