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MotoGP 2018: Dominanz oder der Márquez-Effekt

Kolumne von Michael Scott
In der Doohan-Ära waren die Rennen der Königsklasse schrecklich vorhersehbar und die Resultate langweilig. Steht der MotoGP-Klasse durch Marc Márquez nun eine ähnliche Phase der Dominanz bevor?

Halbzeit bei den drei MotoGP-Tests der Vorsaison 2018, Mittag auf dem Chang Circuit in Buriram, die Hitze war so drückend wie die Vorzeichen für die neue Saison.

Nach zwei der abwechslungsreichsten und spannendsten Jahre der MotoGP-Ära gab es nun klare Anzeichen für eine Neuauflage der eher monotonen Vergangenheit. Eine Zeit der Ein-Motorrad- oder Ein-Fahrer-Dominanz.

Dieses Phänomen trat besonders deutlich am Ende des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts auf, als Mick Doohan und seine Honda besser als alle anderen waren. Damals beschränkten sich die Spekulationen der Vorsaison eher auf die Frage nach dem Zweitplatzierten.

Die Rennen waren schrecklich vorhersehbar und die Resultate sogar langweilig. Wie Doohan selbst sagte. (Obwohl er seinen «scheiß langweilig»-Kommentar später verneinte, bis die britische MCN die Aufnahme des Interviews veröffentlichte.)

Es war nicht Doohans Schuld, dass er so viel besser war als der Rest. («Was soll ich tun», fragte er. «Langsamer fahren?») Ich habe keinen Zweifel daran, dass sein riesiges Talent gegen härtere Konkurrenz noch deutlicher zu Tage getreten wäre. Das zeigte sich 1992, als nur eine Verletzung seine Dominanz beenden konnte. Als es ihm wieder besser ging, waren Schwantz, Rainey, Gardner und andere bereits aus der Weltmeisterschaft verschwunden und ließen Mick als überlegenen Fahrer zurück.

Auch Honda kann man nicht die Schuld geben, weil sie das beste Bike bauten. Die V4 NSR hat einen schwierigen Start und komplizierte Jahre erlebt, aber als die Big Bang-Version dann funktionierte, war sie ein hervorragendes Motorrad. Das Vorbild einer 500-ccm-Zweitakter-Maschine.

Doch die Kombination aus beiden erzeugte, gelinde gesagt, keine Begeisterung bei den Fans. Es ist tatsächlich nicht unüblich im Motorradsport, oder eigentlich in jedem Sport, dass eine Person dominiert. Das ist auch im Autosport, Golf oder Tennis keine Seltenheit. Sport reflektiert eben individuelles Talent.

Es braucht einen Showman wie Rossi, um diese Tatsache zu verbergen. Er verstand es immer, es schwer aussehen zu lassen, obwohl er es einfach fand. Das war einer der Schlüsselfaktoren dafür, seine riesige Fanbase aufzubauen.

In diesem Jahr setzte Marc Márquez bereits die ersten Zeichen. Er dominiert bereits, was die Zahlen betrifft, denn er gewann vier Titel in den letzten fünf Jahren. Die letzten zwei Titel in Folge fuhr er trotz Schwierigkeiten ein, die von Hondas dickköpfiger Auflehnung gegen die Regeln verursacht wurden. Mehr als die Techniker musste sich daher Márquez den Hinter abarbeiten und zahlreiche Stürze hinnehmen, um die Widerspenstigkeit der RC213V zu überfahren.

Die Probleme traten in der Anpassungsphase an die Einheitselektronik auf, was zu vielen Änderungen führte. Die zu leichte gegenläufige Kurbelwelle und die neue Zündfolge verursachten Schwierigkeiten mit dem Chassis. Die eingefrorene Motorenentwicklung während der Saison machte es Honda unmöglich, etwas gegen diese Fehler zu unternehmen. Alles hing an Marc.

Spulen wir vor bis zum Buriram-Test. Oder eigentlich zum vorausgegangenen Test in Sepang, wo Honda nicht nur den letztjährigen Motor, sondern zwei neue Varianten lieferte. Diesmal war von Anfang an klar, dass sie sich nicht wieder selbst Fallen gestellt haben. Pedrosa lag in Malaysia als Zweiter nur knapp zurück. Márquez drehte beständig seine Runden und sammelte Daten statt seinen Kopf gegen eine Steinmauer zu schlagen und seinen Körper in den Kies zu schleudern.

In Buriram, als die Wahl des Motors feststand, war Pedrosa wieder der schnellere der beiden Repsol-Honda-Piloten. Und sogar insgesamt war er der Schnellste. Doch es war Márquez, der mehr schnelle Runden fuhr und konstanter war.

Eine entmutigende Vorschau für seine Gegner. Beide Yamaha-Werksfahrer hatten nach der schwierigen Saison 2017 weiter mit Problemen zu kämpfen, die sie bereits als beseitigt betrachtet hatten. Zarco, der eine Tech3-Yamaha steuert, war auf dem Bike von 2016 hingegen konstant schnell. Ducati hat sich verbessert, aber vielleicht nicht besonders. Ihre besten Zeiten fuhren sie nicht konstant. Die Rennpace bleibt abzuwarten.

Wenn man auch den Umfang von Márquez’ Talent betrachtet, deutet also alles auf eine überlegene Saison des Spaniers hin. Wie 2014, als er mit 13 Siegen den Rekord der meisten Siege innerhalb einer Saison brach. Zehn dieser Siege fuhr er in den ersten zehn Rennen ein. Wessen Rekord brach Márquez damit? Den von Doohan natürlich. Als ob das überhaupt einer Frage wert wäre.

Márquez’ Dominanz war 2014 deutlich, aber nicht langweilig. Er war erst 22 Jahre alt, es war erst seine zweite MotoGP-Saison. Das gab dieser Unabwendbarkeit einen gewissen Reiz. Doch wir haben uns in den Jahren danach an etwas anderes gewöhnt: Spannung und Abwechslung.

In diesem Jahr werden Márquez’ Reife und seine Persönlichkeit auf die Probe gestellt. Denn wenn alles so läuft, wie es nun den Anschein hat, dann sollte er wieder siegen. Aber ihm muss das gelingen, ohne langweilig zu sein. Er muss dafür die Chuzpe und das Selbstvertrauen finden, um daraus trotzdem einen Wettkampf zu machen. Wie Rossi es damals tat. Denn das trägt alles dazu bei, um der Größe aller Zeiten zu sein.

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