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Sachsenring-GP: Wird der ADAC jetzt ausgebootet?

Von Günther Wiesinger
Sachsenring-GP 2015: Volles Haus

Sachsenring-GP 2015: Volles Haus

Knallefffekt rund um den Sachsenring-GP: Macht Promoter SRM jetzt den Vertrag mit der Dorna? Hat sich der ADAC am Grand Prix stark bereichert?

Seit der Rückkehr des Motorrad Grand Prix auf den Sachsenring 1998 war der ADAC e.V. als Vertragspartner der Dorna zwischen dem ortansässigen Promoter und dem spanischen GP-Rechte-Inhaber zwischengeschaltet.

Von 1998 bis 2011 trat der ADAC Sachsen als Veranstalter auf, von 2012 bis heute die Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM), die allerdings 2017 einen Verlust von 900.000 Euro erwirtschaftet hat.

Im Mai 2018 hat der ADAC e.V. den eigentlich bis inklusive 2021 gültigen Vertrag mit der SRM gekündigt, weil eine vereinbarte Bankgarantie von 380.000 Euro nicht rechtzeitig beigebracht wurde.

Seither wird gestritten, es gibt gegenseitige Schuldzuweisungen und Beschimpfungen, auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer ging vehement auf den ADAC los.

Und die Dorna wurde als Abzockerverein hingestellt.

Seit Jahren fragten sich in Sachsen alle Beteiligten, warum sich ADAC-Sportspräsident Hermann Tomczyk immer wieder als Dorna-Partner einschaltete, statt die Sachsen direkt mit der Dorna verhandeln zu lassen.

Zur Erinnerung: Von 1998 bis inklusive 2011 wurde eine Austragungsgebühr von 1,7 Millionen US-Dollar kolportiert, dann sprach der ADAC von 3 Millionen Euro, ab 2016 sogar von 4 Millionen Euro.

Der SRM wurde jedoch nie Einsicht in den Vertrag gewährt. Das nährte den Verdacht, der ADAC in München verdiene mit dem MotoGP-Vertrag eine bekömmliche Vermittlungsgebühr.

Seit dem GP von Deutschland 2018 liegt sogar eine handfeste Summe auf dem Tisch: Es besteht der begründete Verdacht, dass die Dorna für den deutschen Grand Prix nur 3,1 Millionen Euro verlangt, der ADAC der SRM aber 4 Millionen verrechnet.

Die Diskrepanz von 900.000 Euro hat sich inzwischen auch zu den SRM-Verantwortlichen und zu Kretschmer durchgesprochen.

Beweise für die Höhe dieser Vermittlungsgebühr liegen nicht vor. Denn niemand bekommt Einblick in diesen ominösen Vertrag.

Im Sinne des deutschen Motorradsports hoffen wir, dass der Autofahrerverband ADAC die Unrichtigkeit dieser Vermutungen im Zusammenhang mit dem Motorrad-GP bald nachweisen kann.

Fakt ist aber: Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ist vom ADAC in mehrfacher Hinsicht enttäuscht.

Er hatte vom ADAC bis zu seiner Ankunft in Deutschland Mitte Juli keine konkreten Hinweise darauf, wo der WM-Lauf 2019 stattfinden und wer ihn promoten sollte.

Er ärgerte sich auch über die Ursache der Vertragsauflösung zwischen dem ADAC und SRM nach zwei statt fünf Jahren.

«Denn wir verlangen keine Bankgarantien», erklärte Ezpeleta. «Bei so einer Bürgschaft verdienen nur die Banken. Unsere Bankgarantie ist der Platz im MotoGP-Kalender des folgenden Jahres. Wer nicht pünktlich bezahlt, bekommt künftig keinen GP-Termin mehr.»

Beim Gespräch mit Michael Kretschmer und dem mutmaßlichen SRM-Investor Matthias Moser um 10.10 Uhr am Renntag (15. Juli) wurde offen über die Möglichkeit diskutiert, spätestens nach 2021 den Deutschland-GP-Vertrag direkt zwischen der Dorna und der SRM abzuschließen. Diese Idee wurde mindestens sieben Jahre zu spät geboren...

Und wenn der ADAC nicht bald einen Standort und einen Promoter namhaft macht, wird der Vertrag zwischen ADAC und Dorna sowieso schon für 2019 hinfällig. Dann kann der ADAC e.V. bereits für 2019 aus dem deutschen MotoGP-Boot geworfen werden.

Eines ist klar: Der vom ADAC ins Spiel gebrachte Schauplatz-Wechsel zum Nürburgring war nur ein Bluff. Dort hat der Streckenbetreiber null Interesse, die erforderlichen Umbauten für eine Grade-A-Homologation der FIM zu tätigen. Sie würden mehr als 20 Millionen Euro kosten.

Das weiß die Dorna.

Dorna-Chef Ezpeleta will deshalb nach Rücksprache mit den Piloten auch künftig auf dem Sachsenring bleiben.

Investor Matthias Moser, Besitzer von Ducati Frankfurt und Besitzer des Superbike-WM-Honda Teams «Triple M» mit Fahrer PJ Jacobsen, will mit 30. September 75,1 Prozent der Sachsenring Rennstrecken Management GmbH (SRM) übernehmen – zu einem kolportieren Kaufpreis von 300.000 Euro.

Moser wäre dann künftig nach der Privatisierung der SRM GmbH der Hauptverantwortliche für den Motorrad-GP von Deutschland.

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