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Die MotoGP-WM und die Macht der Daten

Von Manuel Pecino
Andrea Dovizioso, Marc Márquez und Dani Pedrosa verraten, wie viel Wert sie auf die von ihren MotoGP-Maschinen gesammelten Daten im Vergleich zu ihrem eigenen Gefühl legen und wie das bestmögliche Set-up erreicht wird.

Information bedeutet Macht. Diesen Satz hat wohl jeder von uns schon einmal gehört. Je mehr man über eine Sache weiß, umso präziser wird die Entscheidung sein. Doch ergibt sich nicht auch ein Problem, wenn zu viele Informationen vorliegen, die am Ende das Gegenteil des erwünschten Effekts erzielen? Vor allem wenn es einem Fahrer schwerfällt, sich auf der Maschine wohlzufühlen und er zu zweifeln beginnt. Wie wird in einem solchen Fall mit den vorliegenden Informationen umgegangen?

Welche Quelle ist am verlässlichsten? Denn nichts ist mit dem Gefühl des Fahrers auf dem Bike vergleichbar. Macht es trotzdem mehr Sinn, die Antwort in der Objektivität der Zahlen zu suchen, die von den Sensoren des Motorrads gesammelt werden? Und wie sehr hört ein Fahrer auf eine Person, die an der Boxenmauer steht und ihm sagt, was er nicht richtig macht? Wie sieht es mit den TV-Aufnahmen aus? Und was ist mit der «geheimen Software», die manche Teams einsetzen? Sie erlaubt es, die Linien von zwei oder mehr Fahrern und ihren Speed in einem bestimmten Streckenabschnitt in einem Video zu vergleichen.

Andrea Dovizioso: Daten sorgen für Verständnis

«Hmmm… Das ist eine schwierige Frage», antwortete Dovizioso auf die Frage, welche Informationsquelle die wichtigste ist. Andrea nahm sich ein paar Sekunden, um zu reflektieren. Seine Ansicht ist interessant, denn nicht umsonst nennen sie ihn in der Box einen ‹akribischen Ingenieur, der frustriert ist, weil er alles in jedem Moment verstehen will›.

«Es gibt hier keine Norm. Jeder geht damit auf unterschiedliche Weise um. Von Fahrer zu Fahrer besteht sicher ein großer Unterschied. Manche fahren und treffen Entscheidungen instinktiv, andere haben eine methodischere Herangehensweise. Wie viele MotoGP-Fahrer gibt es? 24? Naja, dann gibt es wahrscheinlich auch 24 unterschiedliche Arten mit Informationen umzugehen.»

«Wenn sie irgendetwas richtig oder falsch machen, will ich die Daten sehen, um zu verstehen, was die Techniker und Mechaniker machen. Wenn ich weiß, was die Daten zeigen und das mit meinem Gefühl in Verbindung setze, dann kann ich bestmöglich arbeiten. Es ist ein großer Vorteil, wenn du alles verstehst und weißt, wie du dich verbessern kannst. Wenn du das nicht verstehst, kannst du trotzdem schnell sein, aber du kennst dann den Grund dafür nicht. Dann verstehst du es auch nicht, falls du einmal langsam bist.»

Doviziosos Erklärung ist sehr gut, wie fast alles, was er sagt. Es macht Sinn. Aber was passiert, wenn das Gefühl nicht mit den Daten und den Prioritäten der Ingenieure übereinstimmt? «Dann habe ich natürlich Recht», lachte «Dovi».

Marc Márquez: Symbiose von Gefühl und Daten

Dann kommen wir nun zu Márquez. Wie ging der vierfache MotoGP-Weltmeister in den letzten fünf Jahren mit den Daten um? «Es ist klar, dass die wichtigste Referenz dein Gefühl auf der Strecke ist. Danach ist es bedeutend, wie man dieses Gefühl dem Team erklärt, damit sie mit Blick auf die Daten eine Lösung für das Set-up finden können.»

Wie bei Andrea stellte ich die Frage, was passiert, wenn das Gefühl des Fahrers nicht mit den Daten übereinstimmt. «Ich teile mit, was ich fühle, aber manchmal bin auch ich menschlich und lasse mich verwirren. Dann sehen sie andere Dinge in den Daten, als ich fühle. Dann müssen sie genau wissen, wie sie mir erklären, auf was ich achten muss. Die Kombination deines Gefühls mit dem Wissen des Teams ist das Wichtigste. Dabei ist es besonders wichtig, dass sie dich verstehen und es dir auch gut erklären können.»

Marc gibt seinem Manager und Riding Coach Emilio Alzamora die Rolle eines «Spions». Von den vielen Kurven, welche die Fahrer während einer Saison passieren, fallen den Piloten manche leichter, andere sind schwieriger für sie. «Dann bitte ich meinen Coach, dass er in diese Kurve geht und schaut, wie die anderen Fahrer das machen. Er muss es dann verstehen und es dir auch erklären können.» Diesen Job kann nur ein ehemaliger Rennfahrer gut machen, meinen die Fahrer. Denn nur jemand, der einmal auf dieselben Details achten musste, wird diese auch beim Zusehen bemerken.

Dani Pedrosa: Erst Gefühl, dann Daten

Gefühle auf der Strecke, Daten, Coach und dann Video ist «mehr oder weniger die korrekte Reihenfolge», sagt Dani Pedrosa. Die Meinung eines Fahrers mit seinem Erfahrungsschatz ist besonders interessant. «Zuerst zählt mein Gefühl auf der Strecke, danach kommen erst die Daten. Du prüfst, ob die Daten dein Gefühl widerspiegeln. Manchmal spürst du in einer Kurve nicht, was du falsch machst. Dann findest du die Antwort in den Daten. Zudem helfen sie den Technikern zu verstehen, was der Fahrer sagt und worüber er sich beklagt. Gefühl und Daten müssen Hand in Hand gehen. Was dich schnell macht, ist aber die Art, wie gut du die Geschehnisse auf dem Bike fühlst, und dein Talent.»

Dani erklärte auch, wie er mit Sete Gibernau, dem Mann seines Vertrauens, er mag das Wort Riding Coach nicht, zusammenarbeitet. «Er hilft mir in vielen Situationen, denn während der Rennwochenenden musst du mit unterschiedlichen Gegebenheiten klarkommen. Man muss das Gesamtbild im Blick haben. Ich kann ihn nach spezifischen Dingen fragen, wie sich eine bestimmte Kurve anzuschauen, die bei mir nicht gut funktioniert. Er war selbst ein Rennfahrer. Er weiß, was die Aussagen eines Fahrers bedeuten, er versteht mich sehr schnell und gibt die nötigen Antworten. Das Meeting mit ihm findet nach dem Training in der Box statt. Manchmal habe ich an einem bestimmten Punkt der Strecke Probleme, dann macht er direkt einen Änderungsvorschlag.»

Was die Videos betrifft, die es erlauben, die Linien mehrerer Fahrer zu vergleichen, sagt Pedrosa: «Das funktioniert, wenn es gut gemacht ist, denn die Reifenmischung, der Fahrstil, das Bike, das Setting und so weiter machen einen Unterschied. Manchmal denkst du, dass du etwas wie ein anderer Fahrer machen kannst, aber es ist nie dasselbe. Doch es hilft, um gewisse Dinge zu verstehen. Vielleicht dient es nicht zur Nachahmung, aber es verhilft auf jeden Fall zu einem besseren Verständnis.»

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