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Maximilian Spies: Fahrwerkstrick 'Oversuspension'

Von Thoralf Abgarjan
Das Oversuspension System an der Werks-Fantic von Maximilian Spies

Das Oversuspension System an der Werks-Fantic von Maximilian Spies

Das Prinzip des Schwingungsresonators wird im Straßenrennsport schon länger erfolgreich eingesetzt. Nun gibt es dieses System auch für den Offroadbereich für mehr Traktion und ein kontrollierbares Fahrverhalten.

Wer beim Spaziergang durch das Grand-Prix-Fahrerlager im Talkessel genau hinsah, konnte interessante Detaillösungen finden. An der 250 ccm Werks-Fantic von Maximilian Spies war ein interessantes Element verbaut, welches das Fahrwerksverhalten verbessern soll. Der kleine Zylinder am Ende der Hinterradschwinge ist eine Entwicklung der italienischen Firma 'Supreme Technology' und nennt sich 'Oversuspension'. In der deutschen Übersetzung würde man es als 'Zusatzdämpfer' oder 'Schwingungsdämpfer' bezeichnen.

Es handelt sich dabei aber nicht um einen klassischen Schwingungsdämpfer, wie er im Fahrwerk verbaut ist, sondern um einen Schwingungsresonator - ein Zylinder, in dessen Inneren ein Gewicht mit einer Feder in Schwingung versetzt werden kann. Entwickelt wurde dieses System ursprünglich für Straßenmotorräder, die in bestimmten Fahrsituationen, insbesondere in Kurven, zum gefürchteten Flattern (Chattering) neigen. Das Flattern ist ein plötzlich auftretender Resonanzfall des Fahrwerks. Populärwissenschaftlich werden Resonanzfälle gerne an Brücken demonstriert: Hat die Brücke eine Eigenschwingung, die z.B. der Trittfrequenz von Fußgängern entspricht, kann sich eine in Resonanz geratene Brücke regelrecht aufschaukeln und bersten. Berühmtheit hat die 1940 durch einen Resonanzfall gerissene Tacoma Bridge im Bundesstaat Washington erlangt.

Die Resonanzschwingungen des Fahrwerks werden bei Motorrädern z.B. durch Bodenwellen ausgelöst. In Kurven kann das zu den gefürchteten Highsidern führen. Das Prinzip der 'Oversuspension' beruht darauf, dass der Resonator auf eine Resonanzfrequenz des Fahrwerks eingestellt wird und durch die Kopplung der beiden schwingungsfähigen Systeme (Fahrwerk - Resonator) die Resonanzfrequenz und damit die Schwingungsenergie an den gekoppelten Schwingungsresonator übergeben wird. In der Folge schaukelt sich das Fahrwerk nicht auf, sondern die Schwingung wird vom Resonator aufgenommen und abgefangen. Das Fahrzeug bleibt stabil, der Reifen verliert weniger an Bodenkontakt und das Bike bleibt kontrollierbarer. Im Renneinsatz hat das System zusätzlich den Charme, dass mehr Traktion zur Verfügung steht. Der Reifenverschleiß sinkt, weil der Anteil der Gleitreibung verringert und der Anteil der Haftreibung erhöht wird.

Das Konzept der 'Oversuspension' funktioniert aber nur dann, wenn es auch auf das Fahrwerk und die Streckenbedingungen (d.h. auftretende Resonanzschwingungen) abgestimmt ist. Liegt man mit der Resonanzfrequenz daneben, wird die Wirkung verfehlt. Maximilian Spies setzte ein solches Oversuspension-System dieses Jahr im Talkessel ein, denn auch im Gelände kann es gute Dienste leisten. Bei der Fahrt durch Wellen und Schlaglöcher kann die Bodenhaftung und damit wiederum die Traktion verbessert werden. In Kurven wird das Bike kontrollierbarer und lässt sich präziser lenken - alles unter der Voraussetzung, dass es optimal eingestellt ist. Das System kann sich wegen der verbesserten Bodenhaftung auch positiv auf das Verzögerungsverhalten beim Bremsen auswirken. Das Fahren wird erleichtert, damit weniger anstrengend und sicherer.

«Bei Hartbodenstrecken wie im Talkessel habe ich an den Kanten bessere Traktion», erklärt Spies. «Das System arbeitet den Schlägen auf das Hinterrad entgegen.»

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