Sieger Danny Kent: «Fahre mit mehr Kurvenspeed»
Danny Kent aus dem Leopard Racing-Team hatte seine Moto3-Gegner auch beim Catalunya-GP unter Kontrolle. Als ein Ausreissversuch in Runde 11 scheiterte, Kent kam nur 0,426 sec von den Verfolgern weg, verlegte er sich aufs Abwarten.
Der Honda-NSF250RW-Werkspilot hatte die Gegner in den kurvenreichen Sektor tadellos im Griff. So konnte er sich sich leisten, als Sechster hinter Vazquez, Antonelli, Oliveira, Bastianini und Navarro in die letzte Runde zu starten – und trotzdem im vierten WM-Lauf 2015 den bereits vierten Saisonsieg sicherzustellen.
Kent gewann in diesem Jahr schon in Austin, Las Termas und in Jerez, in Le Mans und Mugello landete er auf der Rängen 4 und 2.
Kent kam mit 46 Punkten Vorsprung nach Spanien, jetzt liegt er 51 Punkte vor Enea Bastianini.
Der Stand: 1. Kent 149 Punkte. 2. Bastianini 98. 3. Oliveira 77. 4. Vazquez 76. 5. Fenati 75.
«Natürlich konnte ich nicht ganz sicher sein, dass ich dieses Rennen gewinne. Solange du in einer Gruppe mit vier oder fünf anderen Piloten steckst, die ebenfalls gewinnen wollen, bestehen Zweifel», räumte Kent ein. «Aber ich habe mich in den letzten zwei Sektoren sehr stark gefühlt. Deshalb habe ich zwischendurch versucht, ob ich allein wegfahren kann. Aber ich kam nur 0,4 oder 0,5 sec weg. Und ich spürte, dass sich die Gegner am Ende der Zielgeraden wieder ansaugen. Ich konnte im Infield auf der TV-Screen meinen Vorsprung ablesen... Da ich ausserdem spürte, dass die Reifen nachliessen und ich fürchtete, sie würden mich im Stich lassen, wenn ich allein wegfahre und sie zu stark beanspruche, habe ich meinen Plan geändert, ähnlich wie in Mugello. Ich liess mich ans Ende des Pulks zurückfallen und schonte die Reifen. Zum Glück waren diesmal nur fünf Gegner im Spiel, nicht 15 wie in Italien.»
«Mein Plan war dann, als Vierter oder Fünfter in der letzten Runde über die Zielgerade zu brausen und dann den Windschatten auszunützen, um in Kurve 1 anzugreifen. Ich wollte dann die ganze letzte Runde auf Platz 1 fahren. Der Plan hat mehr oder weniger perfekt geklappt. So ist der Sieg zustande gekommen», schilderte der WM-Leader.
«Ich habe in Turn 1 aussen überholt. Innen wäre es mir lieber gewesen. Aber ich habe das am Samstag ausprobiert und bin im Gras gelandet... Deshalb habe ich die sichere Route gewählt – das war die Aussenspur. Ich habe im Turn 1 ein bisschen zu spät gebremst und wurde etwas rausgetragen, aber zum Glück schliesst sich die zweite Kurve direkt an, so habe ich nicht viel Zeit verloren und dann viel Schwung gehabt, um Antonelli zu überholen», ergänzte der Honda-Werkspilot.
Kent wusste, er muss in der letzten Runde in der Zielkurve vorne sein, weil der Zielstrich gleich nach der Kurvenausfahrt folgt. «Nur beim Rausfahren auf die Gegengerade in der letzten Kurve hatte ich noch etwas Sorge... Ich wusste, in dieser Linkskurve muss ich vorne sein, denn nachher ist das Überholen schwierig, besonders in der Moto3, wo du nie an Schwung verlieren darfst. Der Bremspunkt am Ende dieser Gegengeraden, das war die Stelle, wo ich mich vehement zur Wehr setzen musste. Ich wusste, dass mein Gegner stark auf der Bremse ist. Also habe ich ein bisschen härter und später gebremst als üblich. Ich wusste, dass mich Bastianini dann kaum mehr schnappen kann.»
Nur eine KTM hielt in der Sechs-Mann-Spitze mit. Kent: «Die Bikes in dieser Klasse sind sehr ausgeglichen. Alle Fabrikate haben ihre Vor- und Nachteile. Ich habe mit meinem Set-up in den meisten Kurven schneller fahren können als die meisten anderen Honda-Fahrer. Es kommt darauf an, wie man das Bike bewegt, nicht auf das Fabrikat. Wir haben ein sehr gutes Feeling für das Bike, ich kann deshalb einen höheren Kurvenspeed fahren.»
Was ist Dannys stärkster Punkt? «Alles spielt zusammen, meine Einstellung, meine Fitness», meint er. «Ich kann in den letzten Runden noch schnell fahren und mir gleichzeitig noch Gedanken über die Taktik machen... Es gab einige Rennen wie in Jerez und hier, wo ich mich nach harten Fights durchgesetzt habe. Es gibt viele Gründe, warum wir in diesem Jahr so stark sind. Aber ich glaube nicht, dass ich heute mein bestes Rennen gezeigt habe. Die Rennen, bei denen ich allein wegfahren konnte, dort war meine Performance besser.»