Wildcard für Jorge Lorenzo? Jarvis: «Warum nicht?»
Jorge Lorenzo am Dienstag in Sepang
Da Jorge Lorenzo 44 seiner 47 MotoGP-Erfolge auf der Yamaha YZR-M1 und dazu alle drei MotoGP-WM-Titel mit diesem Bike errungen hat, stellt sich natürlich die Frage: Wird der 32-jährige Mallorquiner nach dem Vorbild von Pirro (Ducati), Bradl (Honda) und Guintoli (Suzuki) auch einzelne Wildcard-Einsätze für das Yamaha Motor Racing European Test Team absolvieren?
«Die Brot- und Butter-Tests werden natürlich auch in Zukunft von den japanischen Testpiloten Nakasuga und Nozane erledigt, sie fahren mit der M1 in Japan entweder auf unserer Teststrecke in Fukuroi oder in Motegi. Sie werden ihre Arbeit unverändert fortführen», betont Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis. «Aber im Unterschied zu bisher können wir die neuen Komponenten dann in Europa auf eine GP-Rennstrecke bringen, wo sie von einem GP-Fahrer wie Jorge Lorenzo bei GP-Speed einer weiteren Prüfung unterzogen werden. Dadurch bekommen wir ein echtes Feedback, wie die neuen Teile bei Rennbedingungen funktionieren. Da immer mehr Grand Prix im Kalender stehen, bleiben immer weniger Testtage für die offiziellen Werksfahrer. Deshalb sind wir gezwungen, beim Testteam mehr zu investieren und mit den Kontrahenten gleichzuziehen. Denn ein japanischer Hersteller hat gegen ein europäisches MotoGP-Werksteam einen geografischen Nachteil. Deshalb machen wir den Großteil der Brot- und Butter-Tests weiter wie bisher in Japan. Aber wir haben bisher wenig in Europa getestet. Durch die Verpflichtung von Jorge werden wir einen bessere Brücke schlagen zwischen Japan und Europa. Auf jeden Fall werden wir dank Jorge exakt wissen, ob sich die neuen Teile bewähren, bevor wir sie an das Factory Team mit Maverick und Valentino für Fahrversuche weiterreichen.»
Lin Jarvis macht kein Geheimnis daraus, dass für Jorge Lorenzo 2020 durchaus der eine oder andere Wildcard-Einsatz eingestreut werden kann.
«Wir haben dieses Thema diskutiert und uns entschieden, die Option offen zu lassen», sagt Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis. «Das können wir wahlweise entscheiden. Wenn Jorge das Gefühl hat, er würde gerne ein Rennen fahren und wir die Kapazität haben, das zu machen, dann werden wir das organisieren. Aber das vorrangige Ziel von Jorge und seine dringlichste Aufgabe ist es, das Motorrad zu entwickeln. Wir würden also einen Grand Prix auswählen, wo es für uns wirklich Sinn macht, mit einer Wildcard anzutreten. Wir werden nicht gedankenlos irgendein Rennen auswählen, wenn es keinen logischen Grund gibt.»
Die Yamaha Motor Racing-Manager müssen wie jeder Hersteller für das Test-Team drei Teststrecken auswählen, nur auf diesen darf dann der Testfahrer auch vor dem GP-Termin fahren. Honda hat für Bradl wieder Jerez, Misano und Motegi ausgewählt. Yamaha hat sich vorläufig für Jerez, Catalunya und den KymiRing entschieden. «Aber das kann sich noch ändern», versichert Jarvis.
KymiRing als Schauplatz für den Finnland-GP ergibt Sinn, weil die Werke für diese neue Rennstrecke noch nicht viele brauchbaren Daten haben. Die Testfahrer haben dort nur im August zwei Tage geübt.
Es drängt sich auf, dass Lorenzo einen etwaigen Wildcard-Einsatz auf einer der drei Teststrecken absolviert, weil er dann dort schon Daten gesammelt hat.
«Das Thema Wildcard werden wir demnächst gemeinsam diskutieren», versichert Jarvis. «Jorge muss sich wohlfühlen und er muss überzeugt sein, dass er den nötigen ‚Racing Speed' mitbringt. Aber warum nicht?»