MotoGP: Bagnaia über die Niederlage

Stefan Kiefer: «Wir haben zwei Sieganwärter»

Leopard-Honda-Racing-Teambesitzer Stefan Kiefer hat eine lange Durststrecke hinter sich. Aber in Katar waren Danny Kent und Efren Vazquez mit den Rängen 3 und 4 stärker als das Honda-Werksteam.

882 Tage.

Fast zweieinhalb Jahre. Genau genommen: zwei Jahre und fünf Monate.

So lange dauerte die Durststrecke von Kiefer Racing zwischen dem letzten Punktgewinn am 28. Oktober 2012 (Mike di Meglio fuhr damals mit der Moto2-Kalex in Phillip Island auf Platz 14) bis zum dritten Platz von Danny Kent auf der Leopard-Honda NSF250RW beim Katar-GP am letzten Sonntag.

«Wenn wir 2015 wieder keinen WM-Punkt holen, dann gehe ich nach dem WM-Finale in Valencia zu Fuss nach Hause», hatte Teambesitzer Stefan Kiefer beim WM-Finale 2014 in Spanien angekündigt.

Damals hatte sich abgezeichnet, dass Kiefer 2015 neben dem jungen Japaner Hiroki Ono und Routinier Danny Kent (er gewann 2012 auf der Red Bull KTM im Ajo-Team, zwei WM-Rennen) auch den Spanier Efren Vazquez im Team haben werde, dazu Sponsor Leopard und die renommierten Crew-Chiefs Norman Rank und Christian Lundberg.

Das Debüt von Leopard Racing in Doha fiel vielversprechend aus: 3. Danny Kent. 4. Efren Vazquez. Nur Ono kam nicht ins Ziel.

Kent hatte viel Führungsarbeit verrichtet, es bestand die Chance auf den Sieg, doch schliesslich fehlten dem Briten 0,142 Sekunden zum dritten GP-Triumph.

Stefan Kiefer (49) trauerte dem Sieg nicht lange nach. «Wir sind völlig zufrieden», versicherte er gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die Spitze liegt in der Moto3 so dicht beisammen... Da kannst du blitzartig auch auf Platz 10 zurückfallen», gab er zu bedenken.

Kiefer fährt erstmals seit 2009 in der kleinsten WM-Klasse mit drei Fahrern, damals waren es Stefan Bradl, Robin Lässer und Robert Muresan, es wurde im Grizzly-Design auf Aprilia 125 gefahren.

Stefan Kiefer war von 1989 bis 1994 selbst Rennfahrer. «Das liess sich nachher mit dem Geschäft nicht mehr vereinbaren. 1996 haben mein Bruder Jochen und ich beschlossen, neben dem Motorradgeschäft auch ein Rennteam zu führen. Wir sind ?zuerst mit Christian Gemmel 250-ccm-Vize-Europameister und Internationaler Deutscher Meister geworden», blickt Kiefer zurück. «Dann sind wir mit Christian in die 250er-WM eingestiegen.»

Kiefer hat sein neues Drei-Fahrer-Team schon im Winter stark eingeschätzt. «In der Moto3-WM 2015 gibt es zehn bis zwölf Sieganwärter», war er sich bewusst. «Wir haben mit Kent und Vazquez zwei davon.»

«Wir machen keine Show, wir fahren Rennen», lautet ein Slogan von Kiefer aus der Saison 2011. Damals hat Stefan Bradl für den deutschen Rennstall die Moto2-Weltmeisterschaft gewonnen.

2012 enttäuschte dann Max Neukirchner in Kiefers Moto2-Team. 2013 blieben die Moto3-Fahrer Florian Alt und Toni Finsterbusch punktelos, 2014 scheiterten Luca Grünwald und Gabriel Ramos.

Stefan, auch nach dem ersten Rennen lässt sich noch keine Prognose für die Moto3-Weltmeisterschaft 2015 abgeben?

Nein, an der Situation in der Moto3 hat sich überhaupt nichts geändert. Es gibt zehn bis 15 Mann, die richtig schnell sind und Rennen gewinnen können. Das hat sich in den Trainings und im Rennen in Katar klar gezeigt. Unsere zwei Top-Piloten machen einen sehr guten Eindruck, auch Hiroki Ono war im Training stark.
Es ist alles offen. Ich werde mich hüten, Prognosen abzugeben. Wir können jederzeit 15. werden – oder anderseits mal ein Rennen gewinnen.

Das Team heisst jetzt Leopard Racing, von Kiefer ist nichts mehr zu sehen? Nur auf dem Ventilator in der Box stand in Katar noch Kiefer Racing drauf.

Richtig, der Teamname hat sich geändert, das ist jetzt Leopard, der Name unseres Hauptsponsors, aber es steckt immer noch Kiefer Racing dahinter.
Der Rennsport ist extrem kostenintensiv. Ohne Sponsor können wir keine Werks-Honda kaufen und keine teuren Fahrer engagieren.

Als offizielles Werksteam von Honda gilt die Estrella-Galicia-0,0-Truppe von Alzamora mit den Piloten Fabio Quartararo und Jorge Navarro, die in Katar auf den Rängen 7 und 12 landeten?

Ich kann nicht beurteilen, wie gut die Unterstützung beim Monllau-Team von Alzamora ist, das ist halt auch das Honda-Testteam. Was uns betrifft, ist der Support von Honda bisher einwandfrei und richtig gut. Wir können uns überhaupt nicht beklagen.

Dein Bruder Jochen und du, ihr habt das Motorradgeschäft in Idar-Oberstein nach der Saison 2011 verkauft. Ihr betreibt jetzt nur noch das Rennteam?

Das GP-Team ist ein Fulltime-Job geworden, aus diesem Grund haben wir das Motorradgeschäft aufgegeben.
Am Anfang war der Rennsport bei weitem nicht so zeitintensiv wie heute. Wir sind acht bis zehn Jahre lang von den Übersee-Rennen am Montagfrüh heimgekommen und haben dann direkt den Laden aufgeschlossen. Das war einfach nicht mehr machbar, die Doppelbelastung ist zu viel geworden. Wir waren komplett verschlissen, mein Bruder und ich. Deshalb haben wir das Geschäft aufgegeben.
Es war die richtige Entscheidung.

Ihr habt in den letzten zwei Jahren auf deutsche Nachwuchsfahrer wie Alt, Finsterbusch und Grünwald gesetzt. Sie konnten die Erwartungen nicht erfüllen?

Wir haben bis zu dieser Saison eigentlich jedes Jahr einem deutschen Fahrer eine Chance gegeben. Seit 2003 ist jedes Jahr mindestens ein Deutscher im Team gewesen. 2015 ist das erste Jahr, in dem wir keinen deutschen Fahrer dabei haben.
Wir hatten uns die Nachwuchsförderung auf die Fahne geschrieben. Wir haben immer gesagt: Wir sind ein deutsches Team, wir geben jungen oder auch nicht mehr ganz so jungen deutschen Fahrern die Chance, bei uns in der WM zu fahren. Dieses Jahr hat es nicht mehr geklappt. Das ist ?einerseits aus finanziellen Gründen gescheitert. A?Anderseits hatten wir in de?n vergangenen Jahren in Deutschland nicht das Potenzial, um unter die Top 5 zu fahren.
?Ich hoffe, dass sich das bald wieder ändert. Aber die IDM schwächelt ein bisschen, was die Moto3 angeht. Früher oder später wird es wieder deutsche Talente geben, die förderungswürdig sind und die wir dann in der WM etablieren können. Aber ich denke, dass das bestimmt noch drei, vier Jährchen dauern wird.

Platz 3 und 4 beim vielversprechenden Auftakt in Katar. Ihr seid für die Saison bestens gerüstet?

Ich kann mich nicht beklagen. Es läuft echt gut, wir haben bei Honda super gutes Material, unsere Fahrer sind wettbewerbsfähig. Wir sind sehr zuversichtlich für dieses Jahr.
Wir stehen finanziell auf festen Füssen, es läuft alles hervorragend. Ich kann gegenüber unserem Hauptsponsor nur grosses Lob ausschütten, wie professionell das bis jetzt alles abläuft. Und das wird auch so bleiben.

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