Yamaha erfüllt Rossi-Wunsch: Testteam wird Tatsache
Valentino Rossi bekommt ein Testteam
Schon in Assen und auf dem Sachsenring 2017 schlug Valentino Rossi dringend die Bildung eines schlagkräftiges Yamaha-MotoGP-Testteams nach dem Vorbild von Ducati (Stoner, Pirro) und KTM (Kallio) vor, weil er und Viñales 2017 im Sommer in den offiziellen GP-Trainings neue Chassis testen und Vergleiche mussten.
«Wir haben nur Nakasuga in Japan, er ist 37 Jahre alt und testet nie in Europa», erklärte Rossi damals.
Aber Yamaha tat ihm diesen Gefallen nicht. Es wurde dann im Herbst die Bildung eines in Europa stationierten Yamaha-MotoGP-Testteams überlegt, aber Fahrerkandidat Michele Pirro hatte einen langfristigen Vertrag bis Ende 2010 mit Ducati, also wurde der Plan verworfen und verschoben.
Inzwischen hat auch HRC ein Testteam mit Stefan Bradl in Europa, Yamaha steht im Titelkampf 2018 auf verlorenem Posten, seit Ende Juni 2017 wurde kein Rennen gewonnen.
Deshalb steht jetzt fest: Auch Yamaha Motor Racing aus Gerno di Lesmo bei Monza wird jetzt in Europa ein Testteam installieren, wenn auch nicht in so aufwändigem Stil wie Ducati und KTM.
«Es gibt ein paar vielversprechende Fahrerkandidaten», sagte Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing.
Die Namen der potenziellen Fahrer unterliegen der Geheimhaltung. Bradley Smith hat aber inzwischen kundgetan, dass er ein Kandidat ist, ein weiterer ist Jonas Folger. Auch Stefan Bradl könnte ein Thema werden, denn Alberto Puig brachte in Sachsen Dani Pedrosa als möglichen MotoGP-Testfahrer ins Gespräch. Bradl fuhr im ersten Halbjahr 2015 bei Forward die Open-Class-M1-Yamaha. Er hat auch MotoGP-Erfahrung mit Aprilia und Honda.
Nach dem neuen Test-Reglement dürfen die siegreichen Werke Honda, Yamaha und Ducati jetzt drei Teststrecken nominieren. HRC hat sich bei Bradl für Jerez, Misano und Motegi entschieden. Vor dem jeweiligen Grand Prix darf das Testteam auf keiner anderen Piste üben, damit kein Set-up-Vorteil erwirtschaftet werden kann.
«Die Testtage sollen der Erprobung neuen Materials dienen», sagt Race Director Mike Webb.
Ein professionelles Testteam verschlingt je nach Aufwand 1 oder 1,5 bis zu 2 Millionen Euro pro Saison. «Bei uns sitzt der Testfahrer dann aber auch 30 bis 35 Tage im Jahr im Sattel», sagt Pit Beirer von KTM.
Aber ein Testteam ist inzwischen unverzichtbar, weil die MotoGP-Stammfahrer seit 2017 nur noch fünf statt zehn private Testtage im Jahr absolvieren dürfen, dazu kommen die IRTA-Tests wie in Valencia, Sepang, Buriram und Doha sowie die Montag-Tests.
Das Aprilia Racing Team Gresini wollte eigentlich 2017 oft mit Eugene Laverty testen, in Wirklichkeit fuhr meistens nur Matteo Baiocco im Kreis. «Für Performance-Tests war er nicht geeignet», meinte ein Teammitglied. «Zu langsam...»
«Ducati wollte im Herbst 2017 die aktuellen Vorschriften beibehalten. Aber wir wollten eine fairere Situation, denn für die japanischen Hersteller ist ein in Europa stationiertes Testteam viel teurer als für ein Werk aus Europa», stellte Yamaha-renndiorektor Lin Jarvis fest. Wir testeten bisher in Japan Suzuka und Fukuroi mit unseren japanischen Piloten. Auch Honda und Suzuki haben bis Ende 2017 vorrangig in Japan getestet. Ducati hat 2017 private Tests in Mugello, Barcelona und Misano gemacht. In Mugello fahren sie mit Pirro sehr, sehr oft, weil ja ein Testfahrer nicht an die Beschränkungen der Vertragsfahrer gebunden ist. Sie testen dann mit Prototyp-Reifen und stimmen die Bikes im vornherein für die GP-Pisten ab.»
«Das neue Testsystem, das beim Motegi-GP 2017 beschlossen wurde, ist wesentlich fairer, weil es Ducati nicht mehr so deutlich bevorzugt», meint Lin Jarvis. «Bisher hatten wir keine ebenbürtigen Voraussetzungen bei den MotoGP-Tests mit den Testpiloten, weil für die japanischen Werke ein Testteam in Europa sehr viel kostspielig und aufwändiger ist als für einen europäischen Hersteller. Für 2018 ist das Reglement fairer für alle beteiligten Werke. Ducati muss sich mit Testfahrer Pirro jetzt mehr einschränken.»