Viegas zum Fall Iannone: Urteil fällt «sehr bald»
Bevor die Corona-Krise über die Motorrad-WM hereinbrach, beschäftige vor allem ein Thema die Szene: Der mutmaßliche Dopingfall um Andrea Iannone. Der Aprilia-Werkfahrer ist seit dem 17. Dezember vom Motorradweltverband FIM suspendiert, weil in seiner Urinprobe vom Sepang-GP (3. November) der verbotene Stoff Drostanolon, ein anaboles Steroid, nachgewiesen wurde.
Am 4. Februar konnten der 30-jährige Italiener und sein Anwalt Antonio De Rensis vor dem «International Disciplinary Court» (CDI) im FIM-Hauptquartier in Mies bei Genf in der Schweiz zum Fall Stellung nehmen. Weil die Verteidigung unter anderem eine Haaranalyse vorlegte, um die These einer unwissentlichen Einnahme über den Verzehr von Fleisch zu untermauern, wurde der Anklage eine zusätzliche Frist von fünf Tagen eingeräumt, um die vorgelegten Unterlagen zu studieren. Anschließend bekam wiederum die Anklage zusätzliche Tage zugestanden. Dem Internationale Disziplinargericht stehen seinerseits 45 Tagen zur Verfügung, um zu einer Urteilsfindung zu kommen.
«Der FIM-Präsident hat mit dem Verfahren nichts zu tun», betonte Jorge Viegas, Präsident des Motorrad-Weltverbandes, gegenüber «La Tribune de Genève and 24 Heures». «Der Fall wurde von den Anwälten beider Seiten analysiert, die die verschiedenen Dokumente, die sie für notwendig erachteten, vorgelegt haben. Ein Komitee aus drei Richtern, die alle sehr erfahren sind, werden sehr bald ihre Entscheidung verkünden. Anschließend besteht die Möglichkeit, vor dem TAS Berufung einzulegen – das können Iannone oder sein Arbeitgebers Aprilia tun, falls sie das Strafmaß als zu streng empfinden sollten; oder die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, falls sie die Sanktion als unzureichende erachtet wird.»
Iannone, der neben den Sorgen um seine ungewisse MotoGP-Zukunft privat auch die Trennung von der italienischen Influencerin Giulia De Lellis (24) verkraften muss, gibt sich unterdessen kämpferisch: «Ich wurde dafür geboren, für den Schweiß und die Opfer, ich werde bis zum Tod dafür kämpfen», schrieb «The Maniac» am Wochenende vielsagend auf Instagram.
Als Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta zum Dopingfall Stellung nahm, forderte er eine eigene Liste der verbotenen Substanzen und Methoden für den Motorradsport: «Im Moment gilt die Dopingliste, die für alle Sportarten gleich ist. Motorsport und vor allem MotoGP sind aber speziell», erklärte der Spanier.
Wie steht der FIM-Präsident dazu? Gehen die verbotenen Stoffe der WADA-Liste mit den Eigenschaften des Motorsports einher? «In unserem Fall sind die Fähigkeiten, die Psyche und der Mut wichtiger als die reine physische Kraft. Nicht zu vergessen das Problem der Schmerzmittel», weiß auch Viegas. «Ich plane, den neuen WADA-Präsidenten, Witold Banka, zu treffen, um herauszufinden, ob es möglich wäre, eine Liste zu verfassen, die besser auf unseren Sport abgestimmt ist», versprach der Portugiese.