Jack Miller (Ducati): «Fahrermarkt aufgerüttelt»
Es hatte sich abgezeichnet und ist seit Mittwoch offiziell: Jack Miller wird im nächsten Jahr zum Ducati-Werksfahrer aufsteigen. Der 25-jährige Australier schrieb seine Gedanken zu diesem bedeutenden Schritt in seiner Karriere in einem Blogeintrag nieder: «Ich habe immer davon geträumt, ein richtiger Werksfahrer zu werden… Aber ich muss auch sagen, dass ich nicht gedacht hätte, dass es passieren würde, während ich zu Hause in Townsville sitze und seit sechs Monaten kein Rennen gefahren bin – aber 2020 hat sich als ein merkwürdiges Jahr erwiesen. Aber es ist geschafft und meine Pläne für 2021 so früh geklärt zu haben, ist aufregend und in vielerlei Hinsicht ein wahr gewordener Traum für mich», bekräftigte er.
Für die Beförderung empfohlen hatte sich der Pramac-Ducati-Pilot bereits 2019 mit fünf Podestplätzen, drei davon in den letzten sechs Rennen des Jahres. Zuvor feierte «JackAss», der als Moto3-Vizeweltmeister direkt in die Königsklasse aufgestiegen war, schon 2016 auf der Marc-VDS-Honda in Assen einen sensationellen Sieg im Regen.
«Als ich 2015 in die MotoGP gekommen bin, war [ein Platz in einem Werksteam] immer das, was ich verfolgt habe. Dass es jetzt wirklich passiert, ist ein bisschen surreal. Aber es ist wahr und es fühlt sich verdammt gut an», schwärmte der zukünftige Ducati-Werksfahrer. «Es ist so ziemlich das, worauf ich mein ganzes Leben lang hingearbeitet habe – bei einem Werk zu unterschreiben und ein voller Werksfahrer zu werden ist etwas, was man als langfristiges Ziel im Kopf hatte, als das alles angefangen hat. Dort zu sein… ist so aufregend und auf eine gewisse Weise ein bisschen unwirklich, aber es zeigt dir, dass die ganze harte Arbeit und die Opfer aller, die mir bis zu diesem Punkt geholfen haben, es wert waren.»
Miller weiter: «Ich muss Ducati danken, dass sie an mich glauben und mich darin unterstützen, den Job zu machen, den sie von mir wollen, und darauf vertrauen, dass ich es kann. Ein Platz in ihrem Werksteam war in meinem Kopf, seit ich 2018 zu ihnen gestoßen bin. Es war immer das Ziel. Wenn du immer Ein-Jahres-Verträge erhältst, wie es bei mir der Fall war, dann ist das etwas, wonach zu strebst. Und sie haben mir geholfen, mich dahin zu bringen. In den vergangenen zwei Jahren mit Pramac habe ich viel über mich selbst als Person und Fahrer gelernt und über alles, was mit diesem Sport zu tun hat. Sie haben mir dabei geholfen, ein kompletterer Fahrer und eine komplettere Person zu werden, und ich liebe die Zeit, die sich in mich investiert haben. Es hat mich hungriger als je zuvor gemacht, um noch besser zu werden und das Beste herauszuholen. Die Pramac-Jungs sind dem Werksteam so nah, dass ich gelernt habe, wie ein Werksfahrer sein und arbeiten sollte. Es hatte einen großen Einfluss auf die Art und Weise, wie ich an das Rennfahren herangehe. Und es gibt eine methodische Arbeitsweise, die ich erlernen musste, eine, mit der man viel mehr darauf einwirken kann, wie das Team und das Bike arbeiten. Im Grunde mehr Verantwortung. Ich habe das genossen.»
Als wichtigen Anstoß in der Entscheidungsfindung des Herstellers aus Borgo Panigale sieht der 25-jährige Miller einen Generationenwechsel in der MotoGP-WM: «Ich erinnere mich, dass ich im Vorjahr überlegt habe, dass der Fahrermarkt in der MotoGP auf kurze Sicht ein bisschen aufgerüttelt werden würde, allein wegen der Art und Weise, auf die sich Marc [Márquez] an der Spitze hält, seit er dort fährt. Er ist nur zwei Jahre älter als ich, aber zunächst waren es die älteren Jungs wie Valentino [Rossi], Jorge [Lorenzo] und Dani [Pedrosa], die seine Hauptgegner waren. Aber die Dinge habe sich verändert: Yamaha hat Maverick [Viñales], der in meinem Alter ist, Suzuki hat Alex [Rins] und Joan [Mir] – und ich habe gehofft, dass Ducati mich als ihren jungen Kerl sehen würde, der schon eine Weile dabei ist, aber immer noch ziemlich jung ist. Marc ist die Benchmark, also ist das Hauptziel für alle anderen Hersteller jemanden zu bekommen, der ihm nahe kommt.»
Vor allem ein Name steht für diese neue Generation: Fabio Quartararo, der 2019 als 20-jähriger Rookie sieben Podestplätze und sechs Pole-Positions sammelte. Yamaha reagierte und verkündete bereits im Januar dieses Jahres, dass der inzwischen 21-jährige Franzose künftig den Platz des neunfachen Weltmeisters Valentino Rossi (41) im Werksteam übernehmen wird.
«Für mich war der große Switch, dass Yamaha für das nächste Jahr Fabio [Quartararo] gebracht hat, um Rossi zu ersetzen – es war eine unvermeidbare Entscheidung, eine, die getroffen werden musste; dass sie es aber wirklich getan haben, war eine andere Sache – ich meine, wir sprechen von Rossi», gab Miller zu bedenken. «Ich bin mega happy, dass Ducati mich als ihren Kerl in der Altersgruppe sieht, um zu versuchen, untereinander zu kämpfen und hoffentlich in den kommenden Jahren auch mit Marc.»
Den nächsten Schritt in diese Richtung will der Australier noch in diesem Jahr machen, wenn die Saison laut Dorna-Plan am 19. Juli in Jerez beginnen soll: «In dieser Saison – ich würde mehr sagen, ‚sobald‘ wir sie starten und nicht ‚wenn‘ – will ich meine Zeit mit Pramac auf einem Hoch beenden. Wir hatten einen Plan zu Beginn der Saison, was wir erreichen wollten, und wir müssen länger auf den Start warten, als wir es wollten. Wenn wir aber erst einmal loslegen können, werde ich alles tun, was möglich ist, um die Ergebnisse zu schaffen, die wir für das Team und für mich selbst wollen. Das Team und die ganze Organisation waren für mich unglaublich, also kann ich ihnen hoffentlich helfen, das zu erreichen, was sie verdienen, bevor ich die Box wechsle. Nichts würde mich glücklicher machen», betonte Miller abschließend.