Livio Suppo: «Hersteller sind Sklaven der Top-Fahrer»
Marc Márquez mit Livio Suppo
Nach dem MotoGP-Saisonfinale 2017 in Valencia teilte der 53-jährige Livio Suppo mit, dass er seine Stelle als Teamprinzipal bei Repsol-Honda für 2018 räumen wird, obwohl sein Vertrag noch ein weiteres Jahr läuft. 2010 kam Suppo als Director Communications and Marketing zu HRC und wurde 2013 zusätzlich zum Teamprinzipal von Repsol-Honda. Während seiner Zeit bei Honda durfte Suppo fünf MotoGP-Titel in der Fahrerwertung und sechs Konstrukteurs-Titel feiern.
Nach dem Abgang von Suppo wurde die Management-Struktur des Weltmeisterteams umgeformt. Einen Teil der Aufgaben von Suppo übernimmt nun Alberto Puig als neuer Teammanager.
Livio, du hast einmal gesagt, je mehr Talent ein Fahrer hat, desto schwieriger ist die Arbeit mit ihm. Mit Marc Márquez und Dani Pedrosa müsste es dann ja unglaublich schwierig gewesen sein?
Das ist nicht einfach zu erklären. Je mehr Talent sie haben, desto mehr Macht haben sie auch. Und je mehr Macht sie haben, desto schwieriger ist die Arbeit mit ihnen. Doch Marc und Dani haben trotz ihres riesigen Talents beide einen sehr guten Charakter. Bei ihnen ist beides vereint.
Also haben die Fahrer Macht über ihre Teams?
In der MotoGP-Klasse sind die Hersteller die Sklaven der Top-Fahrer. Die Piloten machen einen riesigen Unterschied. Wenn du den richtigen Fahrer hast, dann musst du einfach dafür sorgen, dass er in deinem Team glücklich bleibt. Dann leistet er die beste Arbeit. Ohne einen guten Fahrer kannst du auch keine Top-Resultate erzielen.
Wie viel Prozent des Erfolges macht der Fahrer in der MotoGP-Klasse aus?
Ich denke, ungefähr 70 Prozent. Das genaue Gegenteil zur Formel 1.
Márquez vereint meiner Meinung nach die Talente von Stoner und Pedrosa, er ist zudem noch derselbe Kerl wie zu Beginn seiner Karriere. Ich habe ihn zehn Jahren im MotoGP-Paddock noch keinen Menschen wie ihn getroffen. Stimmst du mir zu?
Ja, ich bin derselben Meinung. Er ist etwas Besonderes. Das größte Plus von Marc ist sein Charakter. Er ist immer positiv und aktiv. Marc beklagt sich nie länger als ein paar Minuten, da er eine so positive Art hat. Vom Alter her könnte er mein Sohn sein. Doch er hat mir beigebracht, wie man immer positiv ist. Er kommt ganz ohne Drama aus, obwohl er jung, erfolgreich und wohlhabend ist.