Luigi Taveri: Ein Gentleman hat uns verlassen
Zum Auftakt Trauerfeier erklang der Song «I did it my way». Eine höchst treffende Charakterisierung dessen, was Luigi Taveri ausmachte: Er setzte sich seine Ziele selbst und verfolgte sie mit einer so absoluten Hartnäckigkeit, die kaum jemand diesem kleingewachsenen, schlanken Mann auf den ersten Blick zugetraut hätte.
Unkonventionell herausragend war auch die Dekoration der Kirche an dieser Abschiedsfeier: Neben einem Porträtbild von Luigi Taveri in Lederkombi und Halbschalenhelm stand die 250-ccm-Vierzylinder-Honda, die er bis wenige Jahre vor seinem Tod immer wieder als Oldtimeranlässen flott bewegt hatte.
Oldtimer Racing-Organisator Ferry Brouwer, Szenekenner Elio Crestani und Willy Läderach als Vertreter des Schweizer Motorrad-Landesverbandes FMS würdigten den Verstorbenen, jeder aus einem persönlichen Blickwinkel. Dass Taveri in seiner Rennkarriere dreimal 125-ccm-Weltmeister war und 30 Grands Prix gewann, ist allgemein bekannt.
Er war aber auch ein Familienmensch, 63 Jahre mit Tilde verheiratet und war Tochter Blanca und Sohn Luigi ein guter Vater. Nach seiner Rennkarriere betrieb er erfolgreich eine Karosseriewerkstatt mit Lackiererei – er hatte auch während der grössten Triumphe die Bodenhaftung nie verloren und baute nach seiner Rennkarriere wie selbstverständlich eine Existenz für seine Familie auf.
In seiner eindrucksvollen Predigt verglich Pfarrer Mario Pinggera (er fährt in seiner Freizeit Motorrad) die Sportwelt in den 60er Jahren, als Taveri aktiv war, mit dem Big Business von heute und erinnerte daran, dass das Leben ein Prozess ist, in dem der Verstorbene jetzt einen Schritt weiter ist als die Anwesenden.
Nach der Feier blieb die Trauergemeinde noch lange versammelt auf dem sonnigen Platz vor der Kirche. Unter den Anwesenden waren viele ehemalige Rennfahrer wie Rolf Biland/Kurt Waltisperg, Peter Sommer, Jacques Cornu, Philippe Coulon, Hans Müller, Dieter Braun, Stuart Graham, Walter Frei, Hansruedi Brüngger, Fredy Lienhard, Urban Jussel, KArl Hegglin, Paul Smart, Jörg Leu, Werner kreis, Konrad Stückler, Wolfgang Stropek und etliche mehr. Aus Japan war Taveris ehemaliger Markenkollege Kunimitsu Takahashi angereist, der erste japanische Fahrer, der einen 250-ccm-WM-Lauf gewann.
Dann brachten sie Taverias Motorrad nach draussen, und der frühere Schweizer GP-Rennfahrer Bruno Kneubühler liess den Motor mit kurzen Gasstössen aufheulen. Ein letzter Abschiedsgruss an diesen kleinen, liebenswürdigen, zielstrebigen und erfolgreichen Gentleman, der uns schon mal vorangegangen ist ins Jenseits.