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Mike Leitner (KTM): «Oliveira hat Blödsinn erzählt»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner: Alles nur ein Missverständnis?

Mike Leitner: Alles nur ein Missverständnis?

Nach dem Transfer von Rookie Brad Binder ins Red Bull-KTM-Werksteam hängt der Haussegen schief. Miguel Oliveira ist enttäuscht. Teambesitzer Poncharal verzichtet ungern auf Binder. Lecuona ist ein unbeschriebenes Blatt.

Nach dem grimmigen Interview von Miguel Oliveira gingen am Donnerstag bei KTM die Wogen hoch. Der Portugiese hatte sich bitter darüber beklagt, dass der gleichaltrige Rookie Brad Binder beim Factory-Team für 2020 an seiner Stelle den Vorzug bekam und dort Johann Zarco ersetzen wird.

«Ich habe gestern am Abend mit Miguel noch einmal über das Thema gesprochen», schilderte KTM-Teammanager Mike Leitner nach dem FP1 in Australien im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich weiß nicht, warum Miguel gestern diesen Blödsinn erzählt hat. Es stimmt nicht, dass wir ihm in Misano gesagt haben, dass wir Mika Kallio 2020 ins Werksteam holen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch gar keinen Fahrer im Kopf gehabt. Ich habe also keine Ahnung, warum sich Miguel einbildet, dass wir dort Kallio erwähnt haben. In Wirklichkeit war Miguel der Erste, dem Pit Beirer und ich den Platz im Werksteam angeboten haben. Wir haben ihn als ersten Fahrer angefragt. Aber er hat uns erklärt, dass er sich im Tech3-Team und mit Crew-Chief Guy Coulon wohlführt und dort bleiben will. Deshalb haben wir nach anderen Lösungen gesucht.»

Danach wurde kurz vor dem Motegi-GP entschieden, Brad Binder vom Tech3-Rennstall ins Factory-Team zu transferieren und Iker Lecuona (19) vom Red Bull-Ajo-Moto2-Team für das Tech3-Team neben Oliveira zu verpflichten.

Leitner: «Können allen dasselbe Material geben»

«Brad Binder ist fast seit Beginn seiner Karriere KTM-Fahrer, er hat in beiden kleinen Klassen bei uns großartige Leistungen erreicht. Wir hatten jetzt die Chance, ihn ins Werksteam zu bringen. Gleichzeitig ist Iker ein starkes Talent für die Zukunft. Ich habe am Donnerstag hier mitgekriegt, dass Miguel Oliveira mit unserer Entscheidung nicht happy ist. Aber wie gesagt: Er ist von uns gefragt geworden und hat klar erwidert, er wolle für 2020 mit dem Tech3-Team weitermachen.»

Leitner weiter: «Wir können Miguel 2020 dasselbe Material geben wie den beiden Piloten im Werksteam. 2019 war unser erstes Jahr mit einem Kundenteam. Da war es schwer, beide Teams und alle vier Fahrer immer mit identischem Material zu beliefern. 2020 haben wir aber diese Absicht. Das ist unser erklärtes Ziel. Man muss hier einmal klarstellen, dass Miguel Oliveira seit dem Spielberg-GP, wo er auf Platz 8 gelandet ist, genau dasselbe Motorrad hat wie Pol Espargaró. Es spielt für uns bei KTM keine Rolle, wer der schnellste der vier MotoGP-Fahrer ist. Miguel wird nach einer gewissen Zeit verstehen und einsehen, dass seine gestrigen Kommentare nicht gerechtfertigt sind. Wir hatten keine leichte Situation, als wir um diese Jahreszeit einen neuen MotoGP-Fahrer für 2020 suchen mussten. Wir haben jetzt Iker Lecuona ausgewählt, denn auch Hervé Poncharal hält viel von ihm. Wir haben auf jeden Fall vier starke MotoGP-Fahrer für die kommende Saison. »

Aber die Diskussion wird noch weitergehen. Denn Oliveira ist überzeugt, KTM habe in Misano durchblicken lassen, man werde Mika Kallio ins Werksteam holen. Das hat er damals akzeptiert. Seine Enttäuschung entstand erst, als sein alter Rivale und Rookie Brad Binder den Vorzug bekam und direkt ins Red Bull KTM Factory Team geholt wurde.

Der Manager von Iker Lecuona sagte in Australien, KTM wolle ein unbeschriebenes Blatt in die MotoGP-WM bringen und auf keinen Fall einen weiteren teuren Reinfall wie mit Johann Zarco erleiden.

Mit Red Bull-KTM-Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal existiert noch ein Beteiligter, der von der Entscheidung zugunsten von Brad Binder nicht restlos begeistert ist.

«Ich verstehe, warum der MotoGP-Plan von Red Bull KTM jetzt so passiert ist», erklärte Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal. «Aber wenn ein Teamchef wie ich einen Fahrer wie Brad Binder verliert, dann ist das ein Schock, auch wenn wir es kommen sahen. Ich habe großartigen Respekt für Brad, er wird ein fantastischer MotoGP-Fahrer werden. Dass er bei uns 2020 mit Miguel fahren würde, war wie ein Traum, der Wirklichkeit wird. Aber nach dem Abgang von Zarco mussten wir neu planen. Iker Lecuona stand bei Aki Ajo unter Vertrag, und ich nehme nicht gern einem anderen Team einen Fahrer weg. Doch Aki hat Verständnis gezeigt, denn es ging um das MotoGP-Gesamtprojekt von Red Bull KTM. Iker ist ein aggressiver Fahrer. Er ist ein KTM-Freund, er glaubt an die MotoGP-Technologie. Deshalb ist er der richtige Mann. Ich mag seine Einstellung, auch wenn er noch viel zu lernen hat. Ich würde gern einen langen Weg mit ihm gemeinsamen gehen. Klar, wir hätten auch einen Routinier nehmen können. Aber wir wollten keine Primadonna, die immer nur in die andere Box schaut und sich beklagt.»

Das könnte ein feiner Seitenhieb auf den ehemaligen Tech3-Yamaha-Fahrer Johann Zarco gewesen sein.

Poncharal zum Thema Oliveira: «Miguel ist bei KTM unter Vertrag, er sollte in der nächsten Saison für Tech3 fahren. In Misano haben ihm Pit Beirer und Mike Leitner angeboten, ins Werksteam zu gehen. Aber er sagte, wenn er ein identisches Bike bekommt, dann bleibt er lieber bei Tech 3 und bei Crew-Chief Guy Coulon. Seine Aussagen von gestern sind nicht nützlich. Denn Miguels Resultate werden jede Woche besser. Manchmal sollte man das Glas besser als halbvoll betrachten und nicht halbleer.»

MotoGP FP1 in Phillip Island

1. Viñales, Yamaha, 1:38,957
2. Miller, Honda, + 0,147
3. Márquez, Honda, + 0,385
4. Rossi, Yamaha, + 0,928
5. Petrucci, Ducati, + 0,953
6. Morbidelli, Yamaha, + 1,363
7. Quartararo, Yamaha, + 1,618
9. Pol Espargaró, KTM, + 1,630
10. Dovizioso, Ducati, + 1,733
11. Abraham, Ducati, + 1,842
12. Rins, Suzuki, + 1,903
13. Zarco, Honda, + 2,095
14. Crutchlow, Honda, + 2,116
15. Mir, Suzuki, + 2,161
16. Bagnaia, Ducati, + 2,223
17. Syahrin, KTM, + 2,414
18. Lorenzo, Honda, + 3,001
19. Kallio, KTM, + 3,349
20. Rabat, Ducati, + 4,590
21. Iannone, Aprilia, + 4,822
22. Aleix, Espargaró, Aprilia, + 5,191

Moto2 FP1 in Phillip Island

1. Martin 1:45,823.
2. Bulega, + 0,771 sec
3. Manzi, + 1,138
4. Vierge, + 1,175
5. Lüthi, + 1,184
6. Locatelli, + 1,183
7. Bezzecchi, 1,433
8. Lowes, + 1,507
9. A. Márquez, + 1,716
10. Schrötter, 1,810
Ferner:
15. B. Binder, + 2,319
17. Raffin, + 2,792
23. Aegerter, + 3,905
24. Tulovic, 4,275

Moto3 FP1 in Phillip Island

1. Arbolino, 1:48,024
2. Dalla Porta, + 0,740
3. Fenati, + 1,061
4. D. Binder, 1,324
5. McPhee, 1,458
6. Rodrigo, + 1,671
7. Migno, + 2,265
8. Garcia, 2,301
9. R. Rossi, + 2,740
10. Ramirez, + 2,927

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