Andrea Iannone: Haaranalyse als Rettungsanker?
Andrea Iannone wartet weiter auf ein Urteil
Am Dienstag konnten Andrea Iannone und sein Verteidiger Antonio De Rensis bei der vierstündigen Anhörung vor dem «International Disciplinary Court» (CDI) im FIM-Hauptquartier in Mies bei Genf in der Schweiz zum Fall Stellung nehmen. Wie berichtet ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, eine endgültige Entscheidung steht noch aus. Der Aprilia-Pilot bleibt vorläufig suspendiert, bei den ersten IRTA-Tests des neuen Jahres in Sepang wird er am Wochenende nicht anwesend sein.
Was wie eine schlechte Nachricht für den 30-jährigen Italiener klingen mag, stimmte seinen Anwalt zuversichtlich: «Am 31. Januar haben wir die wissenschaftliche Argumentation des Prof. Salomone hinterlegt, der gemeinsam mit mir den Fall betreut», verwies De Rensis gegenüber «Sky Sport Italia» auf die 97 Seiten umfassenden Unterlagen, die Iannone entlasten sollten.
Zur Beweislage erklärte De Rensis: «Am 9. Januar hatten wir Andrea Iannone in Absprache mit Aprilia einer Haaranalyse im regionalen Antidoping-Zentrum von Turin unterzogen. Der Test ist über einen Zeitraum aussagekräftig, der von Januar 2020 rückwirkend bis in den September 2019 reicht – und das Ergebnis war negativ, was die Substanz Drostanolon angeht, die [in der Urinprobe] in einer absolut geringfügigen Menge nachgewiesen worden war. Da es hieß, dass dieser Metabolit auf das Ende eines Einnahmezyklus von anabolen Steroiden oder auf verunreinigte Nahrung zurückzuführen sein kann, wird es schwierig die These des Zyklus zu vertreten, wenn der Metabolit am 3. November festgestellt worden ist, es im Oktober und November diesbezüglich aber keinerlei Spuren gibt. Ganz offensichtlich handelt es sich also um eine Verunreinigung eines Lebensmittels.»
Haarproben gelten in der Kriminalogie als sehr profunde Methoden, um über die Aufnahme fremder Substanzen in menschlichen Organismen zu urteilen.
Die Verteidigung geht damit weiterhin davon aus, dass der Spielberg-Sieger von 2016 die Steroide ungewollt unmittelbar vor dem Grand Prix in Malaysia über den Verzehr von Fleisch zu sich nahm.
Die Anklage erbat eine zusätzliche Frist, um die eingebrachte Haarprobe zu evaluieren und dann eine Stellungnahme gegenüber der Verteidigung Iannones abzugeben. Fünf Tage wurden hierfür eingeräumt. Anschließend könnte auch die Verteidigung weitere fünf bis zehn Tage zugestanden bekommen. Damit werden voraussichtlich weitere zwei Wochen vergehen, ehe im Fall Iannone ein Urteil verkündet wird.
Somit wird es für den Aprilia-Piloten knapp: Vom 22. bis 24. Februar steht der Katar-Test an, am 8. März fällt in Doha der Startschuss in die neue MotoGP-Saison. Fakt ist, dass Iannone die MotoGP-Tests in Sepang versäumt.