Melandri: «Quartararo hat keine Angst vor Márquez»
Marco Melandri und seine Manuela verbringen jetzt weniger Zeit an der Rennstrecke
Jorge Lorenzo war nicht der einzige Weltmeister, der in diesem Jahr seinen Rücktritt verkündete: Marco Melandri, 250er-Weltmeister von 2002, beendete seine Karriere als Motorradfahrer nach einer enttäuschenden Saison 2019 in der Superbike-WM.
«Mit dem Rennfahren aufzuhören, war die schwierigste und gleichzeitig auch die beste Entscheidung, die ich in diesem Moment hätte treffen können, denn ich fühle mich wirklich gut», schrieb der 37-jährige Italiener erst am Freitag auf Instagram.
Auch Lorenzo wirkte nach seiner dreiwöchigen Auszeit auf Bali entspannt und glücklich. Die Entscheidung des fünffachen Weltmeisters, der auf der Repsol-Honda 2019 von Verletzungen geplagt wurde und keinen einzigen Top-10-Platz einfuhr, kann Melandri deshalb bestens nachvollziehen: «Ich glaube, ich weiß genau, was er erlebt hat. Ich glaube zwar, dass wir beide noch einige gute Jahre vor uns gehabt hätten, aber wenn du spürst, dass du nicht mehr das richtige Vertrauen in das Motorrad hast, dann ist das ein Problem. Ein wirklich schmaler Grat entscheidet, ob man schnell oder langsam fährt. Wenn das Vertrauen fehlt, kommt man in einen Strudel aus Gefühlen und Schwierigkeiten, aus dem man sich nur schwer wieder befreit», schilderte er im Interview mit den Kollegen von GPone.com.
Wie reift in einem Rennfahrer die Entscheidung, den Helm nach so vielen Jahren an den Nagel zu hängen? «Das Geheimnis in diesen Momenten ist, inne zu halten und zu überlegen: Man muss die Vor- und Nachteile abwägen, die es mit sich bringt, wenn man aufhört und für neue Herausforderungen offen ist. Als Rennfahrer haben wir von klein auf immer nur das gemacht, es gibt für uns nichts anderes. Aber ich glaube, wir dürfen keine Angst davor haben, aufzuhören und zu verstehen, was die Welt uns bieten kann – in der Motorsportwelt und darüber hinaus», so Melandri.
Lorenzo ließ bei seinem Besuch bei «Sport und Talk im Hangar 7» auf ServusTV durchblicken, dass er wieder im Fahrerlager im Einsatz sein wird. Der Mallorquiner könnte 2020 als TV-Experte arbeiten. Melandri hat für seine Zukunft angekündigt, dass er gemeinsam mit Yamaha Italien ein Projekt starten wird. Den MotoE-Weltcup zog er hingegen nie ernsthaft in Betracht. «Es ist nur Neugier», erklärte sein Manager Alberto Vergani nach dem Test auf der Energica Ego Corsa in Valencia.
Was die unmittelbare Zukunft der MotoGP-WM anbelangt, erwartet Melandri keine große Verschiebung der Kräfteverhältnisse: «Marc [Márquez] bleibt sicher der Mann, den es zu schlagen gilt. Die Einzigen, die ihm die Titelverteidigung erschweren können, sind Quartararo und Viñales. Fabio geht sicher mit einem anderen Bewusstsein als in diesem Jahr in die neue Saison. Wenn er das richtige Motorrad hat, kann er ein Wörtchen mitreden. Er hat schon gezeigt, dass er auf einer Runde sehr schnell ist, und er verbessert sein Rennmanagement. Er hat schon ein ganzes Rennen angeführt und er hat keine Angst vor Márquez. Er wird in den nächsten zehn Jahren sicher für alle ein unangenehmer Mitspieler sein.»