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Aero Bodys: Alle Hersteller fahren nun konventionell

Von Günther Wiesinger
Noch nicht ausgereift: die radikale Lösung von Ducati

Noch nicht ausgereift: die radikale Lösung von Ducati

Bei den Wintertests herrschte Aufregung, als ein MotoGP-Hersteller nach dem anderem mit nach innen verlegten Winglets für Aufsehen sorgte. Jetzt sind diese wuchtigen Verkleidungen alle verschwunden.

Weil die aussen angebrachten Flügel nach der Saison 2016 verboten wurden, haben im Winter fünf MotoGP-Hersteller innen liegende Winglets getestet. Beim Katar-GP fuhr nur Suzuki damit. Und seit dem Rennen in Argentinien sind sie auch an der GSX-RR nicht mehr zu sehen.

Vor Beginn der MotoGP-Saison 2017 wurden die außen liegenden Winglets auf den Verkleidungen verboten, aus Sicherheitsgründen – das war die offizielle Version.

In Wirklichkeit wollte besonders Honda einen augenscheinlichen Vorteil von Ducati beschneiden. Gigi Dall’Igna, General Manager von Ducati Corse, war entsprechend sauer.

Dall'Igna war überzeugt, auf dem Sektor der Aerodynamik sei bei den MotoGP-Rennmaschinen noch einiges zu holen, die Winglets sollten zum Beispiel die Wheelie-Tendenz der MotoGP-Raketen unterdrücken helfen.

Außerdem: Bei Feindberührungen brachen zumindest die Ducati-Flügel sofort ab, wie sich im Valencia-GP-Training 2016 bei Iannone zeigte.

Da die Ingenieure und Aerodynamiker in der MotoGP einfallreich sind, tauchten beim Sepang-Test Ende Januar gleich neue Lösungen für die «Aero Bodys» auf, wie die Gesamtlösung von vorderem Kotflügel und (meist dreiteiliger) Verkleidung genannt wird. Die anderen Teams staunten, die Medien stürzten sich auf die vermeintlichen Wunderlösungen.

Yamaha und Ducati brachten neue Verkleidungen nach Sepang, bei denen die Winglets innen angebracht sind, was nicht verboten ist.

Honda rüstete später beim Katar-Test nach, wo Ducati plötzlich am zweiten Abend bei Andreaa Dovizioso eine neue radikale Lösung testete, ebenfalls mit innenliegenden Schächten.

Aprilia Racing hatte so eine Lösung mit «internal Winglets» in Australien im Februar erstmals zum Test-Einsatz gebracht. Vorher wurde ein Riesengeheimnis draus gemacht.

Am Donnerstag vor dem ersten Katar-Training (also am 23. März) mußten die Hersteller ihren ersten «Aero Body» für den Saisonauftakt homologieren lassen; später können sie ein Update nachreichen, nur KTM eine beliebige Anzahl – als Neueinsteiger.

Danny Aldridge, MotoGP Technical Director, darf keine Geheimnisse dazu verraten.

Inzwischen ist aber längst klar geworden: Ducati und Yamaha fuhren in den Rennen 2017 weitgehend mit der Vorjahres-Verkleidung, also quasi einfach ohne außen liegende Winglets. «Mit der wuchtigen neuen 2017-Verkleidung hatte ich beim Einbiegen Mühe», erklärte Viñales. «Wir werden sie vielleicht in Le Mans wieder testen, dort ist die Wheelie-Tendenz grösser.»

Nur Suzuki setzte die neue Aerodynamik in Katar ein, KTM hat sowieso noch keine innenliegenden Flügel, die kommen frühestens bei WM-Halbzeit. «Wir arbeiten an Aerodynamik-Verbesserungen», gibt Teammanager Mike Leitner zu.

«Ich kann also nicht bestätigen, welche Verkleidung zum Beispiel Ducati homologiert hat», erklärte Danny Aldridge gegenüber SPEEDWEEK.com. «Welches Design hinter dem jetzt verwendeten Aero Body steckt, das ist alles vertraulich. Aber das neue Suzuki-Design haben ja alle auf de Strecke gesehen. Jeder Hersteller, der jetzt die ursprüngliche oder herkömmliche 2017-Verkleidung homologiert hat, muss selber entscheiden, wann er eine neue Version auf die Piste bringt. Jedes Werk kann die Gelegenheit nützen, eine Upgrade-Version zu einer bestimmten Zeit in dieser Saison zu bringen. Nur KTM kann in der ersten Saison so viele Upgrades bringen, wie sie wollen.»

Honda hat bisher an den GP-Weekends ebenfalls auf die neue Verkleidung verzichtet, denn diese Aerodynamik ist teilweise noch nicht ausgereift, sie bewährt sich nicht auf allen Pisten – und bringt offenbar nicht genug.

Deshalb trat auch Aprilia bisher mit der konventionellen Verkleidung an.

Auf den ersten acht Plätzen landete jedenfalls schon beim Saisonstart kein Motorrad mit innenliegenden Flügeln. Alex Rins brachte die beste Suzuki auf Platz 9.

Man darf davon ausgehen: Auch hier in Texas wird konventionell gefahren, was die «Aero Bodys» betrifft, also ohne Inside-Winglets.

Übrigens: Danny Aldridge darf laut Reglement nicht interessieren, was sich an der Innenseite der Verkleidungen verbirgt. Für ihn und das Reglement zählt nur die äussere Erscheinung. Und so lange da keine Winglets angebracht sind, ist alles legal.

Die Anordnung, Form und Grösse der Flügel innen kann von den Herstellern während der Saison auch beliebig oft verändert werden. Nur die äussere Form und die Schächte müssen gleich bleiben – bis auf das eine erlaubte Upgrade...

Aprilia Racing hat zwar am 23. März auch jene neue Verkleidung homologiert, die erstmals beim Australien-Test zu sehen war. Aber vom Team war zu hören, man müsse weitere Tests absolvieren, vielleicht kommt diese Aerodynamik dann auf langsamen Kurven zum Einsatz, wie es auch bei Yamaha geplant ist.

«Ich kann bestätigen, dass Aprilia im Rennen in Katar mit der 2016-Verkleidung gefahren ist», liess sich Danny Aldridge entlocken. Und in Argentinien war es nicht anders.

Es steht inzwischen auch fest: Ducati hat die neue Verkleidung bisher nicht homologieren lassen, es besteht offenbar noch Änderungsbedarf. Yamaha hingegen hat zwar die neue Verkleidung mit den seitlichen Ausbuchtungen homologiert, dazu die herkömmliche Version, die in Losail und Termas verwendet wurde und wohl auch heute in Austin zu sehen sein wird.

Weltmeister Marc Márquez liess durchblicken, Honda habe für den Anfang nur jene herkömmliche Verkleidung homologiert, die er bisher in den ersten zwei Rennen verwendet hat.

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