Alvaro Bautista in MotoGP-WM? Kein Platz für Romantik
«Viele Leute haben sich 2018 gewundert, dass wir Alvaro Bautista Marco Melandri in der Superbike-WM vorgezogen haben», erzählte Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti. «Niemand sollte Alvaro unterschätzen, er war einer der talentiertesten MotoGP-Fahrer – aus verschiedenen Gründen bekam er aber nie die Chance, sein Potenzial zu beweisen. Das wird dir auch Dovizioso bestätigen. Die Fans beurteilen das natürlich anders, weil er in der MotoGP-WM nie Außergewöhnliches geleistet hat. Als Rookie war er im Suzuki-Werksteam und später im Werksteam von Aprilia, das unglücklicherweise aber nicht konkurrenzfähig ist. Er fuhr für Gresini und mit einem ein Jahr alten Motorrad bei Aspar. Das war alles nicht ideal.»
In der Superbike-WM avancierte der 34-Jährige vom ersten Rennen an zum Maßstab und gewann 13 der ersten 16 Rennen. In Imola wurde er zweimal vom vierfachen Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) und einmal von Aruba-Teamkollege Chaz Davies besiegt, im zweiten Hauptrennen in Jerez stürzte der Spanier in Führung liegend.
«Mit allem Respekt für die Superbike-WM-Piloten, ich komme aus dieser Meisterschaft, muss ich sagen, dass ein Fahrer, der in MotoGP Top-6 fährt und einen Grand Prix anführen kann, auf einem höheren Level ist, als die meisten Fahrer im SBK-Paddock», unterstreicht Ciabatti. «Sein Fahrstil ist weicher, seine MotoGP-Erfahrung mit dem Vierzylinder hat ihm geholfen, sich an die V4R anzupassen.»
Paolo, habt ihr euch letztes Jahr nach dem Weggang von Jorge Lorenzo zu früh für Petrucci entschieden, statt auf Bautista zu warten?
Hinterher bist du immer schlauer. Aber Alvaro ist 34, Danilo ist deutlich jünger. Als wir Danilo verpflichteten, lag von allen Ducati-MotoGP-Fahrern in der Gesamtwertung nur Dovizioso vor ihm, er war sogar vor Lorenzo. Und er war Zweiter in Le Mans, nur zwei Sekunden hinter Marquez. Wir sind sehr glücklich mit unserer Fahrerwahl in der MotoGP-WM.
Nach seinem ersten MotoGP-Sieg in Mugello ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr den Vertrag mit Petrucci für 2020 verlängert. Habt ihr euch davor Gedanken darüber gemacht, den 34-jährigen Bautista für nächstes Jahr ins Werksteam zu transferieren?
Romantisch gedacht wäre es schön, wenn er Superbike-Weltmeister wird und anschließend ein Jahr im MotoGP-Werksteam fahren könnte. Wir müssen aber realistisch bleiben und auch an das Superbike-Team denken. Ohne Bautista hätten wir mit der V4R bis heute kein Rennen gewonnen.
Mit Petrucci und Bautista haben wir Ein-Jahres-Verträge und auf Miller eine Option für nächstes Jahr. Bagnaia hat einen Vertrag bis Ende 2020.
Was läuft bei Bagnaia schief? In den Wintertests war er stark.
Was ein Fahrer in Sepang leistet hat keine Aussagekraft, was er später in der Meisterschaft zeigen wird. Er startete als Rookie gut, musste sich dann aber einigen unerwartete Schwierigkeiten stellen. Er ist ein sehr vielversprechender Fahrer für die Zukunft und braucht nur etwas Zeit.
Für einen Rookie ist wahrscheinlich die Yamaha das beste Motorrad. Ich unterschätze Fabio Quartararo keinesfalls, aber schau dir an, was Zarco auf der Yamaha geleistet hat und wo er jetzt mit der KTM steht.
Auf einer Yamaha und Suzuki gelingt Rookies am leichtesten der Einstieg in die MotoGP-Klasse. Maschinen mit V4-Motoren sind schwieriger zu fahren.