Davide Brivio: Talente sollen zu Suzuki-Ikonen werden
Davide Brivio
Das Suzuki-Werksteam setzt für die MotoGP-Saison 2019 auf junge Talente: Dem 23-jährigen Álex Rins wird der 21-jährige Joan Mir zur Seite gestellt. Für Andrea Iannone (29) war nach zwei gemeinsamen Jahren kein Platz mehr – trotz vier Podestplätzen in der Saison 2018. Der Italiener wechselte in das Werksteam von Aprilia.
Mir ist nach Maverick Viñales (2015) und Rins (2017) der dritte Rookie, der für sein Debüt in der «premier class» bei Suzuki-Ecstar ein Zuhause findet. Teammanager Davide Brivio spricht im Interview über die Entwicklung seiner Fahrer – und die GSX-RR für 2019.
Wie haben sich die Fahrer 2018 verbessert?
Als Andrea Iannone zu uns kam, hatte er schon vier Jahre Erfahrung und war deshalb auch unsere Referenz, vor allem zu Beginn. Dann haben wir in den zwei Jahren gearbeitet, um Álex Rins in seiner Entwicklung zu unterstützen.
Es war unsere zweite Erfahrung mit einem Rookie: Man muss immer eine Balance aus technischen Aspekten und Mental-Coaching finden. Auch wenn du weißt, dass der Fahrer talentiert ist, gibt es noch viel Arbeit zu tun. Das ganze Team muss dazu beitragen, von den Mechanikern bis zum Crew-Chief, vom Management bis zu den Ingenieuren.
Wir haben alle einen guten Job gemacht und wir können damit zufrieden sein, wie wir Álex dazu verholfen haben, konstant um die Top-3-Plätze zu kämpfen. Wir arbeiten, um einen Top-Fahrer zu bekommen. 2018 haben wir einen großen Schritt vorwärts gemacht. Der schwierigste Part ist der letzte Schritt – regelmäßig um den Sieg zu kämpfen.
Ein weiterer junger Fahrer kam für 2019. Es ist das dritte Mal, dass Suzuki-Ecstar einen Rookie aufstellt. Wie geht man damit am Besten um?
Aller guten Dinge sind drei! Auch weil Suzuki die Idee gefällt, junge Talente zu fördern, um Suzuki-Ikonen für die Zukunft zu schaffen – in der Hoffnung auf eine lange Beziehung.
Wir waren auf Joans Ankunft vorbereitet: Aus technischer Sicht hat sich die GSX-RR sehr verbessert und wird immer reifer. Aus der Sicht des Teams können wir auf die Erfahrung mit Maverick und Álex zurückgreifen, somit können wir Joan umfassend unterstützen. Unser Ziel ist, ihm zu helfen, die MotoGP-Klasse und das Motorrad so schnell wie möglich zu verstehen. Dann gilt es, ein gutes Bike für ihn zu erarbeiten, mit dem richtigen Set-up und der richtigen Konfiguration. Hoffentlich wird er dann im Stande sein, diese Hilfe in Resultate auf der Strecke umzumünzen.
Mit uns kann er ruhig bleiben, er hat keinen Druck: Er kann sein erstes Jahr einfach genießen, um zu lernen und zu wachsen. Erst danach erwarten wir, dass er sein Talent in solide Ergebnisse umwandelt.
Wie groß sind die Auswirkungen eines Rookies auf das Team?
In ein geschlossenes und erfahrenes Team zu kommen, ist eine große Hilfe für einen Fahrer wie Joan. Er weiß, dass er sich auf eine Gruppe von Leuten verlassen kann, die schon jahrelang zusammenarbeiten – ein Team und ein Motorrad, die schon großartige Ergebnisse geschafft haben. Ich glaube, das beruhigt ihn. Ich habe schon in den Tests gesehen, dass er sich mit dem Team gut vertraut gemacht hat, er fühlt sich willkommen.
Auf der anderen Seite sind die Jungs, die eng mit ihm zusammenarbeiten, enthusiastisch und sehr erfreut über seine Herangehensweise, seine Mentalität und seine Motivation. Es sieht für mich so aus, als würde sich eine gute Beziehung entwickeln.
Wir bereitet ihr euch auf die Saison 2019 vor?
Wir werden kein brandneues Motorrad für 2019 haben, aber wir arbeiten daran, die Hauptelemente zu verbessern: Motor und Chassis. Wir haben eine neue Version des Motors getestet, der dafür designt wurde, uns mehr Power und Speed zu liefern. Es sieht so aus, als würde es gut funktionieren. Nun müssen wir verstehen, wie sich dieser neue Motor auf die Balance des Motorrads mit all den anderen Elementen auswirkt.
Guintoli hat den neuen Motor beim Japan-GP eingesetzt, Álex hat ihn in Valencia getestet und beim Jerez-Test hatten ihn dann beide Werksfahrer. Wir mussten Ende November eine Entscheidung über den Motor fällen, aber wir müssen unsere Aufmerksamkeit auch dem Chassis zuwenden: Uns steht eine neue Variante zur Verfügung, aber hier ist die Entscheidung schwieriger: Wir müssen verstehen, wie und wo wir Vor- und Nachteile haben. Wir sind heute – wie die anderen Hersteller – auf einem Niveau angekommen, wo das Standard-Chassis schon eine ausgezeichnete Basis bildet: Es insgesamt zu verbessern, ohne in einigen Bereichen zu verlieren, ist sehr, sehr schwierig. Dafür muss man sehr gründlich analysieren.
Wir haben verschiedene Optionen für den Motor, das Chassis und für andere Teile. Das Schwierige ist nun, aus all diesen Elementen die Kombination mit der besten Performance zusammenzustellen – im Hinblick auf das FP1 in Katar. Das bereitet unseren Ingenieuren in Japan noch Kopfzerbrechen, aber es ist auch ein sehr interessanter und faszinierender Aspekt des Rennfahrens.
Wie groß war der Anteil von Sylvain Guintoli und des Test-Teams an der Entwicklung?
Wir schätzen die Arbeit von Sylvain und des ganzen Test-Teams sehr, weil sie die Chance hatten, einige Teile genauer zu testen und uns ein «Best-of» zu liefern. Die Dinge, die wir in Valencia und Jerez getestet haben, waren schon von Sylvain getestet und ausgewählt worden. Dann kamen die Werksfahrer an die Reihe.
Sylvain hat sehr viel Erfahrung und ist sehr sensibel auf Veränderungen am Motorrad, seine Kommentare sind immer exakt, was die Ingenieure sehr schätzen. Wir werden auch in diesem Jahr mit ihm arbeiten. 2018 war unser erstes Jahr mit einem Test-Team und wir mussten diese neue Herangehensweise erst entwickeln. Nun sind wir bereit, einen weiteren Schritt zu machen und ihre Arbeit leichter und gleichzeitig für uns effizienter und zielführender zu gestalten.