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Sachsenring-GP 2019: ADAC voraussichtlich nicht dabei

Von Günther Wiesinger
Der ADAC hat im Mai den Vertrag mit Sachsenring-GP-Promoter SRM gekündigt, aber keine andere GP-Strecke und keinen anderen Veranstalter gefunden. Das fällt dem Autofahrerverband jetzt auf den Kopf.

Seit 1998 wird der Motorrad-GP von Deutschland auf dem Sachsenring ausgetragen, und seither ist der ADAC e.V. immer Vertragspartner der Dorna gewesen. Von 1998 bis 2011 hat der ADAC die Rechte an den ADAC Sachsen weiterverkauft, von 2012 bis 2018 trug die Sachsenring Rennstrecken GmbH als GP-Promoter das finanzielle Risiko. Im Vorjahr wurde ein Verlust von 900.000 Euro erwirtschaftet, 2018 wird mit einem Verlust von ca. 270.000 Euro gerechnet.

Aber seit einigen Monaten zeichnet sich ab, dass der ehemalige Investmentbanker Matthias Moser per Ende September 75,1 Prozent der SRM GmbH kaufen wird. Es wird ein Kaufpreis von 300.000 Euro kolportiert. Die SRM ist eine Gesellschaft, die sich im Besitz der umliegenden Gemeinden Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Bernsdorf und des Landkreises Zwickau befindet.

Wenn Matthias Moser (54) die Mehrheit der SRM-Anteile übernimmt, wird die bisher in öffentlichem Besitz befindliche Gesellschaft privatisiert, sie kann also auch offiziell Subventionen des Freistaats Sachsen entgegennehmen.

«Die Gesellschaft ist nicht überschuldet, ich übernehme auch keine Schulden», versichert Matthias Moser, der auch Besitzer von Ducati Frankfurt und des Triple-Honda-Teams in der Superbike-WM ist.

Das Problem ist nur: Bisher hat die SRM GmbH keinen Vertrag für den Grand Prix 2019, dieser wurde nach zwei von fünf Jahren vom ADAC in München im Mai 2018 gekündigt, weil die vertraglich vereinbarte Bankgarantie nicht aufgebracht wurde. Es soll sich um den Betrag von ca. 380.000 Euro gehandelt haben.

Das Klima zwischen dem ADAC und den Sachsen hat seither deutlich gelitten, das Verhältnis ist stark abgekühlt. ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk ist dem Grand Prix Mitte Juli sogar demonstrativ ferngeblieben.

Inzwischen hat sich in Sachsen eine Allianz aus SRM und dem neuen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gebildet. Und mit mehr als 20 Jahren Verspätung wird endlich die Frage gestellt, warum der ADAC beim GP-Vertrag zwischengeschaltet werden muss.

Da der ADAC weder in Hockenheim noch auf dem Nürburgring veranstalten kann, weil diese Pisten keine Grade-A-Homologation haben, weil der Lausitzring bei der Dorna und den Teams nicht erwünscht ist und weil sich mit Ausnahme der SRM bisher kein williger GP-Veranstalter gefunden hat, bahnt sich jetzt ein Umsturz an.

Der ADAC wird bis zum Misano-GP (7. bis 9. September) keinen Promoter namhaft machen können, die SRM pokert, weil sie die Möglichkeit sieht, den Grand Prix-Vertrag endlich mit der Dorna direkt abschließen zu können.

Seit langer Zeit ist der Verdacht zu hören, der ADAC mache aus der Weiterreichung des GP-Vertrags ein bekömmliches Geschäft, auch wenn der mutmaßliche Betrag von 900.000 Euro Gewinn nicht den Tatsachen entspricht.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat noch nie eine Bankgarantie von seinen GP-Partnern verlangt. Deshalb war er ungehalten, als er von der Bürgschaft hörte, die der ADAC von der SRM per Vertrag einforderte.

Das Dorna-System lautet: Wer die Gebühr nicht bezahlt, fliegt im folgenden Jahr aus dem GP-Kalender. Siehe Laguna Seca.

«Für mich ist immer klar: Wenn ein Veranstalter nicht bezahlt, hat er ein Jahr später keinen Grand Prix mehr. Das ist so wertvoll wie eine Bankgarantie», hat Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta schon mehrmals festgestellt. «Eine echte Bankgarantie verursacht nur unnötige Kosten.»

Tatsache ist: Der ADAC reichte den GP-Vertrag bisher mit einem Aufschlag an die SRM weiter und lieferte dafür ein paar Dienstleistungen – wie zum Beispiel Helikopterflüge.

Durch den direkten Vertrag zwischen SRM und Dorna dürfte die GP-Gebühr auf 3,5 oder 3,6 Millionen (bisher 4 Mio) sinken.

Und da der künftige SRM-Chef Moser die Kosten senken, das Marketing deutlich verbessern und die Einnahmen erhöhen will (Ankerberg, Campingplatz, private Tribünen von Besico, Unger und Hänel), könnte der Grand Prix künftig Gewinne erwirtschaften und damit endlich dauerhaft in Sachsen gesichert bleiben. Auch eine Verbesserung der Infrastruktur wurde gegenüber der Dorna zugesichert.

Fakt ist: Der deutsche WM-Lauf bleibt auf dem Sachsenring. Und nach dem jetzigen Stand der Dinge, wird der ADAC 2019 die Finger nicht mehr im Spiel haben.

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