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Heiko Klepka: «Ich wollte, dass Kenny aufhört»

Von Thoralf Abgarjan
Nach den Unfällen und seinem Comeback musste Ken Roczen immer wieder gesundheitliche Rückschläge wegstecken. Letztes Jahr fuhr er trotz Fiebers Motocross-Rennen. Am Ende der Saison wurde es besser.

Als ich Heiko Klepka im Januar kurz vor dem Start der US-Supercross-Meisterschaften auf seiner Motocross-Ranch in Mattstedt traf, nahm er sich für das Interview mit SPEEDWEEK.com den ganzen Tag Zeit. Was dabei herauskam, würde ein ganzes Buch füllen, denn er kennt Hintergründe, von denen man sonst nie etwas erfährt.

Wir sprachen natürlich auch über die schweren Verletzungen von Ken Roczen, deren Folgen bis heute nachwirken. Man sieht es dem Vater von Ken an, dass er sich große Sorgen macht, wenn sein Sohn nicht zu 100% fit ist und trotzdem Rennen fährt.

«Ken hat immer wieder mit verschiedenen Problemen gekämpft, in erster Linie mit Leistungseinbrüchen», sagt Heiko. «Wir wissen nicht, woher die Probleme kamen. Jedes mal dachten wir, es sei überwunden, aber es war dann doch wieder anders. Letztes Jahr [Anm. 2022] bin ich nach RedBud geflogen. Ken ist dort mit 40 Grad Fieber Rennen gefahren und ist unter diesen Umständen nicht einmal schlecht gefahren. Die Leistungseinbrüche kamen und sind geblieben. War das nun die alte Erkrankung oder war es Covid? Ich hatte dann auch 4 Tage lang Fieber, doch es ist so: Entweder du lieferst ab oder eben nicht. In der Leichtathletik hat man ja auch von plötzlichen Leistungseinbrüchen gehört. Du könntest verrückt werden. Ich wollte, dass er aufhört. Ken liebt aber den Sport und will nicht aufhören. Es ist für so einen Sportler die Hölle, wenn die Kontrahenten an dir vorbeiziehen. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Er sitzt dann alleine zu Hause mit seinem Sohn und grübelt. Welchen Teil dein eigener Körper ausmacht und welchen Teil das Motorrad, dass kann dir niemand sagen.»

Dazu kam ein Stoffwechselproblem: «Durch die Antibiotika-Behandlungen nach den vielen Operationen wurde das Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen. Sein Körper konnte die Nährstoffe nicht richtig aufnehmen. Ich kann nur hoffen, dass es jetzt besser wird, denn ich weiß mit wieviel Leidenschaft er dabei ist.»

In den USA tritt häufig das Problem auf, dass Fahrer nicht ausreichend krankenversichert sind. Ken Roczen hat sich zu diesem Thema selbst nie geäußert. «Ja, Ken war ausreichend versichert», sagt Heiko. «Es gibt dort alles, aber das muss eben auch bezahlt werden. Als wir in Amerika angefangen haben und 'nur' den dritten Platz eingefahren haben und ich unseren Verdienst gesehen habe, konnte ich mich nur wundern, wie das die anderen 30 Mann machen, die dort am Startgatter stehen. Das ist insgesamt schon Wahnsinn.»

Kens Schwager Blake Savage sitzt seit seinem schweren Motocross-Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl. Ken war dabei, als der schreckliche Unfall passierte und hat die Folgen unmittelbar in seinem familiären Umfeld vor Augen. Warum benutzt Ken Roczen kein Neck Brace? «Er hat es ein paarmal probiert, aber er hat sich in seiner Bewegungsfreiheit eingeengt gefühlt. Entweder hast du Bewegungsfreiheit, dann nutzt es dir aber nichts. Wenn es schützen soll, wirst du in deiner Beweglichkeit eingeengt. Du kannst dich nicht abrollen und weißt auch nicht, was dann passiert. In seiner Kindheit hat er alles getragen, was es an Sicherheitskleidung gab: Rücken- und Brustschutz, Ellenbogen- und Knieschützer usw.. Irgendwann übernimmt aber das Kind selbst die Verantwortung. Ich habe da keine Handhabe, sonst wäre vieles anders gelaufen in seinem Leben.»

Ende letzten Jahres sorgte ein Dopingtest während der Supercross-WM für Schlagzeilen. «Wenn er unerlaubte Substanzen zu sich genommen hätte, wäre das inzwischen sicher schon veröffentlicht worden. Im Übrigen ist das für die AMA nicht relevant, weil sie nicht der FIM angehört. Aufgrund seiner Probleme hatte Ken mit einer Immun-Kur begonnen. Aber die Ärzte wissen ja, dass er Leistungssport betreibt. Diese Kur wurde begonnen, um seine Müdigkeitsprobleme in den Griff zu bekommen. 6 Wochen nach dem Event wurde dann plötzlich so eine Geschichte in den Raum gestellt. Ich kann mir das nur im Zusammenhang mit einer Absage erklären. Es waren ja viele Reporter bei den Rennen vor Ort, die mit Sicherheit gleich berichtet hätten, weil das ja eine Sensation und damit Geld ist. Ken hat mit mir über diesen Vorfall gesprochen. Wenn etwas herauskäme, müsste er die Verantwortung dafür tragen, weil ja die FIM-Regeln bekannt sind.»

Inzwischen kommt Kens Sohn Griffin regelmäßig mit zu den Rennen. Wird Heikos Enkel in Kens Fußstapfen treten? «Ich kann nur hoffen, dass er das nicht tut», sagt Heiko. «Ich bin froh, wenn Kenny aufhört.» Während des Interviews wurde deutlich, wie sehr die Unfälle auch dem Vater zugesetzt haben und noch immer in den Knochen sitzen. Heiko war zu Hause in Mattstedt, als sich die schweren Unfälle in Anaheim und San Diego ereigneten. «Es ist schlimm, wenn du hier sitzt, tausende Kilometer entfernt, und nichts tun kannst.»

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