MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Jorge Lorenzo: «Meine Fahrkunst ist nie komplett»

Von Günther Wiesinger
Jorge Lorenzo

Jorge Lorenzo

«Unser Ziel ist es, dass 2018 beide Ducati-Werksfahrer um den MotoGP-Weltmeistertitel kämpfen», verrät Jorge Lorenzo. Er fühlt sich bestens gewappnet.

Nach den sechs Saisonsiegen 2017 und dem zweiten WM-Rang von Andrea Dovizioso geht Ducati Corse in der kommenden Saison auf den Weltmeistertitel in der MotoGP-Klasse los – mit Dovizioso und Lorenzo.

Für Gigi Dall’Igna, den General Manager der Rennabteilung, beginnt fünfte Saison bei Ducati Corse.

Es kommt die vierte Version seiner eigenen Desmosedici zum Einsatz, denn 2014 trat er mit den Überresten seines Vorgängers Ing. Filippo Preziosi an.

Nach den ersten Podestplätzen 2017 soll sich auch Jorge Lorenzo zum Siegfahrer bei Ducati mausern. Im Vorjahr war er WM-Siebter, er brachte drei Podestplätze zustande – einmal als Zweiter, zweimal als Dritter .

Jorge, du bestreitest 2018 die zweite Saison mit Ducati. Wie unterschiedlich sind deine Erwartungen im Vergleich zu 2017?

Nicht nur meine Erwartungen haben sich geändert, das gesamte Team stellt jetzt höhere Ansprüche.

Wir sind definitiv davon überzeugt, dass wir die MotoGP-Weltmeisterschaft gewinnen können. Zuerst einmal mit Andrea, denn er hat schon 2017 bis zum letzten Rennen um den Titel gefightet, auch wenn es am Ende nicht geklappt hat.

Das Team glaubt daran, dass der Titelgewinn 2018 für uns machbar sein wird.

Ich freue mich auf die kommende Saison. Es könnte die erste Saison von Ducati sein, in der zwei Fahrer des Werks um den Titel kämpfen. Das ist mein Wunsch. Auf dieses Ziel arbeite ich hin.

Wird in diesem Jahr mehr Druck auf dir lasten als im Vorjahr? Denn dein hoch dotierter Vertrag läuft aus.

Ja, ich habe einen guten Vertrag, weil mein Marktwert hoch war.

Viele Fahrer zerbrechen sich den Kopf über meinen Vertrag… Aber als ich bei Ducati unterschrieben habe, bin ich als fünffacher Weltmeister gekommen. Ich habe 65 GP-Siege, davon 44 in der MotoGP. Ich habe im GP-Sport fast 150 Podestplätze erzielt und 65 Pole-Positions. Ich habe mir diesen Vertrag verdient.

Klar, man sagt gerne: Dein Wert als Fahrer ist so gut wie dein letztes Rennen. Aber im letzten Rennen 2017 bin ich gestürzt, so gesehen ist mein Wert momentan nicht sehr bedeutend... Meine Saison letztes Jahr war nicht zufriedenstellend, sie war nicht gut.

Aber ich bin wirtschaftlich schon gut situiert. Ich müsste nicht mehr Rennen fahren, zum Glück kann ich es jetzt in erster Linie machen, weil der Motorradrennsport meine Leidenschaft ist.

Was immer passiert, ich traue mir zu, 2018 wieder konkurrenzfähig zu sein. Und ich denke, ich werde nach dieser Saison weiterfahren.

Meine Priorität ist es, bei Ducati zu bleiben und zu vollenden, was ich begonnen habe, also um den Titel zu fighten. Wenn mich Ducati auch nach der Saison 2018 behalten will, würde mich das sehr glücklich machen.

Es ist noch sehr früh in diesem Jahr. Wir haben bisher mit Ducati noch keine Verhandlungen für die Zeit nach 2018 geführt. Aber das wird früher oder später passieren. Dann wird sich zeigen, was dabei herauskommt.

Alex Debon, der ehemalige Moto2-Pilot, wird bei dir die Rolle des Riding Coachs übernehmen. Das hat bei Yamaha Wilco Zeelenberg für dich gemacht, 2017 hat dich Testfahrer Michele Pirro unterstützt.

Ich höre diese Bezeichnung «Riding Coach» nicht besonders gerne. Im Grunde war ich der Erste, der so eine Zusammenarbeit gemacht hat – bei Yamaha mit Wilco 2010. Ich weiß nicht, wie man diese Aufgabe genau nennen soll.

Ich sage immer: Vier Augen sehen mir als zwei. Ich denke, Alex kann mir einiges beibringen, wenn er draußen an der Strecke die Augen aufsperrt. Und Michele kann auch etwas beobachten und mir mitteilen. So kann unser Team noch besser werden.

Alex hat viel Erfahrung. Er hat in der Vergangenheit in der 250er-WM mit Gigi Dall’Igna zusammengearbeitet. Alex kennt mich sehr gut; und er hat einen sehr starken Charakter.

Auch Michele kann mich unterstützen. Er fährt in der MotoGP auf einem sehr hohen Level, er spürt auf dem Motorrad dasselbe wie ich. Er kann mir einige Ratschläge geben, wie ich meine Fahrweise verbessern kann. Wenn mich ein weiteres Augenpaar auf der Strecke beobachtet, kann das nur hilfreich sein.

Traust du dir zu, dass du 2018 vom ersten Rennen weg auf GP-Siege lossteuern kannst?

Man kann sich nie sicher sein. Aber ich habe die WM 2017 auf einem hohen Niveau beendet, wenn auch nicht auf einem so hohen, wie ich es mir vorgestellt habe.

Ich möchte wieder die Form finden, die ich in meiner besten Zeit bei Yamaha hatte. Und ich traue mir zu, dieses Ziel zu erreichen – auch mit Ducati. Hoffentlich kann ich bereits in Katar um den Sieg kämpfen.

Du hast 2017 oft erzählt, dass du auf der Ducati den Fahrstil ändern musstest. Ist dieser Vorgang beendet? Holst du bereits das Maximum aus deiner Desmosedici heraus?

Nein, der Lernvorgang ist nie zu Ende. Auch bei Yamaha habe ich in den neun Jahren nie aufgehört, meinen Fahrstil zu optimieren und anzupassen. Wenn du den Willen und die Neugier dazu nicht verlierst, bleibst du immer lernfähig.

Bis ich mich zum Rücktritt entschließe, wird sich daran nichts ändern. Ich werde mich immer bemühen, Neues zu erlernen.

2017 habe ich meine Fahrweise sehr stark verändert, ich habe sehr viel dazu gelernt, in der Absicht, die Ducati bestmöglich zu beherrschen. Aber mein Fahrkönnen wird nie komplett sein.

Ich glaube, dass ich im Vorjahr viel getan habe, um mich an das Motorrad anzupassen. Ich denke, dass es in diesem Jahr gegensätzlich sein wird. Ich vermute, dass die 2018-Ducati so verbessert sein wird, dass sie besser zu mir passt als die 2017-Version. Dann werde ich nicht nur beim Bremsen, beim Beschleunigen und auf den Geraden schnell sein, sondern auch in der Kurvenmitte.

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