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Alvaró Bautista: «Sollte vor Titel zum Psychologen»

Von Frank Aday
Am 17. September jährt sich der erste Titelgewinn für das Team von Jorge «Aspar» Martinez zum zehnten Mal. Alvaró Bautista erinnert sich zurück, wie er diesen Meilenstein erreichte und welches Tief er zuvor erlebte.

In diesem Jahr feiert das Aspar-Team sein 25-jähriges Bestehen. Vor zehn Jahren, genauer am 17. September 2006, sorgte Alvaró Bautista in der 125-ccm-Klasse für den ersten Titelgewinn der Mannschaft. 2017 kehrt Bautista in das Team zurück, für das er bereits vier Jahre in der Weltmeisterschaft antrat. Der Spanier wird 2017 für die Aspar-Mannschaft in der MotoGP-Klasse eine Ducati pilotieren. Bautista erinnert sich nun an die Saison 2006 zurück und erklärt, welche Faktoren für den Titelgewinn entscheidend waren und was ihm in der desaströsen Saison 2005 als WM-15. widerfuhr.

Was hat das Aspar-Team anders gemacht als der Rest des Feldes?

Ich denke, wir hatten damals das stärkste Team. Das Beste war das Teammanagement. Wir hatten einige Fahrer mit gutem Material, wir alle wollten gewinnen, aber es herrschte zwischen allen eine gute Atmosphäre. Jorge schaffte es, dass wir die Ruhe bewahrten. ‹Hier kämpft ihr nicht gegeneinander›, sagt er immer. Zwischen uns herrschte viel Respekt. Wenn einer von uns siegte, gratulierten ihm die anderen, obwohl sie selber gewinnen wollten. Das war sehr positiv.

Wie wichtig war Jorge «Aspar» Martinez für deine Karriere?

Jorge schuf in seinem Team in letzter Minute Platz für mich und musste dafür einige Gefallen von seinen Freunden verlangen, um mir ein Bike und gutes Material geben zu können. Er hat mir immer gesagt, dass er Vertrauen in mich setzt, aber wir hatten nie zuvor zusammengearbeitet. Am Ende fand er einen Platz für mich und gab mir ein Gefühl von Ruhe. Beim ersten Rennen in Jerez lastete noch ein sehr schwieriges Jahr mit Honda [im Team Seedorf RC3] auf meinen Schultern. Ich sagte ihm: ‹Ich weiß, dass ich die Pace habe, um an die Spitze zu kommen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn ich dort angelangt bin.› Ich hatte ein Jahr lang nicht um Spitzenpositionen gekämpft. Er sagte: ‹Vergiss alles, halte einfach deine Pace. Wichtig ist, dass du wieder das Gefühl aufbaust, wie es ist, ein Fahrer in Führung zu sein.› So habe ich es gemacht und erreichte meinen ersten GP-Sieg. Jorge hat mir sehr geholfen, doch vor allem gab er mir Ruhe. Auch für Jorge und sein Aspar-Team war es der erste Titel. Wir öffneten eine Tür, durch die noch viele Fahrer hindurchgingen.

Wenn du drei Momente der traumhaften Saison 2006 auswählen müsstest. Welche wären es?

Der erste Sieg war der beste. Am Ende der Saison 2005 hatten viele Leute gesagt, dass ich nicht ganz richtig wäre und zu einem Psychologen gehen sollte. Ich wusste aber, dass es am Bike lag und mir das Team nicht half. Ich erzählte meinen Eltern, dass ich vielleicht zu einem Psychologen gehe. Mein Vater sagte: ‹Bist du blöd? Du brauchst ein gutes Bike und ein gutes Team.› Dann kam das erste Rennen und ich siegte, das war sehr besonders. Ich erinnere mich auch gut, als drei Aspar-Fahrer in der Türkei und in Barcelona auf dem Podest standen. Héctor Faubel und Sergio Gadea zusammen mit mir. Und natürlich der Moment, als ich in Australien zum Weltmeister wurde. Das war die Vollendung einer fantastischen Saison.

Die Statistik dieser Saison ist beeindruckend. Du hast den Titel drei Rennen vor Schluss gewonnen, was zuvor nur Valentino Rossi gelungen war. Dein Podest-Rekord lag bei 14 in 16 Rennen.

Wir standen nur zweimal nicht auf dem Podest. In Frankreich hätte ich gewinnen können, aber der Motor hatte ein Problem, ich wurde Vierter. In Valencia wäre wieder der Sieg möglich gewesen, aber ich wurde wieder Vierter, weil wir die ganz neue RSA einsetzten. Diese zwei vierten Plätze hätten auch zwei Siege sein können. Ich war auch der erste Fahrer seit 2002, der zwei Rennen in Folge in der 125-ccm-Klasse gewinnen konnte.

Wann wurde dir klar, dass du den Titel holen kannst?

In Brünn. Ich wusste, dass wir die Gesamtwertung anführen, doch als ich dort gewann, dachte ich, dass ich Weltmeister werden kann. Ich nahm es Rennen für Rennen und genoss den Moment. Ich gewann den Brünn-GP gegen Kallio in der letzten Kurve der letzten Runde. Danach glaubte ich daran, dass ich es schaffen kann. Ich fühlte keinen zusätzlichen Druck, vielleicht hat ihn Jorge von mir ferngehalten. Er sagte mir, dass ich an nichts denken, Spaß haben und mein Bestes tun soll. ‹Mach dir keine Sorgen, komm ins Ziel und das war’s›, sagte er immer.

Welche Erinnerungen hast du an den Australien-GP 2006, als du den Titel gesichert hast?

Ich reiste mit dem Team dorthin, wir waren wie eine große Familie. Ich war ziemlich ruhig und dachte nicht darüber nach, ob ich dort den Titel hole. Mir war klar, dass ich eine Chance habe, aber ich war nicht besorgt, denn es war keine Jetzt-oder-nie-Situation. Ich hätte auch bis zum nächsten Rennen warten können. Ich erinnere mich an den Start und die rote Flagge in der ersten Runde, denn Faubel und Gadea waren gestürzt. Ich kam zurück an die Box und hatte das Gefühl, dass der Motor auf Nummer sicher abgestimmt war, damit er nicht kaputt geht. Ich sagte meinem Mechaniker: ‹Er ist überhaupt nicht schnell. Es ist in Ordnung, dass wir so auf der sicheren Seite sind, aber lass ein bisschen mehr Racing zu.› Es herrschte Chaos in der Box, ein Desaster. Ich setzte mich hin, sah aus der Box und begann, über das Rennen nachzudenken. Natürlich hatte ich Angst, dass wir nicht rechtzeitig ausrücken können, aber ich blieb ruhig und sagte zu mir selbst: ‹Fahr aus der Boxengasse und beende das Rennen dort, wo du es eben beenden kannst.›

Im Rennen fühlte ich mich ruhig, ich setzte mich an die Spitze und fand meine Pace. Ich gewann mit einigem Vorsprung, wie viele Rennen in dieser Saison. Als ich auf dem Weg zur Box war, applaudierten die Leute. Die Flagge verfing sich im Hinterrad meiner Maschine, ich rannte die Boxengasse entlang, alle schüttelten mir die Hand. Wir feierten in Australien mit dem Team. Als ich zurück nach Spanien kam, hatte ich nichts erwartet, aber ich hatte in Talavera noch nie so viele Menschen gesehen. Es war unglaublich.

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