Davide Brivio: «Suzuki in Führungsetage befördert»
Davide Brivio (re.) feiert mit Álex Rins und Sohn Roberto, der als Teamkoordinator agiert
In der MotoGP-Saison 2018 konnte Suzuki neben Aprilia und KTM als drittes «concession team» von reizvollen Privilegien (neun statt sieben Motoren, keine Testbeschränkungen, Motorenentwicklung nach dem Saisonstart nicht eingefroren) profitieren. Diese gehen allerdings bei insgesamt sechs Konzessions-Punkten wieder verloren.
So werden diese Punkte verteilt:
Erster Platz: 3 Konzessions-Punkte
Zweiter Platz: 2 Konzessions-Punkte
Dritter Platz: 1 Konzessions-Punkt
Durch die Podestplätze von Maverick Viñales 2016 musste Suzuki bereits in der MotoGP-WM 2017 auf die Vorteile verzichten, für 2018 hatte sich das nach einem erfolglosen Jahr wieder geändert. Nachdem Álex Rins und Andrea Iannone insgesamt neun Mal auf dem Podest standen, müssen der Spanier und sein neuer Teamkollege Joan Mir 2019 ohne Privilegien auskommen. Suzuki-Teammanager Davide Brivio ist glücklich darüber, wie er im Interview erklärt.
Hast du dir vor dem Start der Saison 2018 Ziele gesetzt?
Ich persönlich setze mir selten Ziele in Form von Zahlen – zu Saisonbeginn 2018 habe ich nicht über ein WM-Endergebnis oder die Anzahl der Podestplätze nachgedacht. Es ist überflüssig zu sagen: Wir sind alle hier, um zu versuchen, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Alles, das vor diesem Ziel passiert, ist einfach ein Schritt in diese Richtung.
Den Titel zu gewinnen, ist sehr schwierig. Unser Hauptziel war also, die Privilegien so schnell wie möglich zu verlieren, indem wir sechs Punkte sammeln: Da wir diese Konzessions-Punkte ziemlich früh in der Saison erreicht haben, muss ich sagen, dass 2018 besser als erwartet lief.
Zu Beginn hätte ich dieses Ergebnis nie erwartet: Neun Podestplätze, vier Mal Platz 2 und mindestens zwei Mal sehr nahe am Sieg. Álex Rins hat sich schnell verbessert – vor allem gegen Saisonende war er sehr konstant und schnell, das war auch großartig zu sehen. Ich bin sehr glücklich.
Woher kommen diese positiven Ergebnisse?
Was die technische Seite angeht, konnten wir seit letztem Winter auf ein besseres Motorrad zählen: Wir haben uns an einigen Schwachpunkten, die wir 2017 gefunden haben, verbessert. Ich muss den Ingenieuren in Japan danken, sie haben über den Winter einen guten Job gemacht, was zu einem besseren Paket führte.
Der zweite Grund sind die Fahrer: Es besteht kein Zweifel, dass sich Álex Rins eindrucksvoll verbessert hat. Damit begann eine großartige, respektvolle Rivalität zwischen ihm und Andrea Iannone. Ich glaube, das war positiv für beide, sie haben sich gepusht.
Zu guter Letzt das Team, das in der Box arbeitet und die ganze Saison über zusammen unterwegs ist. Wir haben schon 2017 bewiesen, dass wir eine starke Mannschaft haben – und trotz einer schwierigen Saison zusammengehalten. Wir wurden dadurch stärker und konnten unser Maximum geben. Die Mechaniker und die Techniker haben sehr gut gearbeitet, wir haben das Beste aus dem Material, das wir zur Verfügung hatten, herausgeholt. All diese verschiedenen Aspekte haben zu dieser starken Saison geführt, es war erstklassiges Teamwork. Ich glaube, das ist außergewöhnlich und ich möchte das unterstreichen.
Welches Gefühl geben dir die neun Podestplätze und wie wirkt sich das Erreichte auf die Motivation und die Erwartungen aus?
Neun Podestplätze geben dir ein sehr gutes Gefühl, bedeuten aber auch Druck, weil wir noch besser werden müssen. Diese neun Podiums sind ein Rekord für Suzuki, seit 2002 die MotoGP-Ära begonnen hat, nun haben wir den Druck, diesen Rekord zu verbessern. Es ist aber auch richtig, dass Druck da sein sollte: Das ist der Sport, das Rennfahren – wir müssen damit umgehen. Deshalb – ich weiß noch nicht wie – müssen wir noch bessere Ergebnisse bringen und wir werden alles tun, um das zu erreichen.
Der erste und der größte Traum, den wir haben, ist ein GP-Sieg. Wir waren vier Mal auf Rang 2, dreimal mit Álex, es wäre eine natürliche Entwicklung für ihn, zu gewinnen. Das wird unser Ziel sein, hoffentlich ein kurzfristiges.
Du sagst, das erste Ziel des Jahres 2018 war, die Privilegien zu verlieren. Warum?
Es klingt vielleicht merkwürdig, dass wir sie verlieren wollten, weil sie dir kleine Vorteile bringen. Aber es ist für uns wichtiger, mit den anderen Herstellern auf gleicher Höhe zu sein.
Der größte Vorteil ist die Entwicklung des Motors während der Saison, du hast mehr Testtage und kannst neun Motoren statt sieben verwenden. Diese Dinge sind hilfreich, aber nicht wirklich zwingend erforderlich für eine erfolgreiche Saison.
Ich mag es mir vorzustellen, dass wir in die Führungsetage befördert wurden: Wir sind nun gleich wie Honda, Ducati und Yamaha, wir kämpfen mit den gleichen Waffen. Das ist schön für uns und auch fairer. Dazu kommt, dass es noch zufriedenstellender ist, ein Top-Resultat ohne jegliche Hilfe einzufahren.