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«King Kenny» Roberts: «Ich wollte der Beste sein»

Von Günther Wiesinger
Ex-Weltmeister Kenny Roberts war auch Teambesitzer und Motorradhersteller – mit Modenas und Proton. Er spricht offen über diese Herausforderungen. «Es war eine andere Ära. Ich bereue nichts.»

Der Kalifornier «King Kenny» Roberts hat 1978, 1979 und 1980 die Halbliter-Weltmeisterschaft gewonnen und den Siegeszug der Amerikaner in der Königsklasse eingeleitet. 20 Jahre lang fuhr Roberts für Yamaha, er gewann vor seiner ersten WM-Saison in den USA schon die «Number One Plate» als Yamaha-Star. Er gewann dreimal die US-Meisterschaft – sie setzte sich aus fünf Disziplinen (Road Racing, Short Track, Mile, Half Mile und TT Steeple Chase) zusammen.

Roberts führte nach Beendigung seiner aktiven GP-Karriere noch Yamaha-WM-Teams in den Klassen 250 und 500 ccm mit Stars wie Lawson, Kocinski, Rainey, Mamola, Baldwin, Bayle und Abe.

Aber nach der Saison 1996 trennte er sich von Yamaha – nicht gerade im besten Einvernehmen.

Roberts ließ dann in seiner Firma in England eigene GP-Maschinen bauen. Für 1997 brachte er die 500-ccm-Dreizylinder-Modenas zum Vorschein. Das Geld steuerte der malaysische Zweiradhersteller Modenas bei. Ralf Waldmann landete mit der Modenas beim GP von Deutschland 1998 auf dem siebten Platz. Sein Teamkollege war Kenny Roberts junior, der die 500er-WM 2000 auf der Werks-Suzuki gewann. «Little Kenny» wurde in Sachsen Sechster.

Als ich Teambesitzer Kenny Roberts senior 1997 beim Saisonauftakt in Shah Alam/Malaysia fragte, wie jetzt nach der Trennung das Verhältnis zu Yamaha sei, antwortete Roberts in seiner offenherzigen Art: «Bei Yamaha gibt es Leute, auf die würde ich nicht einmal pinkeln, wenn sie lichterloh brennen.»

Modenas trat in der 500er-WM in den Jahren 1997, 1998, 1999 und 2000 an. In der Marken-WM wurden die Ränge 5, 4, 7 und 6 erreicht.

Dann wurde sie auf Proton-KR umgetauft, weil nun der malaysische Automobilhersteller Proton (65 Prozent Marktanteil in Malaysia) als Namensgeber auftrat.

Letztes Highlight: In der Saison 2002, als die 990-ccm-MotoGP-Viertakter gegen die letzten 500-ccm-Zweitakt-Mohikaner um die Wette fuhren, zauberte Jeremy McWilliams beim Australien-GP auf Phillip Island mit der Proton-KR-Dreizylindermaschine eine Pole-Position herbei.

Es war die letzte Pole eines Zweitakters in der «premier class».

Für die Viertakt-Ära ließ Roberts von seiner Engineeringfirma in Banbury/GB einen V5-Motor bauen. Er wollte damit vermeiden, dass sein Konzept wieder unter PS-Mangel litt – wie die 500er-Dreizylinder-Modenas gegen die ganzen Vierzylinder von Suzuki, Honda, Yamaha und Suzuki.

Honda hatte in der neuen MotoGP-Klasse 2002 mit dem Fünfzylinder-Bike RC211V groß aufgetrumpft. Roberts versuchte, dieses Konzept zu kopieren – und scheitere als Bastelfirma wegen Budget- und Manpower-Mangel gegen die japanischen Giganten sowie Ducati grandios.

Aber zwischen 2002 und 2005 schaffte Proton immerhin in der Konstrukteurs-WM die Ränge 4, 4, 6, 7 und 7.

Dann beendete Roberts das V5-Projekt – und besorgte für seinen Rennstall Honda-Motoren.

Trotzdem verlor kenny seinen Humor nicht. «Unsere V5-Motoren sind durchaus brauchbar», grinste er. «Als Anker für mein Motorboot...»

Doch Kenny Roberts senior bereute seine Experimente und Alleingänge nicht, auch wenn sie ihn viel Geld gekostet haben.

«Als Rennfahrer habe ich mich immer bemüht, in meinem Job als Racer noch besser zu werden», sagt Roberts heute. «Als Teambesitzer hat sich mein Ehrgeiz nicht verändert. Ich wollte unbedingt der beste und erfolgreichste Teamowner sein. Als ich dann noch in die Rolle eines Motorradherstellers geschlüpft bin, wollte ich der beste Hersteller in der Königsklasse sein. Bei diesen Aufgaben habe ich eine Lernkurve durchgemacht, die mir Freude bereitet hat. Ich wollte immer besser und besser werden. Das hat mich angetrieben.»

Offenbar hat Roberts diesen Ehrgeiz und diese Entschlossenheit bei Yamaha nach 20 Jahren vermisst.

«Ich hatte es satt, immer die gleiche Trommel zu schlagen», betont King Kenny. «Deshalb habe ich mir gesagt: ‚Hör auf damit. Genug ist genug. Ich kann nicht mehr schlafen, also werde ich das verändern.’ Deshalb habe ich mich entscheiden, meine eigenen Rennmotorräder zu bauen. Zwei, drei Leute haben mir bei diesem Projekt wirklich geholfen, sie haben mich unterstützt. Das hat mich gefreut.»

Heute würde man in der MotoGP-WM mit diesen bescheidenen Mitteln keinen Blumentopf mehr gewinnen. Roberts weiß das.

«Es war eine andere Zeit und eine andere Ära. Ich war mir bewusst, was ich machen wollte und habe diesen Plan umgesetzt. Der Rest hat keine Rolle gespielt. Immerhin haben wir als letzter Zweitakt-Hersteller eine Pole-Position erobert – mit 500 ccm gegen alle 990-ccm-Viertakter! Die 500-ccm-Triple war also kein schlechtes Motorrad. Aber die Entwicklung und der Bau hat länger gedauert, als ich erwartet habe. Damals war der GP-Sport nicht auf dem Level, auf dem er heute ist. Vielleicht wollte ich manche Dinge in meinem Leben zu früh verändern. Das habe ich immer gemacht… Ich war immer der Zeit voraus.»

Roberts: «Vielleicht habe ich das Projekt ein bisschen zu früh zugesperrt. Es gab ein paar unglückliche Umstände bei diesem Modenas-Projekt. Es gab ein paar Angelegenheiten, die nicht unter meine Kontrolle standen, die das Projekt behindert haben. Wenn man mich im Nachhinein fragt, ob ich es noch einmal auf mich nehmen würde, gebe ich eine klare Antwort – ja. Ja. Ich würde alles noch einmal genau so machen.»

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