Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

In drei Wochen von Normalität zur tristen Realität

Von Günther Wiesinger
Andrea Dovizioso auf Ducati: Die Rennpause wird länger dauern

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Vor drei Wochen wurde der MotoGP-Test in Katar beendet. Seither hat sich die Welt und die Motorsportszene total verändert.

Den Spitzenfunktionären von MotoGP-Promoter Dorna, von der Teamvereinigung IRTA, vom Weltverband FIM und von der Hersteller-Vereinigung MSMA bleibt im Moment nichts anderes übrig, als die Verbreitung der Covid-19-Pandemie zu beobachten, mit den Gesundheitsbehörden aller Veranstalterländer in Kontakt zu bleiben und auf die aktuellsten Entwicklungen zu reagieren. An die Durchhalteparolen glaubt sowieso keiner mehr. «Wir erwarten eine fantastische Saison», hoffte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta am Freitag. Drei Tage später wirkt diese Aussage nur noch makaber.

Von den Verbänden wird wenig kommuniziert, da sich die Ergebnisse täglich überstürzen. Viele Veranstalter befinden sich in Schockstarre.

Spanien galt vor einer Woche noch nicht als Corona-Hotspot. In Jerez wurde bis Donnerstag der MotoE-Test abgewickelt, am Freitag testeten dort Supersport-300-WM-Teams, ehe sie um 10 Uhr verscheucht wurden. Circuito de Jerez für 15 Tage gesperrt, lautete die Botschaft. Stand heute beklagt Spanien 282 Tote.

Im benachbarten Frankreich wurde inzwischen der Le-Mans-Circuit geschlossen.

Immer mehr Regierungen entschließen sich zu drastischen Maßnahmen: Shutdown, Lockdown, Ausgehverbote, Ausgabebeschränkungen, Grenzsperren, Grenzkontrollen, Flugverbote, Zugverbindungen gekappt. Restaurants und Bars bis 15 Uhr geöffnet, am nächsten Tag werden sie bereits ganz zugesperrt.

Es ist schwierig, die Übersicht zu behalten.
Man wundert sich: Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt einerseits, man rechne mit 70 Prozent Infizierten, das wären grob gerechnet ca. 50 Millionen Deutsche. Gleichzeitig fanden vor sechs Tagen noch Fußballspiele vor Publikum statt.

Das ist der Preis des Föderalismus. Und die Politik «der ruhigen Hand», aber nicht alternativlos.

Dieser existiert in Österreich auch. Trotzdem wurden gestern früh in Wien bei einer Sondersitzung des Nationalrats 18 neue Gesetze einstimmig beschlossen, mit den Stimmen der Opposition, also von SPÖ, FPÖ und Neos.

Es bedarf also nicht unbedingt eines autokratischen Systems wie in China, Singapur, Katar oder Bahrain, um der Eindämmung der Pandemie Einhalt zu gebieten.

Die Regierung in Großbritannien lebt weiter hinter dem Mond. Boris Johnson hat seinen Wählern vor der Brexit-Abstimmung versprochen, er werde nach dem Austritt aus der EU 350 Millionen Pfund pro Woche in das Gesundheitswesen investieren. In den letzten drei Jahren ist in dieser Hinsicht wenig passiert: Sonst wären bei 1391 bestätigten Fällen nicht bereits 35 Menschen gestorben.

Zum Vergleich: Deutschland beklagt bei insgesamt 5813 infizierten Personen 13 Todesfälle.

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass gewisse Medikamente, die einst gegen SARS, Ebola und Malaria gewirkt haben, auch SARS-CoV2-Symptome lindern können.

Bis jedoch wirksame Medikamente und Impfstoffe gegen Covid-19 auf den Markt kommen, werden 12 bis 18 Monate vergehen, versichern die Virologen und Immunologen. Sie müssen drei Phasen durchlaufen, sie müssen zum Beispiel zuerst bei Tierversuchen getestet werden, dann auf ihre Nebenwirkungen, nachher müssen weltweite Zulassungen erwirkt werden, anschließend müssen sie in ausreichender Menge erzeugt werden.

Deshalb wird auch das Pharma-Unternehmen CureVac in Tübingen, das zu 80 Prozent dem deutschen SAP-Gründer Dietmar Hopp und zu 20 Prozent Bill Gates gehört, keine Wunder wirken können. Dort haben die Covid-19-Forschungen im Januar 2020 begonnen.

Donald Trump wollte diese Firma für 1 Milliarde US-Dollar kaufen und die Medikamente exklusiv den Amerikanern zur Verfügung stellen. Hopp hat abgelehnt. Die deutsche Bundesregierung hätte den Deal zugunsten der inneren Sicherheit sowieso abgelehnt.

Ja, innerhalb von zwei Wochen ist die Welt eine andere geworden.
Nicht einmal die Kriegsgeneration kann sich an so einschneidende Maßnahmen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit erinnern.

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hat erklärt, man müsse zusammenstehen und das Land auf «Notbetrieb» runterfahren.

Das gilt auch für den Motorsport.

Am 24. Februar wurde der MotoGP-Test in Doha beendet, seither hat sich in der «premier class» kein Rad mehr gedreht.

Wer hätte damals gedacht, dass in kürzester Zeit niemand mehr über die Begriffe «holeshot device», «ride height adjuster», Rundenzeiten, die neuen Michelin-Reifen, die Schulter von Marc Márquez und andere Banalitäten reden würde?

Plötzlich kamen ungeahnte neue Herausforderungen auf die Teams zu. Zum Beispiel: Wer packt die Frachtkisten auf dem Losail Circuit in Doha ein, wenn bei sechs MotoGP-Teams keine Italiener mehr ins Land dürfen? Wem gebe ich noch die Hand? Muss ich Hamsterkäufe tätigen? Wo kriege ich Desinfektionsmittel her? Wer passt auf meine Kinder auf? Wie stark wird weltweit die Wirtschaft einbrechen?

Momentan können die Teams nichts anderes tun, als die Situation zu beobachten und täglich neu zu bewerten.

Wer am Freitag noch davon träumte, am 3. Mai den GP von Spanien in Jerez fahren zu können, müsste längst aufgewacht sein.

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