Tom Lüthi (Honda/16.): «Ich bin schockiert»
Tom Lüthi im Rennen von Le Mans
Tom Lüthi (32) verpasste auch beim fünften MotoGP-Rennen den ersten WM-Punkt. Es fehlten ihm nach 27 Runden genau 3,274 Sekunden auf den 15. Platz von Takaaki Nakagami auf der zweiten LCR-Honda.
Nach dem Rennen erhielt Tom vom Team eine Hiobsbotschaft: Der Zwei-Tage-Test Dienstag und Mittwoch auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya wurde abgesagt.
«Ich bin schockiert über die Absage des Tests. Es wäre für mich sehr wichtig gewesen, dort zu fahren, vor allem in Barcelona, wo ich mit der MotoGP-Honda noch nie trainiert habe. Ich möchte endlich wieder eine Strecke haben, die ich schon vor dem Rennen kennengelernt habe – wie Katar. Über die Gründe kann ich nichts sagen. Keine Ahnung. Ich habe diese Botschaft erst nach dem Rennen erhalten. Mir wurde nur gesagt, dass wir nicht testen.»
Die neue Teamführung will offenbar zuerst einmal einige wichtige rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem entlassenen Teammanager Michael Bartholemy klären.
«Die zweite Rennhälfte war gut», schilderte Tom Lüthi. «Die erste Hälfte oder eigentlich nur in den ersten vier, fünf Runden habe ich viel zu viel Zeit verloren. Ich habe das Vertrauen absolut nicht gehabt, kein Feeling für den Vorderreifen, das ist mir zum Verhängnis geworden. Ich war dann ganz hinten und musste mich wieder aufrappeln. Ich bin ein einsames Rennen gefahren und habe die Gruppe mit Franco, der schließlich 13. geworden ist, nur aus der Ferne gesehen. Dort wollte ich gerne sein und mitkämpfen.»
Lüthi: «Die zweite Rennhälfte war gut. Ich habe den gleichen Speed gehabt wie Franco. Aber es hat gedauert, bis ich das Motorrad besser gespürt habe. Man fährt dann schrittweise schneller in die Kurven rein, irgendwann kommt dann vielleicht ein kleiner Rutscher, man hat dann ein Feedback und kann sich an das Limit herantasten. Aber das dauert alles viel zu lang. Und in dieser Anfangsphase sind die Gegner zu weit weggefahren.»
Der Sonntag begann für Tom Lüthi mit einem Sturz im Warm-up, verursacht von Johann Zarco, auch nicht gerade vorbildlich. «Der Sturz hat mich im Rennen nicht mehr arg beeinflusst, ich habe die rechte Han noch ein bisschen gespürt. Aber es war halb so wild. Trotzdem war das natürlich kein guter Start in den Tag. Im Warm-up ist das Ziel, einen guten Rhythmus zu finden und sich an den vollen Tank anzupassen. Man muss auch ein Feeling mit den gebrauchten Reifen finden. Ich musste diesen Sturz dann wegstecken und aufs Rennen vorausschauen.»
Wie kam es zu dieser Kollision mit Zarco? Lüthi: «Ich war in der Doppel-Rechtskurve, also in Kurve 8, meine Linie ist dort etwas V-förmiger, die Honda-Linie, nenne ich das, die Yamaha-Linie ist eher runder wie bei Ducati, etwas enger. Zarco hatte das Gefühl, dass genug Platz ist, aber da hat er sich verschätzt. Ich habe ihn schlicht nicht gesehen. Er hat’s innen reinrollen lassen, er wollte innen durch, und ich habe ihn nicht gesehen. Dann hat’s halt geknallt. Wir sind in einem Winkel aufeinandergeprallt, wo ich unmöglich etwas machen konnte. Er hat sich auch entschuldigt bei mir.»
Tom Lüthi ist in den letzten fünf Tagen, die er auf der MotoGP-Honda verbracht hat, fünfmal gestürzt, nur heute am Sonntag war er unschuldig. «Man müsste jeden einzelnen Sturz analysieren, es passierte nicht jeder, weil ich es übertrieben und das Limit überschritten habe. Heute beim Sturz mit Zarco konnte ich nichts dafür. Im ersten Training hier ist mir das Vorderrad stehen geblieben, klar ich war zu schnell. Aber dieser Sturz ist aus dem Nichts gekommen. Es ist schwierig, aus solchen Stürzen und von solchen Situationen etwas zu lernen. Aber es gehört dazu, dass man manchmal übers Limit geht.»
Und wie stark litt der vierfache Le-Mans-GP-Sieger (2x 125 ccm, 2x Moto2) unter dem Hickhack im Marc VDS-Team? «Auf dem Motorrad konnte ich das ausblenden. Aber ringsherum war der Wirbel präsent, auch bei mir als Fahrer. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich konnte das spielend wegschieben. Das ist schlicht unmöglich gewesen. Ich hoffe, dass die Situation jetzt so rasch wie möglich geklärt wird, damit wir weiter unseren Job machen können, nicht nur wir Fahrer, sondern auch jeder Mechaniker und jedes Crew-Mitglied. Das würde mir jetzt am Herzen liegen.»