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Pit Beirer nach KTM-Sieg: «Der absolute Wahnsinn»

Von Günther Wiesinger
Sieger Brad Binder

Sieger Brad Binder

Brad Binder bescherte Red Bull KTM bei seinem dritten MotoGP-Rennen den ersten Sieg in der «premier class». Pit Beirer jubelte.

Schon beim zweiten Jerez-GP brachte Red Bull KTM drei Fahrer ins Qualifying 2, in Brünn sicherten sich Pol Espargaró, Brad Binder und Miguel Oliveira die Startplätze 6, 7 und 13. Und wenn Pols beste Zeit nicht gestrichen worden wäre, hätte er beim Tschechien-GP sogar von Platz 2 losfahren können.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, wusste vor dem Rennen, dass hier in Brünn die Chance bestand, die KTM RC16 zum ersten Mal bei einem, Grand Prix im Trockenen aufs Podest zu bringen. Denn Pol Espargaró hatte schon im Warm-up mit der Bestzeit überrascht. «Time to do it!» Das war die letzte Botschaft des ehemaligen 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeisters vor dem Start.

Die Augen bei KTM waren natürlich in erster Linie auf Teamleader Pol Espargaró gerichtet, denn Brad Binder, so dachte man, habe sein Mütchen mit Abflügen und Ausritten und Kollisionen bei den ersten zwei Jerez-Events ein bisschen gekühlt.

Doch Pol Espargaró wurde bei einem Duell von Johann Zarco abgeräumt, der Franzose musste danach einen Long-Lap-Penalty absolvieren.

Doch in der Zwischenzeit stürmte Brad Binder mit der Nummer 33 an einem Gegner nach dem anderen vorbei, er schnappte sich in seinem unnachahmlichen Stil am Ende auch noch den führenden Morbidelli – und bescherte KTM den ersten GP-Sieg in der Königsklasse. Genau vier Jahre und 285 Tage nach dem ersten Roll-out der KTM RC16 im Oktober 2016 in Spielberg.

Pit Beirer hatte geahnt, dass es in Brünn eine Überraschung geben könnte, deshalb war er am Donnerstag nach Tschechien gereist, wo der geniale Testfahrer Dani Pedrosa mit einem Privattest im Juli die Grundlage für die Top-Ergebnisse gelegt hat.

«Im Moment fehlen mir natürlich grad die Worte», seufzte ein emotionaler Pit Beirer beim ersten Interview mit Andrea Schlager bei ServusTV. «Denn wir wollten diesen Erfolg so sehr, und wir haben so sehr dafür gekämpft. Es war unser Ziel, endlich bei einem trockenen Rennen auf dem Podium zu stehen. Dass jetzt ein Sieg daraus wurde, ist der absolute Wahnsinn. Es hat sich abgezeichnet, denn das neue Motorrad war besser, die Fahrer sind gut drauf. Wir wussten, es kann klappen, aber zuletzt vor zwei Wochen in Jerez ist einiges schief gelaufen. Heute hat es gepasst! Gewaltig.»

Der völlig unerschrockene und abgebrühte Brad Binder zeigte bei seinem erst dritten MotoGP-Einsatz den übliche Kampfgeist, er spielte seine Spätbremser-Fähigkeiten genial aus, er gilt als einer der besten Zweikämpfer im Feld. Das war schon in der Moto3 und Moto2 so.

«Brad ist ein so cooler Hund, er macht das so locker und mit Spaß, und er nimmt den Spaß mit auf die Strecke», lobte Beirer. «Er hat gemerkt, es geht. Und wir haben versucht, ihm das einzureden. Wir haben gesagt: ‚Brad, dein Moment wird kommen.‘ Wir haben geahnt, es wird der Zeitpunkt kommen, wo er attackieren kann. Und genau so weit war es heute hier. Unser Motorrad ist klar besser geworden. Wenn wir auf dieser holprigen Piste mit wenig Grip erfolgreich sein können, müsste es auch auf anderen Strecken klappen.»

Pit Beirer vergass aber in der Stunde des Triumphes auch jene Herrschaften bei KTM in Mattighofen nicht, die dieses Projekt finanziert haben. Vorstand Hubert Trunkenpolz pochte 2014 aus Marketinggründen auf den MotoGP-Einstieg, Firmenchef Stefan Pierer sorgte gemeinsam mit Red Bull für das 30-Mio-Budget.

«Ich möchte Grüße an unseren gesamten Vorstand daheim in Mattighofen und Wels richten, an Stefan Pierer und Hubert Trunkenpolz und alle andern. Danke, dass ihr immer hinter uns gestanden habt. Jetzt haben wir endlich einen rausgehauen», jubelte Pit.

Stefan Pierer war auch 2017 in Katar dabei, als Pol Espargaró und Bradley Smith beim Debüt des Werksteam mit mehr als 3 Sekunden Rückstand auf den letzten zwei Startplätzen standen…

Großen Anteil am Erfolg hat auch Race Manager Mike Leitner, der bei den Technikern nie locker ließ, wenn neue Ideen nötig waren, um den Rückstand stückweise abzuknabbern.

«Ich bin sprachlos, mir fehlen die Worte», frohlockte Mike Leitner. «Ich glaube, ohne den Sturz von Pol hätten wir heute die Plätze 1 und 2 einfahren können. Man soll nicht überheblich sein, aber das war wirklich drinnen. Ich bin super happy für Brad, für das ganze Team, für KTM und Red Bull. Wir haben in den letzten vier Jahren so viel Energie in dieses Projekt gesteckt. Es ist unglaublich. Icxh kann es noch gar nicht glauben.»

Übrigens: Als im Herbst 2019 durch den Zarco-Abgang ein Platz im Factory Team frei wurde und dieser durch Rookie Brad Binder besetzt wurde, gab es viel Stirnrunzeln bei den anderen Teams und in den Medien. Aber Red Bull KTM kannte die Fähigkeiten des 24-jährigen Draufgängers aus Südafrika.

Ergebnis Brünn-GP, MotoGP, 9. August:

1. Binder, KTM, 41:38,764 min
2. Morbidelli, Yamaha, + 5,266 sec
3. Zarco, Ducati, + 6,470
4. Rins, Suzuki, + 6,609
5. Rossi, Yamaha, + 7,517
6. Oliveira, KTM, + 7,969
7. Quartararo, Yamaha, + 11,827
8. Nakagami, Honda, + 12,862
9. Miller, Ducati, + 15,013
10. Aleix Espargaró, Aprilia, + 15,087
11. Dovizioso, Ducati, + 16,455
12. Petrucci, Ducati, + 18,506
13. Crutchlow, Honda, + 18,736
14. Viñales, Yamaha, + 19,720
15. Alex Márquez, Honda, + 24,597
16. Rabat, Ducati, + 29,004
17. Smith, Aprilia, + 32,290
18. Bradl, Honda, + 55,977

WM-Stand nach 3 von 14 Rennen:

1. Quartararo, 59 Punkte. 2. Viñales 42. 3. Morbidelli 31. 4. Dovizioso 31. 5. Binder 28. 6. Zarco 28. 7. Rossi 27. 8. Nakagami 27. 9. Miller 20. 10. Rins 19. 11. Pol Espargaró 19. 12. Oliveira 18. 13. Alex Márquez 13. 14. Mir 11. 15. Petrucci 11. 16. Bagnaia 9. 17. Rabat 7. 18. Aleix Espargaró 6. 19. Crutchlow 6. 20. Smith 5.

Konstrukteurs-WM nach 3 von 14 Rennen:

1. Yamaha 70. 2. KTM 44. 3. Ducati 42. 4. Honda 27. 5. Suzuki 24. 6. Aprilia 11.

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