Petrucci oder Miller: Ducati entscheidet im Juli
Ducati zeigte zuletzt in Le Mans eine sehr starke Vorstellung und durfte sich durch Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci und Jack Miller über die Ränge 2, 3 und 4 freuen. Aber bald könnte es zu dicker Luft kommen. Vizeweltmeister «Dovi» gilt in Borgo Panigale seit sieben Jahren als gesetzt, der Platz an seiner Seite ist aber hart umkämpft.
Petrucci (28), der sich am Anfang seiner MotoGP-Zeit mit völlig unterlegenen Claiming-Rule-Bikes vom Schlag der Suter-BMW oder der ART-Aprilia aus dem IodaRacing-Team von Giampiero Sacchi abmühen musste, hat sich mühsam nach oben gearbeitet. Der gelernte Polizist ist im Werksteam nur mit einem Ein-Jahres-Deal ausgestattet. Und Miller (24) hat bereits mehrfach angekündigt hat, dass er Petruccis Platz im Werksteam für 2020 im Visier hat.
Miller, der im Satelliten-Team von Pramac ebenfalls eine Werks-Desmo steuert, hat bisher starken Speed gezeigt und in fünf bisherigen Versuchen drei Ergebnisse eingefahren. Aber: Der Aussie war dabei nie schlechter als auf Pplatz 4 platziert. Mit seinen 42 Punkten ist er momentan WM-Sechster. Auf dem Circuit of the Americas in Austin kam Miller sogar als Dritter an.
Petrucci macht kaum mehr Fehler, hat bisher in allen Rennen die Zielflagge gesehen und kam dreimal auf Platz 6. In Jerez war es dann schon P5, in Le Mans kam zuletzt mit Rang 3 ein wichtiges Erfolgserlebnis hinzu. Übrigens: Schon 2018 stand der Mann aus Terni bei Rom in Frankreich als Zweiter auf dem Podium, Miller war damals bereits Vierter.
Petruccis Manager Alberto Vergani war in Le Mans wie auch sonst meist vor Ort. Der Nolan-Helmets-CEO verfügt über sehr gute Kontakte zu den Ducati-Bossen.
Entgegen einigen Stimmen in Italien, die verlautbart hatten, Ducati würde sich bereits beim Barcelona-GP festlegen, sorgt Sportdirektor Paolo Ciabatti nun für Klarheit. «Nach dem Grand Prix in Barcelona werden wir uns zum ersten Mal zusammensetzen. Eine Entscheidung wird dann aber wohl nicht fallen. Warum sollen wir etwas überstürzen? Wir haben dann zumindest sieben Rennen, die uns ein Bild vermitteln. Es kann auch sein, dass die Entscheidung erst nach dem Sachsenring-Wochenende fällt», erklärte Ciabatti.
Die Frage lautet also: Danilo Petrucci oder doch Jack Miller.
Fakt ist: Bis Jerez hatte Miller klar die Nase vorne. Petrucci hat mit seiner Leistungskurve nun aber sehr gute Karten, zudem pflegt er ein sehr aufrichtiges und freundschaftliches Verhältnis zu Dovizioso, mit dem er zwischendurch auch gemeinsam auf dem Motocross- Bike trainiert.
Das ist auch für Ciabatti wichtig: «Danilo hat gezeigt, dass er keine dummen Dinge gegen seinen Teamkollegen macht. Auch das ist wichtig für uns. Wir werden aber sicher nicht bis zum September warten, denn wir müssen den Fahrern auch eine faire Chance geben, um sich eventuell nach Alternativen umzuschauen, von denen es ja sicher nicht viele geben wird.»