MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Offene Worte von Jorge Lorenzo: «Ich bereue nichts»

Von Simon Patterson
Jorge Lorenzo war in Sepang erstmals wieder in Yamaha-Farben unterwegs

Jorge Lorenzo war in Sepang erstmals wieder in Yamaha-Farben unterwegs

Jorge Lorenzo blickt auf schwierige MotoGP-Jahre bei Ducati und Honda zurück und erklärt die Beweggründe seines Rücktritts. Welche Frage den fünffachen Weltmeister immer beschäftigen wird.

Nach 297 Grand Prix und 18 Jahren in der Motorrad-WM erklärte Jorge Lorenzo beim Saisonfinale 2019 seinen Rücktritt als Rennfahrer. Der fünffache Weltmeister (2015, 2012 und 2010 in der MotoGP-Klasse sowie 2006 und 2007 in der 250er-Klasse) feierte in seiner Karriere 68 GP-Siege und stand insgesamt 152 Mal auf dem Podest – aber auf der Repsol-Honda gelang dem ehrgeizigen Mallorquiner im Vorjahr kein einziger Top-10-Platz.

Dass Lorenzo nur zweieinhalb Monate später als Yamaha-Testfahrer auf seiner geliebten M1 auf die Strecke zurückkehren würde, war überraschender als seine Rücktrittserklärung, die sich abgezeichnet hatte. Denn spätestens nach dem heftigen Abflug in Assen und der anschließenden Verletzungspause (sechster Brustwirbel gebrochen, achter Brustwirbel angerissen) konnte der 32-Jährige die notwendige Motivation für eine Fortsetzung seiner Karriere nicht mehr wiederfinden.

Jorge, kannst du erklären, wie der Entschluss gereift ist, am Ende der Saison 2019 zurückzutreten?

Bevor ich mit Ducati in Mugello gewann, hatte ich eine schwere Zeit. Ich konnte nicht die Ergebnisse einfahren, die ich wollte. Ducati wollte einen anderen Fahrer unter Vertrag nehmen und ich musste eine Lösung finden. Ich befand mich in einem guten Moment meiner Karriere, ich war schnell, ich war immer noch hungrig – aber aus irgendeinem Grund kam ich auf kein Ergebnis und konnte nicht bei Ducati bleiben.

Wir hatten eine Option mit Petronas Yamaha und ich war fast bereit zu unterschreiben, aber dann tat sich die Chance bei Honda auf und ich konnte einfach nicht Nein sagen. Jeder Fahrer hat den Traum, mindestens einmal im Leben für Honda zu fahren, und ich hatte Glück, weil ich die Chance bekam, das zu versuchen, was noch kein Fahrer in der Geschichte geschafft hatte: Mit drei verschiedenen Bikes zu gewinnen.

Es fing dann mit der Kahnbein-Verletzung aber schon schlecht an und das 2019er-Bike war schwierig zu fahren. Die Verletzungen spielten eine große Rolle und es ging drunter und drüber. Ich war nie konkurrenzfähig, ich schaffte nie ein gutes Ergebnis und vor allem die Verletzung von Assen half mir, für mich eine Entscheidung zu treffen. Sonst wäre ich wahrscheinlich geblieben und hätte es noch ein Jahr länger versucht.

Die Verletzung hat meine Denkweise stark verändert und mich dazu bewogen, wirklich an den Rücktritt zu denken. Ich habe versucht, in Silverstone zurückzukehren, um zu sehen, was passieren würde. Wenn ich die Motivation und das Selbstvertrauen gefunden hätte, dann hätten sich die Dinge vielleicht verändert, aber ich hatte nicht die Geduld, ohne weiterzumachen.

Wenn ich nicht dazu in der Lage bin zu gewinnen, dann bin ich nicht glücklich. Denn das Einzige, was mich in diesem Beruf weitermachen lässt, ist diese Möglichkeit zu gewinnen. Es gibt so viele negative Aspekte, das viele Reisen, die Events, den Druck, den du bei den Rennen fühlst, das Verletzungsrisiko. Dafür wird man nicht entschädigt, außer man kann gewinnen. Ich hatte Mühe und habe viel gelitten bei Honda – und ich sah für mich keine Entschädigung.

Heißt das, dass es am Ende eine einfache Entscheidung war?

Es fiel mir nicht leicht, die Entscheidung zu treffen, weil ich das Vertrauen, das Honda und Alberto Puig in mich gesetzt hatten, nicht zurückzahlen konnte. Es stimmt allerdings auch, dass weder Honda noch ich uns noch ein Jahr wie 2019 hätten leisten können, weil wir Siegertypen sind – und nicht Leute, die auf Platz 10 oder 15 landen. Ich litt dort – und das Leben ist nicht dafür da zu leiden, sondern um es zu genießen – vor allem wenn du schon so viel gewonnen hast.

Ich bereue nichts, weil es keinen Sinn macht, Dinge du bereuen, die man nicht ändern kann. Es wird aber immer die Frage bleiben, was passiert wäre, wenn ich auf der Ducati einen Monat früher gewonnen hätte. Wahrscheinlich würden wir dann nicht hier sitzen und reden. Aber wenn ich auf meine Karriere zurückblicke, dann kann ich mich nur als einen sehr glücklichen Kerl und Sportler sehen. Ich bin stolz darauf, ich kann nicht unglücklich sein. Das Wichtigste ist, dass mein Handgelenk okay ist und mein Rücken mir keine Probleme bereitet. Ich hatte Zweifel wegen des Rückens, aber bis jetzt ist alles gut.

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