Christophe Ponsson: Abrechnung nach MotoGP-Aus
Es war ein kurzes und glückloses Gastspiel, das Christophe Ponsson in der MotoGP absolvierte. Der Ersatzfahrer für den verletzten Tito Rabat, der mit dem 2016er-Bike von Xavier Siméon in Misano unterwegs war, kam mit einer Runde Rückstand auf Sieger Andrea Dovizioso als Letzter ins Ziel – auch, weil er ganz ohne Testerfahrung ins Wochenende gestartet war.
Dass das Experiment mit dem unbekannten Franzosen scheiterte, war angesichts der fehlenden Vorbereitung also keine grosse Überraschung. So erstaunte es auch die Wenigsten, als das Reale Avintia-Team vor wenigen Tagen bestätigte, dass Jordi Torres beim nächsten Rennwochenende in Aragón auf der 2016er-Ducati von Siméon unterwegs sein wird, während der Belgier erneut die 2017er-Ducati seines verletzten Teamkollegen einsetzen darf.
Für Ponsson kam die Neuigkeit allerdings unerwartet, wie die Reaktion des 22-Jährigen aus Lyon zeigt. In einer Pressemitteilung offenbart er, dass er einen 17-seitigen Vertrag mit dem MotoGP-Team unterschrieben habe, der keine Ausstiegsklausel enthält und der den Einsatz bei den WM-Läufen in Misano, Aragón, Thailand und Japan vorsieht. Der enttäuschte Ersatzmann wurde nach Eigenaussage bis zur Veröffentlichung der Pressemitteilung am 15. September nicht offiziell vom Reale Avintia-Team über die neuesten Entwicklungen informiert.
«Der einzige Kontakt, den ich hatte, war gestern um 16.30 Uhr während meiner Trainingseinheit mit Rubén Xaus: Der Teambesitzer rief Rubén an, um ihm zu sagen, dass ich nicht in Aragon fahren würde, weil die Dorna einen spanischen Piloten verlange. Rubén erinnerte ihn daran, dass dies aufgrund des 4-Rennen-Vertrages nicht möglich sei. Der Teambesitzer erklärte auch, dass die Entscheidung hauptsächlich auf Cal Crutchlow und Jack Miller zurückzuführen sei, die darauf bestanden und andere Piloten überzeugt hätten, Christophe auszuschliessen», heisst es im Schreiben weiter.
Dies durch die Einberufung einer Grand Prix Commission, in der die MotoGP-Fahrer bei der Wahl der Ersatzpiloten ein Wörtchen mitreden können. «Ich erinnere daran, dass diese Sonderkommission nach meiner Aufnahme in die MotoGP und meinem Vertragsabschluss einberufen wurde», erklärt Ponsson trotzig.
Er sei enttäuscht und ziemlich angewidert von den Ereignissen und denke sogar darüber nach, dem Sport den Rücken zu kehren, erklärt der junge MotoGP-Newcomer, dessen kurzer GP-Auftritt noch kürzer ausfällt als erwartet. Und er stellt die Frage, warum Jordi Torres nicht gleich für Misano verpflichtet wurde. «Ich habe mich entschieden, die Misano-Runde als meinen ersten Tests überhaupt auf einem GP-Bike zu nutzen, weil ich dachte, dass ich noch drei weitere Rennen hatte, um jedem zu zeigen, dass ich meinen Platz in dieser Meisterschaft verdient habe», erklärt Ponsson in den sozialen Medien.
Es sei klar, dass er sonst nie einen Vertrag für nur einen Einsatz ohne vorangehenden Test unterschrieben hätte. «Ich war begeistert von der Herausforderung und beschloss, meine aktuelle spanische Superbike-Meisterschaft zu opfern, denn der Vertrag sah eindeutig vier Rennen vor, ohne die Möglichkeit, den Einsatz zu verkürzen. Das Avintia-Team bot mir sogar die Möglichkeit, bis Ende des Jahres weiterzufahren, je nach Tito Rabats Genesungsverlauf. Folglich waren es mindestens vier Rennen, es hätten sogar fünf, sechs oder sieben Einsätze werden können», bedauert der Letzte des Misano-Laufs. Er werde nun um eine offizielle Stellungnahme bitten, um zu verstehen, warum sein MotoGP-Debüt derart in die Hose ging.