MX-Rückblick 2015-10: Youthstream im Machtkampf
Ken Roczen gewinnt im Oktober den Monster Energy Cup in Las Vegas
Im Oktober ist die Motocross-Saison vorbei. Für die Fahrer beginnt die Zeit des 'Wundenleckens' und Durchatmens. Gautier Paulin, Julien Lieber, Max Nagl und weitere Piloten unterziehen sich notwendig gewordenen Operationen.
Der Herbst ist immer auch die Zeit der Politik.
Youthstream duldet keinen Widerspruch
Vermarkter Youthstream schießt weiterhin scharf gegen seine Kritiker: Teams, Fahrer und auch die Organisatoren stehen im Visier. Aber die Angst ist allgegenwärtig. Kaum jemand im WM-Zirkus ist bereit, offen Stellung zu beziehen. DMSB-Teamchef Hubert Nagl ist einer der Wenigen, die sich öffentlich äußern. Er spricht bereits im Sommer Klartext und zeigt die Missstände mit deutlichen Worten auf. Gegenüber SPEEDWEEK.com sagt er: «Das Fahrerfeld gleicht einem Lazarett. Den Fahrern wird an einem WM-Rennwochenende zu viel abverlangt.»
Die Qualifikationsrennen haben die Saison 2015 unverhältnismäßig stark beeinflusst und in beiden Klassen zur WM-Entscheidung geführt: Antonio Cairoli, Max Nagl, Clement Desalle und Jeffrey Herlings haben sich während der samstäglichen Qualifikationsrennen verletzt. Und das sind nur die prominentesten Opfer einer langen Verletzten-Liste.
Zwar weiß inzwischen auch Youthstream, dass sich etwas ändern muss, nur eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht.
Youthstream verliert Machtkampf
Unmittelbar nach dem Motocross der Nationen beschließen FIM und Youthstream mehrere Reglementsänderungen für 2016. Wichtigste Neuerung: Die umstrittenen Qualifikationsrennen sollen nicht nur nicht abgeschafft, sondern durch zusätzliche Punktevergabe sogar noch weiter aufgewertet werden - ein offener Affront gegen die Kritiker des bisherigen Quali-Systems.
Die Reaktion lässt nicht lange auf sich warten: Viele Fahrer und Teams wehren sich mit scharfen Worten, auch Deutschlands Aushängeschild Max Nagl äußert sich kritisch.
Hinter den Kulissen brodelt es.
Auch die Fans protestieren über die sozialen Medien - mit Erfolg.
Die Neuregelung wird 4 Wochen später kleinlaut zurückgenommen und SPEEDWEEK.com kommentiert die Rücknahme als «Sieg der Vernunft». Zwar ist noch immer keine Verbesserung des Quali-Systems in Sicht, aber zumindest wird sich die Lage 2016 nicht weiter verschlechtern - in diesem Punkt sind sich alle Seiten einig.
Ken Roczen glänzt beim 'Red Bull Straight Rhythm'
Die kurze Pause nach Saisonende nutzt Roczen, um sich in Deutschland auf das 'Red Bull Straight Rhythm' und den 'Monster Energy Cup' in Las Vegas vorzubereiten, bei dem ein millionenschweres Preisgeld winkt.
Der Thüringer zeigt sich bein 'Straight Rhythm' bestens aufgelegt und muss den Sieg erst im Finale seinem Suzuki-Markenkollegen James Stewart überlassen, der nach seiner 16-monatigen Dopingsperre auf die Rennstrecke zurückkehrt.
Roczen scheint wieder ganz der Alte zu sein: Unverkennbar sind die Rückenprobleme durch einen medizinischen Eingriff überwunden und die vorgenommenen Fahrwerksmodifikationen tragen ebenfalls Früchte. Er nimmt die Sprungwellen mit gekonnter Leichtigkeit und Eleganz.
Roczen verpasst knapp Millionen-Sieg
Die Siegesprämie von einer Million Dollar verfehlt Ken Roczen beim 'Monster Energy Cup' knapp, aber mit dem Gesamtsieg in Las Vegas nimmt er immerhin 100.000 $ mit. Ken Roczen ist wieder in Bestform. Aber sein potenziell gefährlichster Gegner ist verletzungsbedingt noch immer nicht am Start: Eli Tomac. Tomac wird in der kommenden Saison von Honda zu Kawasaki wechseln.
Kalender 2016 mit 2 US-Grand-Prix und SMX-Supermotocross
Trotz oder gerade wegen der Schlappe beim US-Grand-Prix in Glen Helen will es Vermarkter Youthstream 2016 erneut wissen und kündigt im Kalender 2016 gleich zwei US Grand-Prix an. Einer davon soll im 'Charlotte Motor Speedway' stattfinden, im Infield eines NASCAR-Ovals. Der Zweite in Glen Helen. Auch im Gelsenkirchener Veltins-Stadion soll 2016 ein 'Markenpokal' mit den weltweit besten Piloten eines Herstellers ausgefahren werden: SMX - Supermotocross.
Youthstream hat die Stadien als Austragungsort entdeckt, um den Sport populärer zu machen. Ob die Rechnung aufgeht, wird erst die kommende Saison zeigen.