Danny Kent (Honda): «Sachsenring-GP war schwierig»
66 Punkte Vorsprung nach neun von 18 Rennen, fünf Siege, dazu zwei dritte und ein zweiter Platz und Rang 4 in Le Mans als bisher schlechtestes Ergebnis: So souverän hat kein Fahrer die kleinste WM-Klasse beherrscht seit Haruchika Aoki vor 20 Jahren.
Und das deutsche Leopard Kiefer Racing Team marschiert Richtung Titelgewinn – wie bereits 2011 mit Stefan Bradl in der Moto2-Klasse.
Der 21-jährige Danny Kent wirkt selbstsicher, er zermürbt die Gegner mit seinem Selbstvertrauen und mit seiner Nervenstärke. Und er braucht keinen überlegenen Top-Speed, um mit den Gegnern Katz und Maus spielen zu können.
Danny, auf dem Sachsenring hast du deine Verfolger um 7,5 Sekunden distanziert. Hast du damit gerechnet, dass dir dort wieder ein Alleingang gelingen könnte?
Auf jeden Fall, ja. Bereits in den Trainings waren wir immer vorne. Dazu auch im Qualifying. Da war der Vorsprung nicht gerade klein – es drehte sich um eine halbe Sekunde. Deshalb wusste ich vor dem Rennen in Deutschland: Wir werden eine gute Chance haben, allein wegzufahren.
Wir haben dann demonstriert, dass wir gewinnen können. Und nicht nur das: Wir haben gezeigt, dass wir mit einem gehörigen Abstand gewinnen können.
66 Punkte Vorsprung sind ein beruhigendes Ruhekissen. Aber du hast keine Absicht, es in den nächsten neun Rennen etwas gemütlicher angehen zu lassen?
Nein, definitiv nicht. Ich will in diesem Jahr so viele GP-Siege einheimsen wie möglich. Wie ich schon bei vielen anderen Interviews in der Vergangenheit gesagt habe: Ich werde nicht irgendeinen Blödsinn machen. Aber wenn ich die Chance auf einen Rennsieg sehe, werde ich versuchen, sie wahrzunehmen.
Aber wenn man die Weltmeisterschaft gewinnen will, geht es nicht nur um einzelne Siege. Es ist ein langes Jahr, eine lange Saison. Und wir müssen pausenlos Punkte sammeln.
Mit der ersten Saisonhälfte bin ich auf jeden Fall zufrieden.
Und du betonst immer, jetzt kommen weitere Strecken, die dir wirklich gut liegen. Mehr als im ersten Halbjahr?
Ja, richtig. Meine Lieblingsstrecken kommen erst. Es hat sich auch in den vergangenen Jahren immer gezeigt, dass ich in der zweiten Saisonhälfte stärker werde.
Ich behaupte jetzt nicht, das wird auch 2015 so sein, weil wir ja schon so stark abgeschnitten haben. Aber trotzdem habe ich das Gefühl: Ich kann noch besser werden.
Du wirst in den Rennen in der Anfangsphase oft in Kämpfe verwickelt, aber plötzlich fährst du auf und davon. Wie schaffst du das?
Ja, das hat auch mit dem Selbstvertrauen zu tun. Auch in den Rennen in Texas und Argentinien lag ich anfangs hinten auf dem vierten oder fünften Platz. Beim deutschen WM-Lauf hatte ich in den ersten Runden Probleme mit dem Hinterradgrip, ich bin arg gerutscht. Ausserdem sind manchmal die Gänge rausgesprungen. Aber das hatte mit dem Crash vom Qualifying zu tun. Nach der Reparatur war der Schalthebel ganz leicht anders montiert als ich gewöhnt bin. Deshalb sprangen in manchen Kurven die Gänge raus. Aber mit Fortdauer des Rennens habe ich mich daran gewöhnt.
Schritt für Schritt haben wir dann die Pace erhöht. Ich war nicht so viel schneller als die Fahrer hinter mir. Aber meine Rundenzeiten waren wesentlich konstanter, glaube ich.
Das war ein gutes Rennen. Es war aber wirklich schwierig. Vielleicht war der deutsche WM-Lauf das mühseligste Rennen des Jahres für mich. Jede Runde diese zehn langen Linkskurven... Sehr schwierig.