Argentinien-GP: Nein Marc, es gab keinen Grund dazu
Marc Márquez verursachte Valentino Rossis Sturz in Argentinien
Nach dem MotoGP-Rennen in Argentinien platzte ein leidenschaftliches Mitglied des Fanclubs von Valentino Rossi in das Pressezentrum und brüllte mich an: «Mal sehen, ob du Marc Márquez nun verteidigen kannst. Was sagst du nun?» Ich wurde aus dem einfachen Grund zum Ziel für seinen Ärger, weil ich kein Italiener bin oder denselben Pass wie Márquez habe. Ich fragte den Mann, ob er mich wirklich bestrafen will, weil ich Spanier bin. Und wenn das der Grund wäre, würde er wirklich falsch liegen. Vernunft und auch das Fehlen von Vernunft haben keine Nationalität.
Meine Analyse der Geschehnisse beim Argentinien-GP ist nicht davon abhängig, ob ich Spanier, Italiener, Grieche oder Marokkaner bin. Was falsch ist, ist falsch. Und ich sage, dass Marc Márquez in Termas falsch gehandelt hat. Er fuhr wie außer Kontrolle, ohne die feine Linie zu beachten, die Aggressivität in einem sehr konkurrenzbetonten Sport von übertriebener Aggressivität, die andere Fahrer gefährdet, trennt.
Ich akzeptiere Marcs Erklärung, dass die Kollision mit Valentino durch einen feuchten Fleck auf der Strecke verursacht wurde, der ihn dazu zwang, die Bremse zu lösen. Warum sollte er lügen? Doch nachdem ich seine Erklärung gehört hatte, war die offensichtliche Frage: Wenn er die Bedingungen auf der Strecke kennt, warum fuhr er dann zu aggressiv für diese Verhältnisse? Bevor er Valentino in Runde 20 von der Strecke beförderte, gab es einen ähnlichen Vorfall mit Aleix Espargaró in Runde 9. Und dann folgten zwei sehr faire Manöver gegen Morbidelli und Lüthi. Marc wusste, dass seine chaotische Fahrweise Schaden anrichten würde, aber er hörte nicht auf. Oder anders ausgedrückt: Er tat nichts, um eine Wiederholung dieses Fehlers zu vermeiden. Sind wir uns in dieser Hinsicht einig?
Der Fehler, sich nicht zurückzuhalten, kommt mangelndem Respekt gegenüber seinen Gegnern sehr nah. Denn nach zwei Warnschüssen die Folgen seines Handelns nicht zu bedenken, klingt sehr nach fehlendem Respekt.
Man muss nicht zu weit gehen. Was hätte das Resultat von Johann Zarcos Manöver gegen Dani Pedrosa, das dem von Márquez gegen Rossi ähnelte, sein können? Naja, vielleicht ein gebrochenes Handgelenk.
Der eine ist genauso schuldig wie der andere. Der Unterschied ist aber, dass Zarco nicht wieder ein solches Manöver ritt, obwohl die Chance bei Fights gegen Crutchlow, Rins und Miller gegeben war. Darum sage ich, unabhängig von Márquez’ Pass, dass er seine Kollegen am Sonntag nicht respektiert hat. Ich gehe davon aus, dass ich in meinem Land dann die Sichtweise des Fanclubs von Marc Márquez statt dem von Valentino Rossi zu hören bekomme. Auch sie werden sicher etwas zu sagen haben. Aber hey, das ist ein Teil des Jobs.
Nachdem das gesagt ist, will ich klarstellen, dass es nicht zu dieser unglücklichen Kontroverse gekommen wäre, wenn die Race Direction beim Vorfall mit Marc Márquez in der Startaufstellung die Regeln befolgt hätte. Marc würgte sein Bike ab, kehrte aber nicht an die Box zurück, sondern versichert, dass er das Okay erhalten hat, mit dem Rest des Feldes zu starten. Wenn der Verantwortliche nicht wusste, wie er mit dieser Situation umgehen muss, wenn Marc die Erlaubnis wirklich gegeben wurde… Wie hätte man damit umgehen müssen? Das Ignorieren der Regeln befreit nicht von der Notwendigkeit ihrer Einhaltung. Wenn Márquez das Losfahren aus der Startaufstellung durch den Fehler eines Marshalls erlaubt wurde, hätte ihm die Race Direction trotzdem die schwarze Flagge zeigen müssen. So einfach ist das. Er wurde aber mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, was für noch mehr Stress bei Márquez sorgte.
Und was passiert jetzt? Naja. Dieser neue Clash lässt die Fehde der zwei größten Stars in unserem Sport neu auflodern. Eine beängstigende Situation. Valentino kritisierte Marc extrem. Durch die großen Auswirkungen, die seine Worte immer haben, werden sich Probleme ergeben. Sehr ernstzunehmende Probleme, wenn keine Lösungen gefunden werden. In Argentinien gab es nach dem Rennen eine Allianz der Aggression gegen Márquez. Der Fan Club deutete bereits an, dass sie nicht in der Lage sind, den Zorn aus Rossis Welt zu kontrollieren. Es ist ernst.
Lasst uns hoffen, dass diejenigen, die das managen müssen, Klugheit und gutes Urteilsvermögen an den Tag legen und zudem Namen und kommerzielle Interessen vergessen. Wenn jemand für seine Fehler bezahlen muss, dann soll er unabhängig von Namen und kommerziellen Interessen dafür bezahlen und Ende. In Spanien sagen wir: Besser ein roter Tag als hundert pinke Nächte. Und bitte, lasst die Flaggen im Schrank, denn sie haben die Menschen immer mehr gespalten als vereint.