MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Zukunft von Valentino Rossi: Ist es Zeit aufzuhören?

Von Manuel Pecino
Valentino Rossi

Valentino Rossi

«Valentino ist besessen von der Idee, endlich den zehnten WM-Titel zu gewinnen», sagt sein Kumpel Uccio Salicce. Aber reicht das gegen Dovizioso, Márquez, Lorenzo, Viñales und die anderen jungen Löwen?

Ende 2018 läuft Valentino Rossis Vertrag mit Yamaha aus. Seit den letzten Monaten steht ein großes Fragezeichen hinter der Frage, ob Valentino seine Karriere noch um zwei weitere Jahre ausdehnen wird. Oder wenigstens um ein Jahr?

Macht es Sinn, mit 40 Jahren noch extrem konkurrenzfähige «Kinder» wie Marc Márquez, Viñales und Morbidelli herauszufordern? Könnte es lächerlich werden, wenn sein Ziel, einen zehnten WM-Titel zu holen, zur Obsession wird?

Wenn ein Sportler – besonders einer auf dem höchsten Niveau – ein gewisses Alter erreicht und seine Ergebnisse schwächer werden, ist es nicht zu vermeiden, dass die Leute beginnen, sich zu fragen, ob er zu alt ist und ob es nicht besser für ihn wäre, aufzuhören.

Wenn es um Valentino Rossi geht, die Ikone des Motorradsports, und man sein Level an Konkurrenzfähigkeit hinterfragt, begibt man sich auf dünnes Eis. Man wird garantiert dafür kritisiert und beleidigt. Aber damit muss man umgehen können, wenn man über ein Thema diskutieren will, bei dem viel Leidenschaft im Spiel ist.

Man muss mit der Meinung des Protagonisten beginnen – und das ist an dieser Stelle Valentino selbst. Das Thema der Gestaltung seiner Zukunft in der MotoGP ist natürlich nichts Neues. Es begann beim letzten Rennen der Saison 2017 und hat sich über die ganze Winterpause erstreckt. Rossi hat immer ganz klar gesagt, wie er das Ganze angehen will: Er wird nach dem ersten Drittel der neuen Saison entscheiden, wie es für ihn weitergehen soll. Valentino würde gerne weitermachen, aber bevor er diese Entscheidung trifft, will er sehen, wie konkurrenzfähig er noch ist.

«Ich hoffe, dass wir Ende 2018 den Vertrag erneuern; vielleicht ein Jahr, aber am besten für zwei», meint Uccio Salucci, Valentino Rossis bester Freund, seine rechte Hand im Rennsport, sein Vertrauter und die Person, die Vale am besten kennt. Es ist interessant, Uccios Erklärungen zu Rossis Zukunft nochmals nachzulesen.

«Vale denkt an nichts anderes als an den zehnten Titel. Zwischen den Grand Prix trainiert er zehn Stunden am Tag: Gym und Motorradfahren, Motorradfahren und Gym. Dafür leben wir. Vale gibt alles. Er schaut immer zu, was andere machen und überlegt sich dabei, was er tun kann, um zu lernen und sich zu verbessern. Von kleinen bis zu grossen Dingen beobachtet er alles. Er beobachtet alle Fahrer und studiert sie. Er schaut, wie sie in der Box sitzen und wie sie sich auf der Rennstrecke bewegen...»

Eines ist klar: An Motivation fehlt es Valentino nicht. Er ist weit davon entfernt, den Spaß zu verlieren und nicht mehr kämpfen zu wollen. Sein Commitment und sein Ehrgeiz sind grösser als je zuvor... Aber reicht das? Wenn man sich die Statistiken anschaut, findet man die Antwort.

Wie auch immer. Man kann man die Zahlen so auslegen, wie man will, weil es immer davon abhängt, was man aufzeigen will.

Ein Beispiel: Die Statistik zeigt, dass Valentino seit seinem letzten WM-Titel 2009 zwölf Rennen gewonnen hat. Zwölf geteilt durch acht gibt eineinhalb Siege pro Saison. Ganz klar nicht genug für jemanden, der den Titel gewinnen will. Aber wenn man zeigen will, wie gut Rossi ist, sieht man, dass Valentino 2014, 2015 und 2016 Vizeweltmeister war. Eine Beständigkeit, die von Erfolg zeugt... Man kann also sagen, dass Vale seinen Mangel an Geschwindigkeit mit konstanter Leistung ausgleicht.

Stellen wir uns vor, dass Rossi 2018 wieder auf der Beständigkeits-Schiene fährt. Wäre es genug, um hungrige junge Wölfe wie Márquez, Viñales oder einen Franco Morbidelli, der in der kommenden Saison in die MotoGP aufsteigt, zu schlagen? Und vergessen wir nicht andere Kräfte wie Zarco, Dovizioso, Iannone. Es sieht schwierig aus für 2018. Wie wäre es dann erst 2019/2020?

Wie Uccio erklärt hat, ist Valentino besessen vom Gewinn des zehnten WM-Titels. Er lebt 24/7 mit dieser Idee im Kopf; durch sein Commitment und seine Entschlossenheit hat er sich über die letzten Jahre stetig verbessert.

Obwohl er immer älter wird. 2015 hatte er eine fantastische Saison, weil er sehr beständig gefahren ist. 2016 hat er dieser Beständigkeit noch Geschwindigkeit hinzugefügt, obwohl er ein paar Fehler gemacht hat (in Austin und Assen) und das Glück nicht immer auf seiner Seite war (Motorschaden in Mugello). So ist der zehnte Weltmeistertitel an ihm vorbeigezogen.

Die Wahrheit ist, dass wir in den letzten paar Jahren den schnellsten Valentino Rossi der vergangenen zwanzig Jahre gesehen haben.

Aber die Zeit hört nicht auf zu vergehen. Niemand sollte je an Valentino zweifeln, aber 40 Jahre (so alt wird Rossi 2019 sein) ist ein hohes Alter – in egal welchem Sport.

Was denken Sie, liebe Leserinnen, liebe Leser, sollte Valentino Ende 2018 tun? Wenn er in dieser Saison den Titel holt, ist das keine Frage. Aber was, wenn es ihm wieder nicht gelingt?

Um diese Debatte zu beenden, äußere ich meine persönliche Meinung. Rossi wird eine Entscheidung treffen, nachdem er ein paar Rennen gefahren ist und sieht, wo er im Vergleich zu seinen Konkurrenten steht.

Wenn Valentino sieht, dass er immer noch dazu imstande ist, um den Titel zu kämpfen, wird er weitermachen. «Um den Titel zu kämpfen», heisst nicht, dass er den Titel gewinnen muss, aber dass er konkurrenzfähig und oft genug in der Lage ist, seine Mitstreiter in Schach zu halten.

Wenn Rossi erkennt, dass er nicht mehr auf diesem Level mithalten kann, wird er aufhören. Denn im Gegensatz zu anderen Fahrern wird er sich nicht damit zufrieden geben, ständig um einen fünften, sechsten oder siebten Platz zu kämpfen...

Seine Entscheidung sollte in der Zeit um den Grand Prix in Le Mans herum fallen.

Da Rossi auf der ganzen Welt bekannt ist, haben wir entschieden, diese Debatte weltweit zu starten. Weil wir genau wissen, welche Meinung die italienischen Fans haben werden, richtig? Aber was ist mit den amerikanischen Rennsportfans? Und den fanatischsten MotoGP-Fans auf der ganzen Welt, den Indonesiern? Und was sagen die Japaner, die Brasilianer, die Spanier (Rossis grösste Rivalen), die Franzosen, etc.?

Durch die offene Welt von Social Media können wir Leute an all diesen Orten dazu auffordern, ihre Meinung zu Valentino Rossis Zukunft nach 2018 zu äussern.

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