Sachsenring: Freistaat rettet Promoter SRM vor Pleite
Ministerpräsident Michael Kretschmer und Matthias Moser
Nach dem Sachsenring-GP 2018 war offenkundig, dass Promoter Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) mit dieser Veranstaltung wieder ein saftiges Defizit erwirtschaftet hat. Denn es kamen zwar mehr Besucher als im desaströsen Jahr 2017 mit einem Verlust von 900.000 Euro.
Aber da die Tribünenplätze auf Internet-Schnäppchen-Plattformen zum Teil um 30 Euro verschleudert wurden, weil die privaten 6500 Tribünenplätze von Besico, Unger und Olsen nur geringe Einnahmen bringen, weil Ankerberg und Campingplätze nichts von ihren Einnahmen abliefern und weil sich zu viele Trittbrettfahrer mit dem GP von Deutschland bereichern, muss der Freistaat Sachsen den Veranstalter wieder einmal mit einer Geldspritze vor der Zahlungsunfähigkeit retten.
Wurde der 900.000 Euro Verlust 2017 noch durch einen sächsischen Rettungsplan abgedeckt, indem die Sparkasse Chemnitz (400.000 Euro) und das Verkehrssicherheitszentrum VSZ (500.000 Euro) an die SRM überwiesen (Zahlungsweck unbekannt), so muss jetzt der Freistaat Sachsen mit bis 270.000 Euro als SRM-Retter einspringen. Sonst würde diese von den umliegenden Kommunen und dem Landkreis Zwickau zusammengesetzte Gesellschaft wieder einmal von der Zahlungsunfähigkeit bedroht.
Schon von 2013 bis 2015 bezahlte die Staatskanzlei mehr als 2 Millionen für die Kampagne «So geht sächsisch» an die SRM, ohne Zustimmung der Opposition im Landtag. Deshalb wurde diese Geldquelle danach zugedreht.
Regierungssprecher Ralph Schreiber bestätigte die Zahlung von 270.000 im Zusammenhang mit dem Motorrad-GP 2018.
Im vergangenen Juli besuchten an drei Tagen 193.355 Fans den Event in Hohenstein-Ernsthal. Der «Break Even» wird aber erst bei mindestens 200.000 verkauften Eintrittskarten erreicht.
Im Vorjahr erschienen nur 164.801 Besucher; es war das drittschlechteste Ergebnis seit 1998.
«Durch den Kabinettsbeschluss wird die Zahlungsfähigkeit weiter gesichert», stellte SRM-Geschäftsführerin Nadin Pohlers gegenüber der Tageszeitung «Sächsische Zeitung» fest. ?Der Freistaat will den Zuschuss vorläufig als Darlehen zu marktüblichen Zinsen gewähren.
In der Zwischenzeit wird bei der Europäischen Union angefragt, ob die 270.000 Euro als Beihilfe an die SRM weitergereicht werden kann. Die SRM wäre dann nicht zu einer Rückzahlung verpflichtet.
Aber bisher hat die EU solche Ansinnen immer abgelehnt. Wenn das wieder passiert, muss die SRM das Darlehen bis September 2019 samt Zinsen zurückzahlen.
Das Problem: Der ADAC hat den GP-Vertrag mit der SRM im Mai gekündigt – nach zwei von fünf geplanten Jahren.
Damit hat die SRM GmbH die Grundlage ihrer Geschäftstätigkeit und vorläufig 100 Prozent ihrer Einnahmen verloren. Der Sachsenring wird zwar auch 2019 Schauplatz des deutschen Grand Prix sein. Aber es bewirbt sich auch der ADAC Sachsen für die Promoter-Rolle. Theoretisch könnte auch die ADAC Zentrale in München wie in der Vergangenheit auf dem Nürburgring selbst als Veranstalter auftreten.
Die SRM übernahm die Ausrichtung des Grand Prix nach dem Jahr 2011 vom ADAC Sachsen und hatte schon nach zwei Jahren 1,2 Mio Schulden. Im Mai 2018 konnte die SRM die vom ADAC e.V. geforderte Bürgschaft nicht aufbringen. Die Kapitaldecke war offenbar zu dünn.
Ein neuer Vertrag ist bisher nicht in Sicht.
Der Investmentbanker Matthias Moser möchte per Ende September 75,1 Prozent der SRM übernehmen. Er würde dafür ca. 300.000 Euro bezahlen. Aber natürlich nur, wenn bis dahin ein GP-Vertrag unterschrieben ist. «Man kann diesen Grand Prix kostendeckend betreiben», sagte Moser im SPEEDWEEK.com-Interview. «Ich werde keine Subventionen beanspruchen.»?
«Die Vertragsverhandlungen laufen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir zu einer Einigung kommen», versicherte SRM-Chefin Nadin Pohlers.
In Sachsen hält sich der Verdacht, dass der ADAC die Rechte bei der Dorna für 3,1 Millionen Euro einkauft und für 4 Millionen an die SRM weiterreicht. Die ADAC dementiert diesen Verdacht, gibt aber der SRM keinen Einblick in den Dorna-Deal.
Deshalb strebt die SRM nach sieben schwierigen Jahren einen direkten Vertrag mit der Dorna an. Das wird aber nur klappen, wenn der ADAC e.V. der Dorna bis Mitte September keinen Veranstalter präsentieren kann.