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Valentino Rossi: Chad Reed kennt die heikle Situation

Von Simon Patterson
Valentino Rossi und Chad Reed: Der Australier besucht die MotoGP-WM immer wieder, hier 2015

Valentino Rossi und Chad Reed: Der Australier besucht die MotoGP-WM immer wieder, hier 2015

Supercross-Star Chad Reed hat mit seinen 38 Jahren bereits seinen Rücktritt nach dieser Saison angekündigt. Als MotoGP-Fan verfolgt er die anstehende Entscheidung seines Kumpels Valentino Rossi (41) aufmerksam.

Bereits im Vorfeld der Supercross-WM 2020 kündigte mit Chad Reed einer der ganz Großen der Szene seinen Rücktritt mit Ende der Saison an. Der inzwischen 38-jährige Australier kürte sich 2004 und 2008 zum Supercross-Champion in der Königsklasse 450 ccm und ist übrigens auch der Fahrer mit den meisten Main-Event-Starts in der Geschichte der US-Supercross-Serie.

In der MotoGP-WM stellen sich alle die Frage, ob Superstar Valentino Rossi nach 2020 noch eine 26. Saison in der Motorrad-WM anhängen wird. «Ich glaube, dass sich Valentinos Situation wirklich mit meiner vergleichen lässt», meinte Reed dazu. «Der Unterschied ist, dass im Supercross der Fahrer immer noch ziemlich dominiert, da kannst du den großen Unterschied machen. Die Yamaha ist vielleicht nicht das beste Motorrad da draußen, aber er sitzt auf einer ziemlich guten Maschine», ergänzte er.

«Ich mag Valentino sehr, er ist ein sehr guter Freund, aber wenn ich kleine Dinge sehe wie den Crash in Malaysia vor zwei Jahren, als er in Führung liegend stürzte… Diese Momente sind dünn gesät und es ist hart, diese Emotionen zu erklären. Es ist hart, sich nicht damit zu beschäftigen, und hart, nicht gut sein zu wollen. Und auch wenn ich nicht für ihn sprechen will, glaube ich, dass ich erkennen kann, was ich in der Vergangenheit schon gefühlt habe. Es muss hart für ihn sein mit diesen Emotionen klarzukommen – Shit, er ist drei Jahre älter als ich», seufzte der Australier mit Blick auf den 41-jährigen Italiener.

«Ich weiß nicht, ob er im nächsten Jahr weitermachen wird, aber wenn Yamaha ihm hilft, wer weiß. Vielleicht wird auch der neue Crew-Chief helfen, für mich persönlich war sein alter Crew-Chief nutzlos. Ich bin glücklich zu sehen, dass er Veränderungen vornimmt. Ich weiß nicht viel über den Neuen, aber ich habe nie verstanden, was der bisherige Kerl dort gemacht hat. Er war nicht auf der Höhe von Valentino und die Ergebnisse haben das gezeigt», kritisierte Reed Silvano Galbusera, der in der Rossi-Box am Ende des Vorjahres David Munoz Platz machte. «Ich hoffe, dass er in diesem Jahr ein gutes Paket hat. Die Entscheidung über seine Zukunft wird davon abhängen, wie konkurrenzfähig er ist.» Vierte oder fünfte Plätze seien für Rossi zu wenig, vermutete der Supercross- und Motocross-Star.

Die beiden Zweirad-Asse verbindet nicht zuletzt die Freude am Autorennsport: Reed feierte 2019 schon Siege im Lamborghini Super Trofeo und Rossi stand im Dezember beim 12h Gulf in Abu Dhabi auf dem Podest. Könnte am Ende eine zweite Karriere auf vier Rädern ein Anreiz dafür sein, dass der neunfache Motorrad-Weltmeister seine MotoGP-Karriere wirklich beendet? «Man hört ja einiges und ich habe gehört, dass er in einem Auto konkurrenzfähig ist», weiß auch Reed. «Sein Sieg in Abu Dhabi am Ende der letzten Saison oder seine Testtage im Ferrari [mehrmals zwischen 2004 und 2010] unterstreichen das – und ich glaube, das ist die eine Sache, die ihn grübeln lässt: ‚Was wäre, wenn…?‘ Ich glaube nicht, dass er die falsche Entscheidung getroffen hat [beim Motorrad zu bleiben], aber wenn man angeboten bekommt, einen F1-Wagen zu fahren, dann muss man überlegen.»

«Ich kann mir vorstellen, dass er Autorennen fahren wird, ich kann ihn verstehen. Du baust mit 40 Jahren keine Strecke auf deinem Anwesen, wenn du das Rennfahren nicht liebst. Das scheint das zu sein, was ihn hält», ergänzte Reed. «Wenn ich nach Kalifornien komme und mit jungen Fahrern trainiere, dann treibt mich das an. Er ist ein schlauer Kerl und du siehst kleine Dinge, die du mitnehmen kannst. Als Fan hoffe ich, dass er weitermacht, aber als Freund hoffe ich einfach nur, dass er das bekommt, was er will.»

Im Hinblick auf die MotoGP-WM 2020 sieht Reed übrigens nicht Yamaha vorne: «Ich glaube, dass Marc [Márquez] einfach zu gut ist. Wenn du eines der schwierigsten Bikes im Paddock hast, auch wenn Honda immer Honda ist – manchmal habe ich glück, Freunde im Fahrerlager zu haben, mit denen man Gespräche hinter verschlossenen Türen führen kann! Es hört sich so an, als würde Marc das Schiff in seine Richtung steuern – wie sie es eben machen, wenn du gewinnst. Er ist einfach verdammt gut. Wenn man sich einige der Rennen aus dem Vorjahr anschaut – wenn Fabio [Quartararo] bis in die letzten Runden dabei ist, dann lässt es Marc so einfach aussehen, bis zu dem Punkt, wo du denkst: ‚Was für ein Mistkerl‘. Ich glaube, er wird 2020 wieder gewinnen, aber ich hoffe, dass der Rest des Feldes etwas zusammenbringt. Es sah so aus, als hätte Ducati sich in Sachen Turning etwas verbessert, aber das geht immer auf Kosten eines anderen Aspekts. Sind sie auf der Bremse und in der Beschleunigung noch genauso gut wie zuvor? Wir werden es herausfinden.»

Abschließend hob Reed noch eine Parallele zwischen seinem natürlichen Umfeld und der MotoGP hervor: «Es ist wie im Supercross: Alle kommen zum Auftakt nach Anaheim, haben drei Monate lang alles getan, was sie konnten, und starten besser als je zuvor in die Saison. Aber wenn wir dann erst einmal Rennfahren, setzen sich an der Spitze immer die Besten durch.»

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