Andrea Iannone: «Man braucht Optimismus im Leben»
Noch ist nicht klar, ob und wann Andrea Iannone auf der RS-GP 2020 sitzen wird
«Bleibt zu Hause», ist in Zeiten von Covid-19 der allgegenwärtige Aufruf. Dem folgt auch Andrea Iannone, der in Lugano wohnt. «Seit fast zwei Wochen habe ich mich zu Hause eingesperrt. Ich halte mich fit, zum Glück habe ich mein kleines Fitnessstudio im Haus. Dann verbringe ich Zeit in meiner Werkstatt, zwischen Kart und Motorrad. Und ich schätze mich glücklich, denn in Italien sind sie wirklich von früh bis spät im Haus», erzählte der 30-Jährige, der sich die Zeit unter anderem mit einem Instragram-Live-Chat mit Max Biaggi, dem sechsfachen Weltmeister, Moto3-Teamteilhaber und Aprilia-Botschafter, vertrieb.
Iannone wartet noch immer auf das Urteil des «International Disciplinary Court» (CDI), nachdem in seiner Urinprobe vom Sepang-GP (3. November) der verbotene Stoff Drostanolon, ein anaboles Steroid, nachgewiesen wurde. Auf die Details des laufenden Verfahrens kann und will der Aprilia-Werksfahrer nicht eingehen, er übte sich im Gespräch mit Biaggi stattdessen in Zweckoptimismus: «So wie alle Lügen kurze Beine haben, glaube ich, dass auch die Wahrheit ans Licht kommen wird. Drücken wir die Daumen.»
Größer ist die Zuversicht im Aprilia-Lager, wenn es um die neue RS-GP geht, die erst im Februar ihr Debüt auf der Rennstrecke gab. Weil Iannone seit dem 17. Dezember vom Motorradweltverband FIM für alle Aktivitäten suspendiert ist, durfte er selbst noch nicht damit fahren. Nach den Testfahrten in Sepang und Doha gab sich die Truppe aus Noale um Werksfahrer Aleix Espargaró und Testfahrer Bradley Smith aber positiv. Und auch Iannone weiß: «Ja, es scheint gut zu sein. Und den Optimismus braucht man im Leben.»
Die brandneue RS-GP schwächelte allerdings in puncto Zuverlässigkeit. Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna meinte zuletzt, dass Aprilia neben Honda zu jenen Herstellern gehörte, die von der verlängerten Pre-Season profitieren könnten. «Etwas kann man schon machen», hofft auch Iannone. «Ich habe am Sonntag mit Massimo [Rivola] telefoniert, er hat mir mitgeteilt, dass sie am Montag im Werk angefangen hätten – natürlich mit viel weniger Leuten, damit die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden können. Er hat mir gesagt, dass sie noch am Motor arbeiten wollten, denn das scheint im Moment ein bisschen unser Schwachpunkt am neuen Motorrad zu sein.»
«Ich hoffe, dass man etwas machen kann, aber das Problem sind meiner Meinung nach die Zulieferer», ergänzte Iannone. «Wenn du Probleme lösen musst, dann kannst du das, was von dir abhängt, wahrscheinlich machen. Aber wenn etwas nicht in deiner Hand liegt, musst du erst schauen, wie die anderen Firmen mit dieser Situation umgehen können.»
Denn immer mehr Fabriken sperren in Italien, das mit 27.980 Coronavirus-Fällen das am stärksten betroffene Land in Europa ist, zu. Wer weiter arbeitet, muss zwischen den Mitarbeitern einen Mindestabstand von einem Meter garantieren und weitere strenge Sicherheitsauflagen erfüllen, um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen.
Iannone versucht unterdessen tortz aller Probleme und Fragen, gelassen zu bleiben: «Ich bin entspannt, ich trainiere und mache alles wie immer», fasste er zusammen.