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Fabio Quartararo: Keine Yamaha-Zusage für Werksbikes

Von Günther Wiesinger
Nach den glänzenden MotoGP-Leistungen der letzten Monate wünschen sich Fabio Quartararo und das Petronas-Yamaha-Team für 2020 echte Werksmaschinen. Wie lange lässt das Werk sie noch zappeln?

Beim Motorrad-GP in Las Termas in Argentinien 2019 räumte Petronas-Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg ein, man habe Fabio Quartararo den ganzen Winter hindurch mental darauf vorbereitet, dass er sich als MotoGP-Rookie im neuen Yamaha-Kundenteam aus Malaysia zumindest in der ersten Saisonhälfte mit den letzten Plätzen anfreunden müsse. Schließlich hatte Petronas mit der Verpflichtung des Franzosen viel Kritik geerntet. Denn es standen vorübergehend auch Pedrosa, Lorenzo und Bradley Smith zur Wahl.

Quartararo wurde aber engagiert, als er im Juni 2018 in Barcelona den Moto2-GP gewann und kurz danach in Assen mit der Speed-up auf Platz 2 landete. Fabio hatte sich zwar in den kleinen Klassen nie als Titelanwärter entpuppt, aber er war schon mit 14 und 15 Jahren als der neue Marc Márquez bezeichnet worden, als er zweimal die spanische CEV Repsol Moto3 Championship gewann und dann bereits mit 15 in der WM debütieren durfte. Honda setzte eine Reglementsänderung durch, sonst hätte Quartararo 2015 die ersten Grand Prix verpasst. Als CEV-Champion durfte er das Mindestalter von 16 Jahren dann ignorieren.

Der schnelle Franzose sicherte sich 2015 in der Moto3-WM im Estrella Galicia 0,0-Honda-Team von Márquez-Manager Emilio Alzamora gleich in Texas und Assen zwei zweite GP-Plätze, aber für eine triumphale Siegesserie reichte es nicht. Im Team fehlte es an Nestwärme.

Aber Quartararo blühte 2018 im familiären Speed-up-Team von Luca Boscoscuro auf. Und entpuppte sich in der MotoGP-WM 2019 bald als Zauberlehrling, er brüskierte den mit einem MotoGP-Jahr Erfahrung gesegneten Teamkollegen Franco Morbidelli von Beginn an regelmäßig, auch das Werksteam mit Rossi und Viñales wurde mehrmals gedemütigt. In der WM liegt der Yamaha-Privatfahrer jetzt 18 Punkte vor Rossi und nur noch 13 hinter Viñales. Sogar WM-Rang 3 ist dieses Jahr möglich.

Die Verantwortlichen von Yamaha Motor Racing wissen längst, dass Fabio Quartararo für die Jahre nach 2020 von allen Werken Angebote bekommen wird. Sein Manager Eric Mahé sondiert bereits die lukrativen.

«Wenn Yamaha nicht verrückt ist, müssen sie Quartararo behalten», stellte Rossi in Buriram fest.

Als erstes Zugeständnis bekam Quartararo beim Thailand-GP die Erlaubnis, den Motor 500/min höher zu drehen – was den anderen drei M1-Piloten seit dem Saisonstart erlaubt ist.

Aber Petronas wollte beim Rookie Geld sparen und bestellte für ihn im Winter nur fünf statt sieben Motoren, das ergibt eine längere Laufzeit, und die muss mit weniger Drehzahl erkauft werden.

Jetzt wird Yamaha vermutlich gern einen sechsten M1-Motor liefern, falls es erforderlich sein sollte. Im August war so eine Möglichkeit noch als unvorstellbar bezeichnet worden, aus logistischen Gründen.

Und die Petronas-Yamaha-Manager verhandeln bereits hartnäckig über das Material für 2020. «Yamaha entwickelt die Bikes und Motoren sehr rasch weiter. Wir möchten für Fabio den bestmöglichen Stand für die kommende Saison haben. Bisher haben wir noch keine konkrete Zusage», stellte Teammanager Wilco Zeelenberg in Japan fest.

Yamaha will sich die 2020-Maschinen von Petronas teuer bezahlen lassen. Und die neuesten Entwicklungsteile müssen jeweils zuerst dem Werksteam mit Rossi und Viñales zugespielt werden.

Jetzt muss also auch genau verhandelt und vereinbart werden, mit wieviel Verspätung Petronas 2020 mit den neuesten Evolutions-Teilen versorgt wird.

Das Petronas-Yamaha-Team hat eine starke Verhandlungsbasis. Denn Quartararo hat schon vier Pole-Positions erreicht, er startete achtmal aus der ersten Reihe, er hat in 16 Rennen bereits sechs MotoGP-Podestplätze erreicht. Rossi zwei, den letzten im April in Texas.

Momentan sieht es so aus, als sei Rossi (40) die Vergangenheit für Yamaha und Quartararo (20) die Zukunft.

«Alle MotoGP-Hersteller waren dem Jugendwahn verfallen, alle suchen den nächsten Marc Márquez. Aber es gibt keinen neuen Márquez», stellte Bradley Smith vor einem Jahr fest, als er bei KTM ausgemustert wurde und er Rookies wie Quartararo und Mir weichen musste.

Naja, für einen Privatfahrer zieht sich Fabio Quartararo tadellos aus der Affäre.

Mit Márquez kann man ihn noch nicht vergleichen. Aber der Spanier kam ja auch als Repsol-Honda-Werksfahrer, als 26-facher GP-Sieger und Moto2-Weltmeister in die Königsklasse. Als Nachfolger von Casey Stoner. Und nicht als Nobody mit einem einzigen GP-Sieg mit einem neu zusammengewürfelten Kundenteam aus Südostasien.

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