Martinez: Klappt Yamaha-Deal mit Lorenzo & Petronas?
Jorge Martinez, der vierfacher Weltmeister in den Klassen 80 und 125 ccm und ewiger Derbi-Held, ist beim Mugello-GP ein gefragter Mann.
Denn am Freitagvormittag berichtete SPEEDWEEK.com exklusiv, dass Sepang-Circuit-CEO Razlan Razali mit dem Ángel Nieto-Team von Martinez mit Hilfe des malaysischen Mineralölkonzerns Petronas und Yamaha eine Allianz bilden und dort den fünffachen Weltmeister Jorge Lorenzo und Hafizh Syahrin als Fahrer einschleusen will, während Yamaha und Rossis VR46 Riders Academy dort lieber Franco Morbdelli, am Freitag Achter im Mugello-Training, an den Start bringen möchte.
Aber so problemlos, wie sich Lorenzo diesen Deal vorstellt, lässt sich dieses Projekt nicht in die Tat umsetzen.
Bei Yamaha Motor Racing, mit Europa-Hauptquartier in Gerno di Lesmo bei Monza, war zu Wochenbeginn erstmals signalisiert worden: «Es könnte sich in naher Zukunft eine Alternative für unsere MotoGP-Kundenteam ergeben.»
Da neben Reale Avintia (Rabat, Siméon) nur das Nieto-Team (Bautista, Abraham) noch keinen neuen Materialvertrag für 2019 unterschrieben hat und die Verhandlungen zwischen Marc VDS und Yamaha in Le Mans zum Stillstand kamen, konnte man sich irgendwann ausmalen: Jorge «Aspar» Martinez muss der neue Gesprächspartner von Yamaha sein.
So ein Millionendeal lässt sich freilich nicht über Nacht in Stein meißeln.
Das wird auch Jorge Lorenzo erkennen müssen, der vor zwei Tagen optimistisch behauptete: «Ich werde auch 2019 und 2020 MotoGP fahren.»
Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, hatte am Donnerstag auf die Frage des TV-Reporters von Sky Sports, ob er sich vorstellen könne, dass Lorenzo zu Yamaha zurückkehrt, auf Italienisch vielsagend geantwortet: «Puó essere.»
Das bedeutet: «Es ist möglich.» Oder: «Kann sein.»
Die erste Frage an Jarvis samt dessen Antwort hatte Sky Sports nicht gesendet. Diese lautete: «Halten Sie einen Rücktritt von Jorge Lorenzo für möglich? Die Antwort von Jarvis: «Puó essere.»
«Ich bin mit der Yamaha-Geschichte hier in Mugello erst am Freitag so richtig konfrontiert worden», stellte Jorge Martinez Samstagvormittag im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com fest. «Bisher war meine Priorität, mit Ducati eine vierte Saison weiterzumachen. Bisher sind bei mir für 2019 keine Verträge unterschrieben. Ich bin jetzt in einer angenehmen Situation; ich habe viele Möglichkeiten. Auch bei den Fahrern. Ich bin für alles offen.»
«Ja, der Sepang Circuit hat Interesse an meinen beiden MotoGP-Startplätzen», bestätigte Martinez. «Es finden Gespräche statt. Aber ich will nichts verkaufen. Ich möchte meine Rennfahrerschule in Valencia, mein Moto3-WM-KTM-Team, mein Moto3-CEV-Junioren-WM-Team und meinen MotoGP-Rennstall weiter betreiben und besitzen. Bisher ist nichts spruchreif.»
Aber Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat am Freitag bereits ausführlich mit Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis verhandelt. Er will, dass möglichst jeder Hersteller ein Kindenteram betreibt. Ducati hat jetzt drei, Aprilia und Suzuki werden auch für 2019 keines haben, KTM verbündet sich neu mit Tech3.
Die konservativen japanischen Yamaha-Manager wollen eine stabile Konstellation für das Kundenteam sehen, keinen Flop wie 2015 bei Forward Racing. Der Deal soll zumindest über zwei Jahre gehen und finanziell seriös abgesichert sein.
Gleichzeitig bemüht sich Emilio Alzamora, das Marc VDS-MotoGP-Team für 2019 am Leben zu erhalten. Er möchte dort Alewx Márquez unterbringen. Morbidelli hat einen VDS-Vertrag bis Ende 2020. Der Moto2-Weltmeister wäre auch beim Yamaha-Petronas-Team statt Syahrin erwünscht.
«Es muss auch geklärt werden, was mit den beiden Marc-VDS-Plätzen für die nächste Saison passiert», stellte Jorge Martinez fest.
Yamaha hat die Bestellfrist für das Kundenteam auf Ende Juni festgesetzt. In Katar sah es noch so aus, als seien sich Yamaha und Marc VDS für drei Jahre einig...
Deshalb übt sich das Yamaha-Management beim neuen Sepang-Circuit-Petronas-Projekt vorläufig in Zurückhaltung. «Im schlimmsten Fall fahren wir 2019 nur mit dem Movistar-Team», ist bei Yamaha zu hören.
Es muss auch noch geklärt werden, wie es Hauptsponsor Movistar hinnimmt, wenn Lorenzo eine dritte Werks-Yamaha bekommt.
Übrigens: Lorenzo auf Yamaha mit Petronas, das haben wir schon erlebt. Und zwar in der Zeit, als Fiat bei Yamaha Hauptsponsor war, also von 2008 bis 2010.