Johann Zarco (KTM): «Immer irgendwo am Limit»
Johann Zarco war 2007 der erste Red Bull-Rookies-Cup-Sieger, seit 2009 ist er in der Motorrad-WM unterwegs: 2011 beendete er die 125er-WM auf Platz 2 und feierte in Motegi auf Derbi seinen ersten GP-Sieg. In den Jahren 2015 und 2016 kürte er sich zum Moto2-Doppelweltmeister, ehe er in die Königsklasse aufstieg: Auf der Tech3-Yamaha gelangen ihm in zwei Jahren sechs Podestplätze und drei Pole-Positions.
Welches war das bisher beste Rennen in der Karriere des 29-jährigen Franzosen? «Ich glaube, die grössten Emotionen fühlte ich 2016 in Malaysia, als ich meinen zweiten WM-Titel in der Moto2-Klasse gewonnen habe. Ich hatte viele großartige Rennen, aber ich glaube, das war eines der größten», blickte er zurück.
Von diesen Erfolgserlebnissen ist der Red Bull-KTM-Werksfahrer, der sich mit seinem Arbeitgeber auf eine einvernehmliche Vertragsauflösung zum Jahresende einigte, in der laufenden Saison weit entfernt.
Auf die Frage nach seinem härtesten Kontrahenten erinnert Zarco einmal mehr an seine Moto2-Zeit: «Es ist schwer zu sagen, aber 2011 gegen Nico Terol war keine leichte Saison. In der Moto2-Klasse gab es da auch einige. Jetzt, in der MotoGP-WM, da sind viele stark. Jeder hat einen anderen Charakter und geht die Rennen anders an. Im Moment erlebe ich das Ganze nicht so mit, denn ich liege etwas zurück. Aber alle sind stark und du musst dich einfach anpassen.»
Was war der größte Fehler, den der Franzose in seiner Karriere bisher gemacht hat? «Das könnte bei den 125ern gewesen sein. Ich habe da auf dem Motorrad immer die Nerven verloren. Ich habe mich noch nie schwer verletzt, daher konnte ich alle Rennen fahren und hoffe auf eine lange Karriere. Wenn ich einen Fehler herausnehmen soll, dann 2011, als ich gegen Nico Terol in Misano den Sieg verpasst habe.»
«Mit der 125er pushst du dich in jeder Kurve ans Limit, bleibst angespannt, verbissen, kämpfst weiter und alles geht nur am Maximum. So kommst du an die Spitze», erklärte Zarco. «In der Moto2 hat diese Mentalität gerade mal für die Top-10 gereicht. Da musst du etwas mehr finden. Du machst mehr Druck und gleichzeitig analysierst du und versuchst, das Motorrad besser unter Kontrolle zu bringen, denn du hast endlich mehr Leistung und größere Reifen. Jetzt, in der MotoGP-WM, geht es noch mehr darum, dass du dich selbst pusht. Es ist immer das gleiche, aber es reicht wirklich nicht. Denn du musst jetzt eine Strategie und einen Weg finden, wie du das Motorrad fährst, du kannst einfach nichts mehr kompensieren. Du musst es einfach mit den Werkzeugen, die du an der Hand hast, unter Kontrolle haben.»
Der zweifache Moto2-Weltmeister weiss, was das Fahrer-Dasein besonders schwierig macht: «Das Schwierigste ist, dich selbst immer wieder ans maximale Level zu bringen – und dort reicht es dann immer noch nicht, um schnell zu sein. Selbst wenn du das Gefühl hast, dass du zur Zeit der schnellste Fahrer bist, reicht das noch nicht. Du musst dich weiterentwickeln und lernen, damit du auch schnell bleibst. Du darfst dir keine Pausen gönnen. Das ist wahrscheinlich das Schwierigste. Wenn du als Fahrer deine Karriere einmal beendest, siehst du das alles wahrscheinlich viel entspannter. Du musst dich immer irgendwo am Limit halten. »