MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Peter Öttl (Schedl-KTM): «Philipp muss noch lernen»

Von Günther Wiesinger
Philipp und Peter Öttl: Eine stabile Konstellation

Philipp und Peter Öttl: Eine stabile Konstellation

Phillip Öttl wird 2017 eine weitere Moto3-WM-Saison bestreiten. «Er hat seinen Speed erhöht, aber seine Ausbildung ist noch nicht abgeschlossen», sagt Teamchef und Papa Peter Öttl.

Philipp Öttl (20) war WM-Siebter, als er sich im Frühjahr verletzte. Er stand in Austin/Texas auf der Pole-Position und beendete das Rennen an vierter Stelle.

Inzwischen ist der Bayer in der WM-Tabelle auf Platz 17 zurückgerutscht, er hat 33 Punkte auf dem Konto.

Das heißt: Öttl wird auch 2017 in der Moto3-WM fahren. Das bestätigte Papa und Schedl-Teambesitzer Peter Öttl, selbst fünffacher GP-Sieger, im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Peter, du hast im Winter gesagt, du wirst bis zur WM-Halbzeit überlegen, ob Philipp in der Moto3-WM bleibt oder in die Moto2 aufsteigt. Ist die Entscheidung gefallen?

Ja, der Philipp muss noch lernen. Er hat seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen. Lernen kannst du am besten in der Moto3. Ich bin der Meinung, du musst in der Moto3 permanent in der Moto3 Top-6- und Podiumsplätze einfahren, wirklich alles beherrschen, was man als Rennfahrer können muss, bevor man einen Gedanken an die Moto2 vergeudet. In der Moto2 sind viele Podiumfahrer, GP-Sieger und Weltmeister versammelt. Man muss bereit sein für diese Klasse. So weit sind wir noch nicht. Philipp muss noch einiges lernen.
Das kann er am besten in der Moto3.
Er ist jetzt im vierten Moto3-Jahr. Kent als letzter Weltmeister hat es im sechsten Jahr geschafft. Wenn Brad Binder 2016 Weltmeister wird, hat er es auch im sechsten Jahr geschafft.
Luis Salom hat zum Ende von Philipps erster Moto3-WM-Saison zu mir gesagt: «Glaub mir, du brauchst fünf Jahre.» Da hat er nicht unrecht gehabt. Luis Salom war ein sehr guter Rennfahrer. Er hat gewusst, wovon er redet. Ich glaube, er ist fünf oder sechs Jahre in der kleinen WM-Klasse gefahren.
Es gibt ein paar Ausnahmefahrer, die schaffen den Aufstieg in drei Jahren, aber die kommen meistens aus Spanien.
Wenn du in Deutschland das Rennfahren erlernst, schaffst du irgendwann das Gleiche. Du kannst ganz nach vorne kommen. Das haben Bradl und Cortese gezeigt. Aber du brauchst ein bisserl länger; das muss man den Jungen zugestehen.

Wo muss sich Philipp noch verbessern? Wo hat er sich gegenüber 2015 bereits verbessert?

Philipp hat sich aus meiner Sicht in allen Bereichen verbessert. Er ist im Qualifying stärker geworden, er ist im Zweikampf stärker geworden. Er hat seinen Speed erhöht. Er ist durchschnittlich weiter vorne.
Was uns zurückgeworfen hat, war die Verletzung, bis dahin waren wir auf einem wirklich guten Weg. Er war WM-Siebter, jetzt ist er WM-Siebzehnter.
Philipp hatte in Le Mans einen Bruch der Speiche nahe des rechten Handgelenks und einem Knochenabbruch am Griffelfortsatz der Elle erlitten.
Wir müssen jetzt wieder dorthin kommen, wo wir vor der Verletzung waren und diese Form noch verbessern. Das kann er schaffen. Er muss und kann in allen Bereichen besser werden. Es gibt nichts, was wir schon perfekt können.

Der Crash in Le Mans hatte drei Nuller zur Folge.

Ja, zuerst in Le Mans. Dann hat Philipp auf Mugello verzichten müssen, in Barcelona hat es dann nicht für Punkte gereicht. Nach dreieinhalb Wochen Verletzungspause hat man dort keine Punkte erwarten können. Denn dort ist erst am Donnerstag die Entscheidung gefallen, dass er den Grand Prix bestreiten wird. Nachher in Assen is er mit einer Sekunde Rückstand auf den Sieger Elfter geworden.

Du hast das Schedl-Team im Herbst von Terrell Thien übernommen und hast eigentlich in den drei GP-Jahren immer den Großteil der Sponsoren für Philipp besorgt. Wäre es sinnvoll für die Entwicklung deines Sohnes, ihn einmal in einem anderen Team fahren zu lassen?

Wenn man ein eigenes GP-Team betreibt, denkt man das ganze Jahr an die Zukunft. Man überlegt dauernd, wie kann man es machen, was ist das Beste fürs Team und für den Fahrer. Man ist die ganze Zeit am Grübeln.
Aber realistisch gesehen sehe ich Philipp 2017 wieder auf einer KTM in unserem Team. Denn unser Sponsorenpaket ist rund um den Philipp aufgebaut. Und unser Team ist rund um ihn aufgebaut, also ist es sinnvoll, diese Konstellation so weiterzuführen.
Was später einmal passiert, eventuell wenn Philipp in der Moto2-WM fährt, keine Ahnung.

Es wäre vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt für die Moto2. Das JP Moto-Team ist ausgestiegen, SAG fährt nur mehr mit einem Fahrer, es sind Plätze für 2017 verfügbar. Das wird 2018 oder 2019 vielleicht nicht der Fall sein.

Das ist richtig. Aber die Moto2-WM käme für Phillip 2017 noch zu früh. Wir möchten zuerst die Früchte in der Moto3 ernten.
Uns ist klar, wenn wir in die Moto2 wechseln, gibt es sicher keine Früchte zu ernten. Wir möchten das, was wir in fast vier Moto3-Jahren gelernt haben, auf einem Toplevel zu Ende bringen. Das ist unser Ziel. Wir wollen nicht zu früh wechseln. Wenn die Resultate in der Moto3 stimmen, wird sich auch mit dem Teamplatz für uns etwas ergeben.
Nächstes Jahr gibt es nur noch vier deutsche GP-Fahrer: Philipp in der Moto3, Schrötter und Cortese in der Moto2, Folger in der MotoGP.
Ich sehe auf die Schnelle keinen deutschen Nachwuchsfahrer, der in der Moto3-WM dazu kommen könnte.

Manchmal steckst du als Vater und Teambesitzer ein bisschen in der Zwickmühle. Kannst du objektiv entscheiden, wenn man ein anderes Team bei Philipp anklopft und ihm ein Angebot macht?

Diese Situation hat sich bis jetzt noch nicht wirklich ergeben. Wenn wir Philipp in eine Position bringen, dass zwei, drei andere Teams bei ihm anklopfen, dann war ja sein bisheriges Team eigentlich relativ gut. Denn das wird nur passieren, wenn er wirklich regelmäßig Top-6-Ergebnisse und Podiumsplätze rausfährt.
Dann kann er auch sagen: «Das habe ich mit meinem bestehenden Team geschafft, das ist eigentlich gut genug.»
Das muss man abwägen, wenn es so weit ist. Im Vordergrund steht die Entwicklung von Philipp, damit er nach vorne kommt.
Man muss vielleicht einmal getrennt überlegen: Einerseits ist das mein Team, anderseits ist es die Karriere von Philipp. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem es besser ist, wenn jeder seinen eigenen Weg geht.
Dann könnte er eventuell die Moto2-WM wo anders fahren, ich betreibe das Moto3-Team mit anderen jungen Fahrern weiter. Das kann durchaus sein.
Oder wir gehen gemeinsam in die Moto2... Das ist jetzt schwer zu sagen.

Das neue Prüstel-Peugeot-Team hat sich nie gemeldet? Die suchen ja auch deutsche Fahrer.

Es wissen natürlich viele, dass Philipp in einer relativ festen Konstellation oder Beziehung ist. Das heißt: Es müsste schon etwas kommen, was einer richtiger Schritt nach vorne, den man sich dann überlegten müsste.
Aber ich sehe unser Team als sehr ordentlich, als gut finanziert, mit Top-Material, mit erfahrenen Mechanikern, die seit sieben Jahren gemeinsam arbeiten. Das sind keine schlechten Voraussetzungen.
Das Prüstel-Team kennt unsere Konstellation, deshalb überlegen sie nicht, mit Philipp etwas zu machen. Ich weiß nicht, was kommt, aber so schätze ich das ein. Sie gehen davon aus, dass der Philipp bei uns gesetzt ist.
Außerdem ist ein Wechsel zu Mahindra oder Peugeot bei uns kein Thema. Denn Philipp ist seit sieben Jahren KTM-Fahrer.

Das Intact-Team befindet sich auch auf Fahrersuche? Die haben nicht angeklopft?

Zu Intact haben wir ein hervorragendes Verhältnis, das sind super nette, freundliche Leute. Das ist ein Wahnsinns-Team, jeder Moto2-Fahrer täte gerne dort fahren. Aber die brauchen neben Sandro Cortese einen Top-Moto2-Fahrer, das ist mir klar, ohne dass Gespräche mit uns stattgefunden haben.
Philipp befindet sich in der Moto2-Ausbildung. So gesehen kommt er für Intact überhaupt nicht in Frage.
Wenn Intact nicht Moto3-WM macht, dann kommt das für uns nicht in Frage.

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