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Andrea Dovizioso: Erwarte nicht, vorne dabei zu sein

Von Andreas Reiners
Andrea Dovizioso feiert in Misano (7.-9. Juni) sein Renndebüt in der DTM. Wir waren bei den Tests dabei und haben mit «Dovi» gesprochen: Was glaubt er, was für ihn im Audi RS 5 DTM drin ist?

Oben wird die Luft dünn. An der Spitze sind es deshalb die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Die Spreu vom Weizen trennen. Bisweilen sind es wirklich nur Winzigkeiten, aber eben entscheidende. Wodurch sich eine Gruppe vom Rest abhebt, als Weltklasse dominiert, Maßstäbe setzt.

Neben dem vorhandenen Talent sind Ehrgeiz und Fleiß Attribute, die Karrieren antreiben, in höchste Sphären pushen. Die auch mal fehlende Fähigkeiten ausgleichen können.

Andrea Dovizioso wäre ohne diese Eigenschaften sicher nicht zweimal Vizeweltmeister (2017 und 2018) geworden. Sie sind auch bei seinen Testfahrten in Misano nicht zu übersehen. Sie werden ihm von allen Seiten attestiert. So hat er es auch an die Spitze geschafft, zum Weltklasse-Niveau in der MotoGP. Auf dem Motorrad also.

Doch was ist mit einem Rennauto? Dem Audi RS 5 DTM? Wer auf zwei Rädern einer der Besten ist, muss das noch lange nicht auf vier sein.

Heißt: Was ist drin als Gaststarter am dritten Rennwochenende in Misano (7.-9. Juni, live in Sat.1 und auf ran.de)?

Keine Erwartungen

«Ich habe keine Erwartungen», sagte Dovizioso SPEEDWEEK.com, nachdem wir ihm bei den Tests einen Tag lang beobachten konnten. «Das Level ist wirklich hoch, es geht sehr eng zu. Es wird schwierig für mich, die richtigen Dinge im richtigen Moment zu machen. Ich bin nicht zu weit weg.»

Doch es sind tatsächlich viele Dinge, auf die er achten muss. Er hat den verstellbaren Heckflügel, Push to Pass, dazu gibt es das erschwerte Startprozedere. Viele Dinge konnte er bei den zweitägigen Tests schon einstudieren, üben.

Eine Sache ändert am Rennwochenende aber alles: die Konkurrenz, die dann ja auch noch da ist. «Das ist schwierig zu managen, auch die Zweikämpfe. Du sitzt im Auto, und du siehst quasi gar nichts», so der 33-Jährige über die Sicht in einem DTM-Boliden.

Die größte Herausforderung? Ganz klar: «Das Qualifying wird das Schwierigste. Das Potenzial aus dem Auto auf den Punkt herauszuholen. Die Zeiten sind sowieso schon sehr eng, es ist schwer, einen guten Startplatz zu erreichen. Und dann ist es auch schwer, ein gutes Rennen zu fahren.»

Dovizioso fährt in Misano nicht für ein Werks-, sondern als Ersatz für Pietro Fittipaldi für das Kundenteam WRT. Die Belgier werden mit Werksmaterial ausgestattet und schlagen sich in ihrer Debütsaison gut, sie sind aber ebenfalls DTM-Rookies, absolvieren erst ihr drittes Rennwochenende in der Tourenwagenserie.

Nicht zu vergessen sein Zeitplan. Am Wochenende zuvor bestreitet er den GP in Mugello, dann die DTM, anschließend der nächste GP in Barcelona. Im Mittelpunkt der heiße Titelkampf mit Marc Marquez, Valentino Rossi und Co., dazwischen der Ausflug in den Tourenwagen.

Enger Zeitplan

Das ist alles eng gestrickt. Dovizioso bestätigt: «Das ist nicht einfach.» Aber: «Ich mag es, ich mache das bereits beim Motocross, ich finde es gut, nicht nur in die MotoGP involviert zu sein. Ich mache gerne andere Dinge, will beweisen, dass ich auch in anderen Bereichen sehr gut bin.»

Hinzu kommen die ganzen «Nebengeräusche», die an einem Rennwochenende generell und für ein DTM-Rennen im Speziellen wichtig sind. Dass Reifen nicht mehr vorgeheizt werden zum Beispiel. Das Reifenmanagement generell, das in diesem Jahr durch die neuen Vierzylinder-Turbomotoren, mehr Power und den damit verbundenen höheren Verschleiß eine Hauptrolle spielt. «Für das alles braucht man Erfahrung. Es wird definitiv hart.»

Was sagt sein Coach?

«Für ihn wäre es der größte Spaß, wenn er konkurrenzfähig wäre. Und in meinen Augen ist er das. Auch wenn wir da nicht von Rennsiegen sprechen. Er will mitfahren, Spaß haben, nicht doof aussehen und im Pulk ins Ziel kommen», sagte Ekström SPEEDWEEK.com.

Auch er weiß, dass es selbst für die Stammfahrer nicht einfach ist, im Qualifying alles auf den Punkt zu bringen. Für den Schweden spielt das Wetter ebenfalls eine Rolle. «Ein Sonnentag macht alles viel leichter, dann habe ich keine Bedenken. Dann ist das Thema mit den ungeheizten Reifen zum Beispiel wesentlich kleiner. Das reduziert den Schwierigkeitsgrad.»

Die Ansage des Trainers: «Rausgehen, kämpfen und es genießen. Ich bin mir sicher, dass er in der Lage ist, mitzufahren.»

Macht er es wie Zanardi?

Im Vorjahr hatte Alessandro Zanardi in Misano sensationell Platz fünf erreicht. Allerdings war das ein Nachtrennen, das zudem ein Regenchaos erlebte. Der Italiener war dabei mit Glück und auch Geschick nach vorne gespült worden.

Also, Andrea, die Top fünf müssen dann ja das Ziel sein?

Dovizioso lacht: «Nein, ich erwarte nicht, vorne dabei zu sein. Die Top fünf sind ein Traum, kein Ziel. Ich will in der Gruppe sein. Das dürfte das Maximum sein.»

Doch wer weiß, was mit seinem Ehrgeiz am Ende wirklich möglich ist?

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