Crew-Chief Mellauner: Was Folger mit Márquez vereint
Patrick Mellauner, der bereits für das Ajo-Team, das Sky VR46-Team und Italtrans tätig war, betreute 2016 Jonas Folger als Crew-Chief bei Dynavolt Intact GP. Der Südtiroler arbeitete in der Vergangenheit auch bereits mit Marc Márquez zusammen. «Ja, mit Marc habe ich schon 2009 gearbeitet. Das Beste an ihm war, dass man ihn nie motivieren musste. Eher bremsen. Die wichtigste Aufgabe von Emilio Alzamora war es, ihn zu bremsen, damit Marc es nicht übertreibt. Er hat immer alles gegeben. Das war sehr, sehr schön», erinnert sich Mellauner.
«Wenn Marc Fünfter geworden ist, dann hast du gewusst, dass mit dem Motorrad nicht mehr möglich war. Er hat schon immer alles aus dem Motorrad herausgequetscht. Das machte meine Arbeit viel, viel einfacher. Schon damals hat man gesehen, dass er etwas ganz Besonderes ist. Wenn ein Fahrer so schnell ist, wie Marc schon damals, dann sind die Aussagen auch sehr, sehr genau. Ich habe damals im Team gesagt: ‹Der wird sicher fünfmal Weltmeister.› Jetzt ist er das schon, aber er ist noch lange nicht fertig», lachte Mellauner, der 2017 Marcel Schrötter im Intact-Team betreut. «Neben Marc zählt auch Maverick Viñales zu dieser neuen Generation. Sie haben vor keinem Gegner Angst, auch nicht vor Rossi. Das wird sehr interessant.»
Jonas Folger, mit dem Mellauner 2016 eng zusammenarbeitete, zeigte bei den MotoGP-Testfahrten bereits äußerst starke Leistungen. «Jonas nutzt seine Intuition sehr, er macht viel aus dem Bauch heraus. Jonas ist auch ein sehr, sehr guter Fahrer. Doch wenn Druck da war, wurde es schwierig. Aus unterschiedlichen Gründen hat ihm 2016 die Konstanz gefehlt. Vielleicht war auch meine Arbeit nicht gut genug. Jonas hat wirklich einen ähnlichen Speed wie Marc, da ist kein großer Unterschied. Aber Márquez schaffte es eben, ihn konstant in Resultate umzuwandeln.»
In der Königsklasse traut Mellauner Folger einiges zu. «Ich denke, Jonas sitzt nun auf einem sehr guten Motorrad, perfekt für einen Rookie. Schon in Valencia bei seinem ersten MotoGP-Test hat man etwas ganz Wichtiges gesehen. Innerhalb von zwei Runden war ihm alles klar. Natürlich war alles neu wie die Karbonbremsen, aber das hat bei ihm nur eine halbe Runde gedauert. In dieser Hinsicht ist Jonas sehr unkompliziert. Das ist schon außergewöhnlich.»
«Die MotoGP-Klasse kommt ihm zu Gute, denn Leistung war nie ein Problem für ihn. Mehr Leistung und größere Motorräder liegen ihm besser. Mit Sicherheit. Meiner Meinung nach war er auch in der Moto3-Klasse nicht so gut wie in der Moto2-Klasse. Ich bin überzeugt, dass er in der MotoGP-Klasse nochmal besser sein wird. Gründe dafür sind seine Körpergröße und die Tatsache, dass er ein sehr gutes Gefühl für Slides hat. Er hat überhaupt keine Probleme damit, den Grip zu suchen und dabei zu rutschen. Er hat ein super Gefühl dafür und kontrolliert die Maschine sehr gut. Schon mit dem Moto2-Bike mit weniger Leistung hat er Sachen gemacht, wie man sie auch mit einer MotoGP-Maschine machen würde. Er kann sich sehr schnell an neue Verhältnisse anpassen, dasselbe gilt für Marc. Das ist sicher eine wichtige Stärke und auch Gemeinsamkeit der beiden.»