Stefan Bradl (Honda/10.): «Ein astreines Rennen»
Im Rennen: Stefan Bradl (6) vor Lorenzo und Pol Espargaró (44)
Stefan Bradl kam mit dem klaren Ziel nach Jerez, bei seinem dritten Wildcard-Einsatz für das Team HRC und als Honda-Testfahrer endlich Punkte zu sammeln. Mit dem 14. Startplatz verschaffte sich der 29-jährige Bayer eine ausgezeichnete Ausgangsposition. Er fuhr aus der fünften Reihe los und stand zwischen Rossi und Miller, die in Texas im Rennen auf den Plätzen 2 und 3 ins Ziel gekommen waren.
Bradl profitierte von einigen Ausfällen und Stürzen, kam aber schon aus der Startrunde an 15. Stelle zurück, agierte 25 Runden fehlerfrei und profitierte im Finish noch von dem Zusammenstoß zwischen Jack Miller und Aleix Espargaró, worauf er von Platz 12 auf Platz 10 vorstürmte.
«Ein sehr erfreuliches Ergebnis. Die HRC-Bosse haben mir gratuliert, das ist ein gutes Zeichen. Und ich bin vor Lorenzo ins Ziel gekommen», seufzte der Honda-Testfahrer zufrieden.
Die gute Laune war Stefan anzusehen, als er nach dem Technical Debrief aus der Box kam, von Autogramm- und Selfie-Jägern bestürmt wurde und Gratulationen von anderen Honda-Technikern und von Papa Juliá Márquez entgegen nahm.
«Es ist alles nach Plan gelaufen», stellte Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich habe einfach ein bisserl aufgepasst. Ich habe ja auch aus der Vergangenheit ein bisserl gelernt, ich denke an Brünn 2018 zum Beispiel… Man kann in der ersten Runde nicht alles gutmachen. Ja, es war von vorn bis hinten ein astreines Rennen von mir. Ich habe am Anfang viel mit Aleix herumgefightet. Wir haben uns gegenseitig recht viel überholt, einmal er er vorn, einmal war ich vorn. Ich habe bemerkt, ich bin schneller, aber er hat mich immer wieder zurücküberholt. Das war ein bisschen doof, weil wir dadurch viel Zeit verloren haben auf Nakagami. Sonst hätte ich vielleicht zu ihm und auch zu Crutchlow aufschließen können, weil Cal mit dem Medium-Hinterreifen eingebrochen ist. Ich habe hinten und vorne die harte Mischung genommen, das war die absolut richtige Wahl.»
«Als Zehnter ins Ziel zu kommen, das ist wirklich toll», freute sich der Honda-Werkspilot. «Das war ein Rennen, bei dem ich auch vom Kopf her auch viel nachgedacht habe, was zu welchem Zeitpunkt wichtig war. Es hat schon ein gewisser Plan dahinter gesteckt. Es war auch hilfreich, dass ich 2019 vor diesem Grand Prix schon elf Testtage abgespult habe. Der Plan ist gut aufgegangen, aber auf dieser kurzen Strecke hat man nicht viel Zeit, die Switches zu benutzen und im Rennen dadurch das Set-up und das Mapping zu ändern und anzupassen. Aber ich habe nur wenige kleine Fehler gemacht. Am Anfang habe ich aufgepasst, bis die Reifen ordentlich gearbeitet haben. Klar, es wäre schön gewesen, an Nakagami dranbleiben zu können...»
Bradl verlor nur 3,4 sec auf Crutchlow und sicherte sich sein 49. Top-Ten-Ergebnis in der MotoGP-Klasse. Das hat kein Deutscher bisher geschafft.
Bradl ließ den Repsol-Honda-Star Lorenzo einmal in drei Runden um 0,9 sec hinter sich. Im Ziel fehlten dem Spanier 5,1 Sekunden auf Bradl.
«Ich habe bemerkt, dass Lorenzo nicht den Speed hat, ich habe nach drei Runden gesehen, dass ich ihn überholen kann. Aber ich musste schon aufpassen und überlegen, ich musste ans Team denken… Das ist auch wichtig. Aber ich habe von HRC freie Fahrt gehabt, das war von Anfang an klar. Es freut mich natürlich, dass ich nicht letzter Honda-Fahrer geworden bin. Man hat gesehen, ich kann den Speed über 25 Runden halten; ich habe mich wohl gefühlt auf dem Motorrad. Das Motorrad hat einwandfrei funktioniert.»
«Wenn du in einem Rennen dabei bist, musst du mehr ins Detail gegen, die Rennstrategie ist in der MotoGP in den letzten zwei, drei Jahren noch einmal viel wichtiger geworden. Du musst einfach mit Köpfchen fahren. Das ist das, wo der Marc unheimlich clever ist. Er hat so viel Ruhe in sich, wo er sagt: 'Jetzt mach ich da, jetzt mach ich dies.' Deshalb ist er so überlegen.»
Bradl wollte auch die vier KTM hinter sich lassen, das ist ihm auch gelungen: 13. Pol Espargaró, 14. Zarco. 18. Oliveira. 20. Syahrin.
«Je mehr Fahrer ich besiege, umso besser. Aber grundsätzlich war es insgesamt ein gutes Rennen. Wir unterhalten uns jetzt mit HRC auch, weil wir eventuell noch einen dritten Wildcard-Einsatz machen können, Brünn ist der zweite. Ich habe mich heute nicht so schlecht verkauft. Aber das entscheidet HRC. Wir waren bei diesem Grand Prix viel besser vorbereitet als im Vorjahr. Es ergibt jetzt alles viel mehr Sinn, was wir hier machen.»