MX-Rückblick 2016-4: Ken Roczen trotzt dem SX-Champion
Im April biegt die Supercross-WM in Santa Clara bereits auf ihre Zielgerade ein. Die Runden 12, 13 und 14 von Santa Clara, Indianapolis und St. Louis enden exakt so, wie auch die gesamte Supercross-WM enden wird: Ryan Dungey (KTM) gewinnt vor Ken Roczen (Suzuki) und Jason Anderson (Husqvarna).
Doch der Thüringer wird zunehmend stärker: In Santa Clara kämpft er trotz einer Grippe rundenlang Rad an Rad gegen den KTM-Star, eine Woche später kann sich Dungey in Indianapolis nach einem beinharten Zweikampf von der ersten bis zur letzten Runde nur knapp gegen den Deutschen durchsetzen. In St. Louis sieht es für Roczen lange nach Sieg aus, doch ein Sturz wirft ihn zurück, so dass 'The Diesel' erneut seine unglaubliche Konstanz unter Beweis stellen kann, die ihn unbezwingbar zu machen scheint.
Mit einem Sieg in Boston hätte Dungey schon zwei Runden vor Saisonfinale die Supercross-WM 2016 für sich entscheiden können, doch Ken Roczen durchkreuzt diesen Plan kaltschnäuzig: Dungey muss seine Meisterschaftsfeier verschieben, denn Roczen zeigt sich entschlossen, die WM nicht ohne Gegenwehr seinem ehemaligen Team-Buddy zu überlassen. Er nutzt die erste sich bietende Gelegenheit, um Dungey zu überrumpeln und gewinnt das Finale von Boston.
Diesen Schwung nimmt der Deutsche gleich mit nach New York. Roczen holt im Finale den 'holeshot' und nimmt allen seinen Gegnern durchschnittlich eine Sekunde pro Runde ab.
Dungeys Meisterschaftsgewinn kann er jetzt aber trotzdem nicht mehr aufhalten. Am Ende reicht es für den neuen Champion, der seinen dritten Titelgewinn feiert, nicht einmal für ein Podium. Doch für Dungey geht es um höhere Ziele, wie er später zu Protokoll gibt. Mit 30 Karrieresiegen in der Top-Liga des Supercross liegt der alte und neue Champion ohnehin bereits auf Rang 6 der ewigen Bestenliste. Mit dem Sieg in East Rutherford sichert sich Roczen gleichzeitig auch den Vizeweltmeistertitel. Die Supercross-WM 29016 ist Ende April entschieden.
Während sich Meisterschaft und Positionen bei den 'Big Boys' herauskristallisieren, wird es in der Ostküstenmeisterschaft der Lites-Klasse noch einmal spannend: Jeremy Martin muss in Indianapolis nach Crash und Totalschaden das Rennen beenden, doch in St. Louis meldet er sich mit einem Sieg eindrucksvoll zurück, während Tabellenführer Malcolm Stewart nach Sturz nur Rang 8 erreicht. Aaron Plessinger steht nach seinem Sieg in Indianapolis erneut auf dem Podium und liegt jetzt nur noch ein Pünktchen hinter Spitzenreiter Stewart zurück.
Auch Jeremy Martin befindet sich trotz seines Totalausfalls von Indy weiterhin in aussichtsreicher Position für den Ostküsten-Titel. In Boston kann Stewart zwar sein Punktekonto mit einem Podium füllen, nachhaltig absetzen kann er sich nicht und Jeremy Martin kommt der Spitze auf Rang 2 immer näher, während Martin Davalos wieder zu seiner Form vom Saisonauftakt zurückkehrt und gewinnt.
Erst in New York kann sich der spätere Ostküsten-Champion, Malcolm Stewart, mit einem Sieg etwas Luft verschaffen.
Die WM-Karawane zieht Anfang April nach Argentinien weiter, allerdings ohne HRC-Star Gautier Paulin, der sich im Training einen Wirbelbruch zuzieht, bis Mitte Mai pausieren muss und damit seine WM-Hoffnungen begraben muss.
Max Nagl zeigt sich von der schnellen Strecke im argentinischen Neuquen angetan und hat schon in der Qualifikation einen enormen Speed. Er startet bravourös und gewinnt den ersten Lauf vor Antonio Cairoli (KTM) und Tim Gajser. Titelverteidiger und WM-Leader Romain Febvre verliert auf Rang 6 wichtige Punkte, nachdem er sich nach schlechtem Start erst vorarbeiten muss. WM-Rookie Tim Gajser zeigt nach wie vor keinerlei Respekt vor großen Namen, wehrt im zweiten Lauf alle Angriffe von Cairoli ab und gewinnt damit bereits seinen zweiten Grand-Prix im vierten WM-Rennen der Saison. Febvre verfehlt auf Rang 3 das Podium, auf dem neben Tim Gajser auch Antonio Cairoli und Max Nagl stehen.
Gajser trennen jetzt nur noch 3 Punkte vom 'redplate' des Meisterschaftsführenden, das Romain Febvre in Mexiko nur knapp verteidigen kann.
Auch eine Woche später in Mexiko bleibt das Kräfteverhältnis unverändert: Febvre und Gajser gewinnen jeweils einen Lauf, doch Gajser wird mit Sieg in Lauf 2 Tagessieger, während Max Nagl erneut auf dem Podium steht und in der WM inzwischen schon auf Platz 5 rangiert.
Jeffrey Herlings gewinnt auch in Übersee weiterhin alles, was es in dieser Klasse zu gewinnen gibt. Der Schweizer Jeremy Seewer hat in der WM auf Rang 2 zu diesem Zeitpunkt bereits 58 Punkte Rückstand.