Ducati: Warum Danilo Petrucci statt Lorenzo fährt
Sachsenring: Jorge Lorenzo (99) führt vor seinem Nachfolger Petrucci (9)
Ducati Corse hat im Dezember den langjährigen Sponsor TIM (Telecom Italia Mobile) verloren, deshalb ließ sich das Budget für die Fahrergagen in der MotoGP-WM für 2019 im Winter noch nicht genau abschätzen.
Erst als mit Lenovo und NetsApp zwei neue Sponsoren an Bord kamen, konnten die Fahrerverpflichtungen in Angriff genommen werden. Zuerst wurde im Mai vor dem Le-Mans-GP der Deal mit Andrea Dovizioso fixiert, nach Mugello sollte Lorenzo an die Reihe kommen.
Konkurrent KTM wird vom Großaktionär und Vorstandsvorsitzenden Stefan Pierer geführt. Das führt zu schnellen Entscheidungswegen und führte dazu, dass Johann Zarco seinen KTM-Vertrag längst unterschrieben hatten, als Werke wie Honda auf ihn aufmerksam wurden. Und dass Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal nach 20 Jahren bereits im Januar mit KTM für 2019 einig war, hat auch mit damit zu tun. «Wenn man einen starken Leader hat, bringt das Vorteile», ist sich KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer bewusst.
«Natürlich kann jeder Eigentümer rasch entscheiden, was er mit seinem eigenen Geld macht», räumt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti ein. «In unserem Fall sind wir gewohnt, auf andere Art und Weise zu agieren. Ja, wir haben einen Sponsor mit langer Historie verloren. Das hatte gewisse Auswirkungen auf unser Programm. Aber am Ende haben wir mit NetsApp und zwei neue Sponsoren gefunden, die Bilanz fällt also positiv aus. Aber es stimmt, diese Situation hat unsere Entscheidungsfindung verzögert. Doch wir wollten den Deal mit Dovizioso verlängern und haben das getan. Es gab eine Lösung, die für alle Beteiligten positiv war. Der neue Vertrag mit ‚Dovi’ hatte bei uns Priorität, denn er hatte im Frühjahr 2018 den Level der Konkurrenzfähigkeit aus dem Vorjahr bestätigt. Bei Jorge wollten wir abwarten. Denn wir wollten wissen, ob wir den Jorge auf der Ducati erleben, den wir in der zweiten gemeinsamen Saison erwarten. Oder wir werden sehen, dass wir in einer Situation kommen, wo es für ihn und für uns besser ist, getrennte Wege zu gehen.»
Aber es muss doch Wehmut herrschen, wenn man den zweifachen Saisonsieger jetzt zu Repsol-Honda- ziehen lassen muss, nachdem für zwei Jahre 25 Millionen an Fahrergage investiert wurden? Ist das keine Enttäuschung für die enthusiastischen Ducatisti auf der ganzen Welt?
Ciabatti: «Ich will nicht ins Philosophische abgleiten. Aber manchmal erreichst du einen Punkt, an dem du eine Entscheidung treffen musst, und du nimmst dann für diese Entscheidung die Elemente und Grundlagen, die auf dem Tisch liegen. Manchmal denkst du im Nachhinein, du hättest dir vielleicht mehr Zeit lassen sollen. Aber das passiert im Leben immer wieder. Wenn man manchmal von Vornherein wüsste, was passiert, würde man vielleicht andere Entscheidungen treffen. Aber du hast zu einem bestimmten Zeitpunkt gewisse Elemente auf dem Tisch liegen, die dann die Grundlage für die Entscheidung bilden.»
Damit will Ciabatti ausdrücken: Als sich die Roten für Petrucci und gegen Lorenzo entschieden, wusste niemand, dass der Spanier mit der Nummer 99 in Mugello und Montmeló im Juni 2018 jeweils unangefochten gewinnen würde.
Sonst wäre wohl anders entschieden worden.
«Gleichzeitig sind wir sehr glücklich mit der Wahl von Danilo Petrucci», versichert der Ducati-Sportdirektor. «Wir halten ihn für einen sehr schnellen Fahrer. Er zeigte in der Vergangenheit sehr gute Performances auf hohem Niveau, aber er hat immer wieder Rennen, in denen er viel Mühe hat. Er muss also seine Beständigkeit erhöhen; da gibt es Spielraum für Verbesserungen. Er wird 2019 ein ausgezeichneter Teamkollege für Andrea sein.»
Aber vom in der WM bisher sieglosen Petrucci darf man keine so überragenden Auftritte wie von Lorenzo erwarten, der fünf WM-Titel und bisher 67 Grand Prix gewonnen hat.
Ciabatti gibt zu bedenken: «Als wir die Entscheidung getroffen haben, hatte Danilo mehr Punkte also Jorge. Jetzt liegt er einen Punkt hinter ihm. Er hat in diesem Jahr bei neun Rennen achtmal gepunktet. Und Danilo hat die Weltmeisterschaft 2017 einen Platz hinter Jorge abgeschlossen. Klar, Jorge hat 46 MotoGP-Siege errungen. das ist unbestritten. Deshalb hat er bei uns auch diese Gage bekommen.»