Stefan Bradl: «MotoGP-Fahren geht mir gewaltig ab»
Stefan Bradl beim Sepang-Test im Februar
Der deutsche Honda-MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl (30) hat seit seinem Auftritt in der ersten Februar-Woche beim Shakedown-Test in Sepang keine Rennmaschine mehr pilotiert. Denn der nächste Test vom 18. bis 20. März in Jerez auf dem Ángel Nieto-Circuit in Jerez/Andalusien fiel bereits der Coronakrise zum Opfer. Die Strecke wurde am 13. März bereits für 15 Tage gesperrt.
Inzwischen ist entschieden worden, dass die MotoGP-Testfahrer 2020 keine Wildcard-Einsätze bestreiten dürfen. Aber immerhin wird Bradl die Honda RC213V im August zweimal in Misano testen – von 4. bis 6. August und am 25./26. August. Bradl: «Ich hoffe, dass das auch klappen wird. Wenn jetzt alles gelockert wird und die Reisefreiheit in Europa wieder zurückkehrt, wird der Testplan eventuell auch ruck-zuck über den Haufen geschmissen und angepasst.»
Die Motorenentwicklung für die Factory Teams (Honda, Yamaha, Suzuki und Ducati) ist zwar bis Ende 2021 eingefroren worden. «Aber es gibt genug andere Bereiche, die weiterentwickelt werden dürfen, vom Chassis über die Elektronik bis zur Suspension», weiß der Bayer. «Es wird im August genug Teile zum Testen geben. Das 2020-Motorrad ist ja auch noch nicht völlig ausgereift; da gibt es auch noch einiges zu probieren. Ich kenne das Honda-System. Sobald wir nach Corona wieder halbwegs normale Zeiten haben, werde ich alles aufholen müssen, was wir seit Februar versäumt haben. Und das ist auch gut so. Es wäre ja schön, wenn wir einen Haufen Teile zum Probieren kriegen.»
Weil sich Bradl auch als Ersatzfahrer für die Honda-Teams von Repsol (Marc und Alex Márquez) und LCR (Crutchlow, Nakagami) bereithalten muss, plant er jetzt etliche Auftritte bei Track Days. Er braucht dringend Rennstreckenkilometer und hat sich deshalb für Juli bei Veranstalter Race Camp für zwei Racing-4-Fun-Events auf dem Sachsenring (15./16. Juli) und auf dem Slovakiaring (1. bis 3. September) angemeldet. «Ich bin auch in Kontakt mit Jochen Nerpel vom Hockenheimring, vielleicht kann ich dort auf der GP-Strecke schon vor dem Sachsenring-Event einmal mit der Fireblade fahren. Vielleicht geht da in den nächsten drei Wochen noch was. Herr Nerpel gibt mir demnächst Bescheid, Dann klinke ich mich dort ein.»
«Meine Triple-R-Superbike-Honda für die Track-Days wird in den nächsten zwei Wochen geliefert. Ich kann es nicht erwarten. Da ich einige Spezialteile dazu bestellt habe, zum Beispiel eine Karbonverkleidung und ein Rennpaket, hat sich die Lieferung etwas verzögert», erzählt Bradl. «Langsam ist die Pause echt zäh. Das Fireblade-Fahren ist ja recht und schön. Es hält sicher fit und scharf. Aber das richtige Rennfahren ist für mich MotoGP. Und das geht mir schon gewaltig ab. Ich werde schon ein paar Runden brauchen, bis sich das Auge wieder an die Geschwindigkeit gewöhnt hat. Aber wenn es zwei, drei oder vier Runs dauert, geht es ja. Von mir aus kann es auch einen halben Tag dauern. Aber wir sind ja Profis…»
«Ich werde jedenfalls im Sommer bereit sein, wenn ich für einen Stammfahrer einspringen muss», versichert Bradl. «Es wäre aber gut, wenn ich vorher auch mit den MotoGP-Maschinen testen könnte.»
Der Moto2-Weltzmeister von 2011 hat natürlich auch die Transfer-Neuigkeiten verfolgt – Pol Espargaró wird 2021 und 2021 neben Marc Márquez die zweite Repsol-Honda fahren und den Platz von Alex Márquez übernehmen. «Dass Pol bei KTM weggeht, hat mich überrascht. Das ist eine interessante Neuigkeit», räumt Bradl ein. «Ich bin gespannt, welche Konstellation dann 2021 bei Honda zum Tragen kommt. Wenn Alex wirklich zu LCR kommt, bin ich neugierig, und ob dort Crutchlow oder Nakagami Platz machen muss. Ob es bei Honda dann genug Plätze gibt und wie sie aufgeteilt werden, täte mich selber interessieren.»