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Chris Vermeulen: «Top-10-Platz von KTM vorstellbar»

Von Ivo Schützbach
Wie weit kann KTM in diesem Jahr kommen? Mit dieser Frage beschäftigt sich der frühere WM-Pilot Chris Vermeulen. «Ich kann mir vorstellen, dass wir mal eine KTM in den Top-10 sehen, wenn andere ausfallen», sagt er.

Der MotoGP-Einstieg von KTM sorgt vor dem Saisonstart 2017 für viele Diskussionen. Experten und Fans fragen sich gleichermassen: Wie weit können die Österreicher in diesem Jahr kommen? Auch der frühere MotoGP-Pilot Chris Vermeulen hat darauf keine eindeutige Antwort. Der Australier traut dem MotoGP-Neueinsteiger aber einiges zu, wie er im Interview mit SPEEDWEEK.com verrät.

«Ihr erstes Ziel muss sein, Aprilia zu schlagen. Sie lagen als Hersteller am Ende des Feldes, bevor KTM einstieg. Das halte ich für möglich», erklärt der 34-Jährige aus Brisbane. Doch damit nicht genug: «Danach muss KTM einige der Satelliten-Teams schlagen, die privaten Honda und Ducati. Auch das halte ich für möglich», fügt er an.

Vermeulen geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt: «Wenn sie das schaffen, sind das gute Resultate. Ich kann mir vorstellen, dass wir mal eine KTM in den Top-10 sehen, wenn andere ausfallen oder stürzen.» Doch er weiss auch: «KTM wird gar nicht so sehr auf Platzierungen achten, sondern auf den zeitlichen Rückstand zum Sieger. Wenn sie anfänglich zum Beispiel 30 oder 40 sec zurückliegen, dann wollen sie diesen Rückstand in jedem Rennen reduzieren.»

«KTM sind eine riesige Firma, sie haben gute Unterstützung vom großen Sponsor Red Bull. Und wir dürfen nicht vergessen, dass sie in jeder Rennserie erfolgreich waren, von Supercross über Enduro, Rallye, Moto3 und jetzt kommen sie auch noch in die Moto2», zählt der ehemalige Suzuki-Pilot auf. Und er lobt: «Als ich in ihre Box lief habe ich gleich gesehen, dass sie viele der richtigen Leute angestellt haben, wichtige Schlüsselpersonen. Ihr Werksteam funktioniert genau so, wie man ein Werksteam machen muss.»

Gleichzeitig warnt Vermeulen auch: «Es ist großartig, dass mit KTM ein weiterer Hersteller dabei ist – leicht wird es für sie aber nicht.» Das hat einen einfachen Grund: «KTM hat einen eigenen Weg eingeschlagen mit WP-Federelementen und einem Stahl-Gitterrohrrahmen. Der Rahmen schaut super aus, aber niemand sonst verwendet so einen. Ducati tat das früher, sie kamen aber davon ab.»

«Es wäre großartig, wenn dieses Konzept aufgeht. Ich habe nur folgende Bedenken: Ein Punkt des Reifen-Alleinausrüsters ist, dass jeder sein Motorrad so baut, dass es auf diese Reifen passt. KTM hat ein anderes Konzept, ich hoffe, dass ihr Motorrad mit diesen Reifen funktioniert. Falls nicht, müssen sie den gleichen Weg wie alle anderen einschlagen», ist der Le-Mans-Sieger von 2007 überzeugt.

Wie lange ein Hersteller im Idealfall braucht, um in der MotoGP-Klasse erfolgreich zu sein, kann Vermeulen nicht sagen. «Wie lange sind Honda und Yamaha schon hier, wie willst du die schlagen?», fragt er, und betont: «Das finale Ziel ist, Weltmeister zu werden. Dafür brauchst du zwei sehr gute Fahrer auf dem Motorrad. Um solche Fahrer zu bekommen, muss dein Motorrad auf einem hohen Level sein.» Deshalb kommt er zum Schluss: Sollte es KTM innerhalb von fünf Jahren schaffen MotoGP-Weltmeister zu werden, wäre das eine herausragende Leistung.»

Der Ex-Supersport-Weltmeister ist überzeugt, dass KTM grundsätzlich das Gleiche erreichen kann wie Suzuki mit Maverick Viñales, der 2016 ein Rennen gewann und Vierter in der WM wurde. Allerdings warnt er auch: «Die Suzuki ist ein gutes Paket, sie hatten aber auch Viñales. So einen Fahrer zu haben ist sehr wichtig. Das wird auch für KTM wichtig sein. Und jedem muss klar sein: Vierter und Erster in der WM zu werden, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.»

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