Aleix Espargaró: «Katalonien ist Motorrad-Paradies»
Aleix Espargaró gewann 2012 und 2013 im Martinez-Team auf einer ART-Aprilia zweimal die Claiming-Rule-Wertung. 2014 siegte er im Forward-Yamaha-Rennstall in der Open Class, dann wechselte er für zwei Jahre ins Suzuki-Werksteam. Dort stand er allerdings im Schatten von Viñales.
Für 2016 übernahm er bei Aprilia den Platz von Stefan Bradl. Im zweiten Jahr liegt der Spanier nur an 18. Stelle, aber er hat bereits einen Vertrag für 2019 und 2020 unterzeichnet.
Alex, letztes Jahr hast du gesagt, dass Anfang 2016, als in der MotoGP-Rennserie von Bridgestone zu Michelin-Reifen gewechselt wurde, die schlimmste Zeit deines Lebens war. Du hast nach manchen Rennen geweint. Wie gehst du jetzt mit den Schwierigkeiten um?
Ich bin immer noch emotional. Diese Saison war es schwierig, weil das Motorrad dreimal stehengeblieben ist. Das hat meinem Selbstbewusstsein geschadet. Ich bin nervöser in der Garage. Aber ich glaube, dass ich ein wenig besser damit umgehe als in der Vergangenheit.
2016 war ich das erste Mal in einem Werksteam. Jetzt das vierte Jahr, ich habe mehr Erfahrung. Trotzdem ist es nicht leicht. Ich glaube, wenn man ein Problem hat – von dem ich diese Saison drei hatte – kann man nichts machen. Das Motorrad ist stehengeblieben, aber ich war konkurrenzfähig. ?Es ist nicht so schwierig wie bei Suzuki.
Dort war das Motorrad gut, aber das Problem war, dass ich nicht schnell genug war und nicht wusste, wie ich mit dem Bike umzugehen habe. Das war hart.
Dein Bruder Pol hat dieses Jahr erzählt, dass er sich manchmal in der Schule nicht konzentrieren konnte, weil er aus der Ferne die Motorengeräusche von der Rennstrecke in Katalonien gehört hat. Ist es dir auch so ergangen?
Ja, meine Schule war auch in der Nähe der Rennstrecke in Katalonien, aber in Wirklichkeit ist das nicht das Wichtigste. Das Wichtigste ist, dass in Katalonien die ganze Kultur und Atmosphäre mit diesem Sport zu tun hat. Man hat viele kleine Strecken, auch für Karts und Motocross.
?Ich erinnere mich: Als ich zwischen sechs und zehn Jahre alt war, hatte ich 20 verschiedene Meisterschaften zur Auswahl.
Katalonien ist der einzige Ort auf der Welt, wo das möglich ist.
Wenn man jung ist, ist das alles viel einfacher und ähnlich dem Fußballspielen – auch wenn es teurer ist. Man kann einfach mit einem Ball draußen Fußball spielen. In Katalonien ist es beim Motorradsport dasselbe. Es war einfach, mit einem Motorrad eine Strecke zu finden, auf der man fahren konnte.
Also spricht man mit den anderen Kindern in der Schule über Motorräder?
Ja. Viele meiner Freunde hatten kleine Motorräder. Natürlich war es einfacher, mit einem Motocross-Bike zu fahren als mit einer Straßenmaschine. Viele meiner Freunde, die keine Rennfahrer sind, haben Motorräder, mit denen sie am Wochenende herumfahren. Das ist sehr beliebt und in Katalonien überall möglich.
Du und Pol, ihr fährt beide MotoGP-Werksmaschinen. Habt ihr euch gegenseitig gepusht, als ihr jünger wart?
Bestimmt. Unser ganzes Leben lang ging es darum, schneller zu sein als der Andere. Wenn wir an die Anfänge unserer Karrieren zurückblicken und uns jetzt beide in Werksteams sehen, in der schwierigsten Rennserie der Welt, ist das wie ein Traum. Es ist unglaublich. ?Wir sind nicht nur Brüder, sondern auch sehr gute Freunde. Das ist sehr wichtig. Es ist komisch, weil wir natürlich hin und wieder über Motorräder sprechen, beispielsweise wie es sich mit der KTM anfühlt oder was an der Aprilia verbessert werden kann. Aber normalerweise quatschen wir über andere Sachen als Motorräder. Vielleicht, weil wir sonst so viel über Bikes sprechen. Aber ja, es ist großartig zu sehen, wo wir jetzt sind.
Wie ist das für eure Eltern?
Schwierig! Für meinen Vater ist es jetzt einfacher. Ich erinnere mich, dass er zu Beginn nervöser war. Aber das gilt nicht für meine Mutter. Sie ist wahnsinnig nervös, genau wie damals, als wir noch Kinder waren. Manche Dinge ändern sich nie...
In welcher Box halten sich eure Eltern auf, wenn sie zu einem Rennen kommen? Bei Aprilia oder bei KTM?
In beiden. Sie sind ein, zwei Tage in der einen Hospitality und danach in der anderen. Sie sind neutral.
Aber das Gute ist, dass es ihnen egal ist, ob wir Achter oder Zwölfter werden. Wie alle Eltern dieser Welt wollen sie am Ende nur unsere lachenden Gesichter sehen. Dann können sie glücklich nach Hause gehen.